Veranstaltung: | XVI. Mitgliederversammlung der JUNOS Studierenden |
---|---|
Tagesordnungspunkt: | #13 Inhaltliche Anträge |
Antragsteller*in: | Lukas Schobesberger, Johannes Sablatnig, Viktoria Marik, Mario Dragnev, Moritz Mairhofer, Alina Schlenz, Marko Trstenjak und Fabian Haslwanter (Arbeitsgruppe #oeh23) |
Status: | Angenommen |
Eingereicht: | 04.02.2023, 19:14 |
Ersetzt: | A6: Wahlprogramm für Pädagogische Hochschulen |
A6NEU: Wahlprogramm für Pädagogische Hochschulen
Antragstext
Die XVI. Mitgliederversammlung der JUNOS Studierende möge beschließen:
UNSERE IDEEN FÜR DIE BESTE HOCHSCHULBILDUNG – UNSER PROGRAMM FÜR PHs
Lehrer:innen praktizieren einen der wichtigsten, wenn nicht den wichtigsten
Beruf unserer Gesellschaft. Sie sind es, die Kindern und Jugendlichen das
Werkzeug in die Hand geben, um das Beste aus sich und ihrer Zukunft zu machen.
Doch damit das gelingt, ist es nicht nur wesentlich, dass Lehrende über genügend
Fachwissen verfügen. Zumindest eine genauso große Rolle spielen pädagogische
Kompetenzen und der Umgang mit Schüler:innen generell. Eigenschaften, auf die
Pädagogische Hochschulen einen besonderen Wert legen und daher aus unserer
Gesellschaft nicht wegzudenken sind.
Umso erschreckender ist es, wie das Lehramt-Studium in der bundesweiten
bildungspolitischen Debatte völlig untergeht. Man spricht über Digitalisierung –
Stichwort: Tablets und Notebooks für Schülerinnen; man diskutiert über
Lehrer:innen, die vermeintlich zu wenig arbeiten; und es war auch nicht allzu
lange her, als die Öffentlichkeit die Frage beschäftigte, ob nun Ziffernoten
oder schriftliche Beurteilungen zeitgemäßer sind.
So wichtig diese Fragestellungen sind: sie verfehlen den Anspruch, Probleme im
Bildungssystem bei der Wurzel zu packen. Denn selbst Computer in den Händen
aller Schüler:innen sind nutzlos, wenn die instruierenden Lehrpersonen nicht gut
ausgebildet oder überfordert sind. Für uns JUNOS ist klar: ein großartiges
Lehramt-Studium ist das Fundament, dass es für eine grundlegende Neuausrichtung
für das österreichische Bildungssystem braucht.
Natürlich haben es Pandemie, Krieg und Teuerung auch den PHs nicht einfach
gemacht. Umso wichtiger ist es aber, dass die Bundesregierung die Sorgen und
Wünsche dieser Zukunftshochschulen ernst nimmt. Damit einher geht Qualität im
Studium: dieses muss modern und zeitgemäß sein und man muss das lernen können,
was man will und was man braucht. Studierende brauchen Absicherungen und
Chancen. Sie brauchen Krisensicherungen und Unterstützungen. Sie brauchen
Zusatzangebote, studentisches Leben und die Möglichkeit, stets neue Erfahrungen
sammeln zu können. All das in einem gemeinschaftlichen und konstruktiven,
weltoffenen Umgang miteinander, wo alle Meinungen gesagt und gehört werden
dürfen. Sie brauchen ein Bildungssystem, das ausreichend finanzielle Mittel für
die beste Bildung hat und sie brauchen Möglichkeiten, an sich selbst und unser
aller Zukunft arbeiten zu können. Mit Wissenschaft und Verantwortung.
Deshalb brauchen Studierende verlässliche Partner:innen im Studium, die einen
echten Systemwandel in der Bildung umsetzen können und ihnen all das, was sie
dringend brauchen, geben wollen.
Die PHs sollen jeweils zu Fachhochschulen (School of Education) aufgewertet,
oder als Fakultät in die nächstgelegene Universität integriert werden und
erlangen volle Autonomie, auch Personalautonomie. Die Kernkompetenz der neuen
Fakultäten oder „Schools of Education“ besteht in der Vermittlung der
pädagogischen und (fach)didaktischen Kompetenzen der künftigen Lehrkraft und
hat diese Felder auch in das Zentrum der eigenen Forschungsarbeit zu stellen. Im
Zuge dessen muss die „Ausbildung der Ausbildner_innen“ verbessert werden,
Lehrende haben dieselben Qualifikationskriterien zu erfüllen, wie dies auf den
Universitäten üblich ist.Gleichzeitig muss Praxiserfahrung weiterhin eine
Voraussetzung sein, denn eine rein theoretischer Zugang reicht nicht und wird
den Unterrichtsrealitäten auch nicht gerecht!
Um den Studierenden ausreichend Erfahrungsmöglichkeiten zu bieten und sie besser
auf ihre Tätigkeit vorzubereiten, soll die berufspraktische Ausbildung mit
zusätzlichen Ressourcen ausgestattet werden. Das Lehramtsstudium soll außerdem
den Anspruch erfüllen, Lehrer_innen zu Teamplayern auszubilden. Die
Lehramtsstudien sollen nach Altersstufen (Grundstufe, Mittelstufe, Oberstufe)
gruppiert werden und durch einen modularen Aufbau ermöglichen, dass Lehrpersonen
im Laufe ihres Berufslebens durch Fortbildung leicht von Stufe zu Stufe wechseln
können. Für die Mittel- und Oberstufe sollen Flächenfächer (Naturwissenschaften,
Humanwissenschaften, ...) die bisherige Kombinationspflicht zweier Einzelfächer
ablösen, um in Zukunft die schulautonome Gestaltung von Stundentafeln und
fächerübergreifendem Unterricht zu erleichtern.
Anstöße und Anleitung zum Professionalisierungsprozess der Lehrer_innen sollen
von den Lehrerbildungsstätten (Unis, PHs) kommen. Diese müssen alle fünf Domänen
der Professionalität von Lehrer_innen umfassen: Differenzfähigkeit (Umgang mit
Unterschieden), Kooperation und Kollegialität (Lehrer_innen als Teamworker),
Reflexions- und Diskursfähigkeit (Wissen und Können teilen),
Professionsbewusstsein (sich als Expert_in wahrnehmen) und Personal Mastery
(Könnerschaft im Einsatz vielfältiger Methoden).
- Kombinationspflcht zweier Einzelfächer durch Flächenfächer ablösen
Persönlichkeit im Fokus: Aufnahmeverfahren neu denken
Der eklatante Lehrer:innenmangel, der mit der Pensionierungswelle der Boomer-
Generation nur noch schlimmer wird, hat zumindest das Eintrittsniveau für den
Bachelor Sekundarstufe enorm fallen lassen. Studienwerber:innen sehen sich
hauptsächlich mit einem Self-Assessment und einem Computertest konfrontiert, den
ein Großteil auch problemlos besteht. Doch was auf dem Papier ideal klingt, ist
genau das Gegenteil davon. Denn der einfache Eintritt, kombiniert mit fehlender
Maturant:innenberatung, lockt viele in das Studium, die es oft genauso schnell
abbrechen, wie sie es angefangen haben. Zumeist hat das aber weniger mit
lückenhafter Fachkompetenz, als mit fehlenden Persönlichkeitseigenschaften zu
tun. Wissensvermittlung klingt auf dem Papier einfach, funktioniert in der
Praxis aber nur, wenn man mit Kindern und Jugendlichen umgehen kann.
Zwischenmenschliche Fähigkeiten sind ein wesentlicher Faktor, wenn Unterricht
glücken soll. Deswegen ist es unabdinglich, dass Lehramt-Aufnahmeverfahren auch
immer mit Face-to-Face-Assessments verbunden sind. Diese kurzen
Bewerbungsgespräche haben natürlich nicht die Aussagekraft eines
Persönlichkeitstests; aber sie können dazu dienen, die Grundmotivation der
Studienwerber:innen herauszufinden und lassen zumindest erahnen, ob jemand aus
dem richtigen Holz für den Job geschnitzt ist.
Forderungspunkt:
- Flächendeckende Face-to-Face-Assessments bei allen Lehramt-
Aufnahmeverfahren
Der Mangel an Lehrpersonal wird in der politischen Debatte oft zu verkürzt
dargestellt. Einerseits gestaltet sich die Situation von Region zu Region
unterschiedlich und es gibt Orte, an denen der Lehrer:innenmangel nicht so stark
ausgeprägt ist wie anderswo. Darüber hinaus ist dieser enorm fachabhängig:
während auf dem Jobmarkt beispielsweise mehr als genügend Psychologie und
Philosophie Lehrer:innen zu finden ist, fehlt es enorm an Lehrkräften für die
MINT-Fächer. Doch wir wären nicht die Alpenrepublik, wenn wir keine
österreichische Lösung parat hätten: das fachfremde Unterrichten. So können
Schulleiter:innen von Lehrpersonen verlangen, dass sie Fächer unterrichten, die
sie gar nicht studiert haben. Das stellt Junglehrer:innen oft vor eine
unangenehme Wahl: entweder unterrichtet man Fächer, die man nicht studiert hat,
oder bleibt weiterhin auf der oft mühsamen Jobsuche. Das Problem ist, dass viele
Studienwerber:innen von dieser Möglichkeit laut Schulunterrichtsgesetz gar
nichts wissen und meistens erst im Laufe ihrer Hochschulausbildung davon
erfahren. Es wirkt nach einem perfiden System: man lässt so gut wie jede:n
Lehramt mit den Fachspezialisierungen studieren, wie man möchte. Im Wissen, dass
die fertig ausgebildeten Lehrpersonen im schlimmsten Fall doch lieber fachfremd
Unterrichten als gar nicht. Das ist aber nicht nur schädlich für die einzelnen
Lehrpersonen, sondern natürlich auch für die Schüler:innen, die so einen weniger
qualitätsvollen Unterricht erfahren.
Forderungspunkte:
- Studienwerber:innen über die Möglichkeit des fachfremden Unterrichtens
aufklären
Seit der Umstellung des Lehramts auf das Bachelorsystems ist dieses eine einzige
Baustelle. Die Einführung des 8-Semester-Bachelors in der Sekundarstufe hat zu
einer Verschulung des Studiums geführt. Die Grundidee klingt am Papier
nachvollziehbar: ein längeres Studium bietet mehr Platz für
bildungswissenschaftliche Grundlagen. Dieses Mehr an Pädagogik und Didaktik ist
wohl auch kein Fehler. Gleichzeitig wollte man aber an der Fächerseite kaum
abspecken. Das hat dazu geführt, dass Lehramt-Studierende in
Lehrveranstaltungen, die nicht exklusiv für sie gemacht sind, oft weniger ECTS
bekommen, als Fachbachelor-Kolleg:innen. Wir sagen: das ist unfair und unnötig.
Das Lehramt-Studium gehört entschlackt! Es braucht einen größeren Fokus auf
fachdikdatischen Lehrveranstaltungen und Praxiserfahrung, die auch einen
eindeutigen Mehrwert im späteren Berufsalltag darstellen und etwas weniger
fachliche Spezialisierungen und Assistenzstunden in der Schule. Eine Lehrperson
wird beispielswiese niemals die Zeit finden, im Englisch-Unterricht tiefgehend
auf Linguistik einzugehen. Trotzdem ist die Erledigung von diesbezüglichen LVs
im Studium erforderlich.
Forderungspunkte:
- Verschulung des Lehramts beenden und 5-jähriges Studium ermöglichen
Die beliebten BAKIP-Kollegs für Quereinsteiger_innen werden (in Zusammenarbeit
mit den Pädagogischen Hochschulen) zu Bachelor-Studiengängen weiterentwickelt
und damit auch zukünftig eine zentrale Rolle in der Ausbildung des Fachpersonals
(Elementarpädagog_innen) spielen. Diese Studiengänge sind sowohl Vollzeit als
auch berufsbegleitend zu führen und sollen einen Schwerpunkt auf die
Bildungsarbeit in einem multikulturellen Umfeld legen.
Kommentare