Veranstaltung: | XVI. Mitgliederversammlung der JUNOS Studierenden |
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Tagesordnungspunkt: | #13 Inhaltliche Anträge |
Antragsteller*in: | Lukas Schobesberger, Johannes Sablatnig, Viktoria Marik, Mario Dragnev, Moritz Mairhofer, Alina Schlenz, Marko Trstenjak und Fabian Haslwanter (Arbeitsgruppe #oeh23) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 04.02.2023, 19:08 |
Ersetzt: | A5: Wahlprogramm für Fachhochschulen |
A5NEU: Wahlprogramm für Fachhochschulen
Antragstext
Die XVI. Mitgliederversammlung der JUNOS Studierende möge beschließen:
UNSERE IDEEN FÜR DIE BESTE HOCHSCHULBILDUNG – UNSER PROGRAMM FÜR
FACHHOCHSCHULEN
Fachhochschulen können in vielen Punkten als Vorbild für den gesamten
Hochschulsektor dienen – als Beispiel seien die Ausbildungsverträge genannt,
die Studierende zu Kund:innen anstatt Bittsteller:innen machen. Dennoch gab es
schon leichtere Zeiten für unsere Fachhochschulen in Österreich: Die Corona-
Pandemie und die Teuerungs- und Energiekrise sind zwei von vielen
Herausforderungen, die den Hochschul- und Studienalltag in letzter Zeit prägen.
Die Studierenden wollen und dürfen sich in schwierigen Zeiten auf starke
Partner:innen verlassen, die ihre Interessen vertrete und in ihrem Interesse
arbeiten.
Auf der einen Seite steht aber eine Bundesregierung und allen voran ein
Bildungsminister, dem die Studierenden egal sind, obwohl er früher Rektor war.
Auf der anderen Seite steht eine Bundes-ÖH, die lieber an linksutopische
Weltrevolutionen arbeitet, als Studierenden zu helfen und dringend notwendige
Veränderungen im Bildungssystem zu erwirken.
Das haben Studierende nicht verdient und können sie jetzt am aller wenigsten
brauchen.
Studierende dürfen nicht mit ihren Sorgen und Ängsten allein gelassen werden.
Sie brauchen ein modernes, zeitgemäßes und hochqualitatives Studium, wo sie das
lernen können, was sie wollen, und im Leben brauchen – ganz so wie sie es selbst
wollen – frei! Sie brauchen Absicherungen und Chancen. Sie brauchen
Krisensicherungen und Unterstützungen. Sie brauchen Zusatzangebote,
studentisches Leben und die Möglichkeit, stets neue Erfahrungen sammeln zu
können. All das in einem gemeinschaftlichen und konstruktiven, weltoffenen
Umgang miteinander, wo alle Meinungen gesagt und gehört werden dürfen. Sie
brauchen ein Bildungssystem, das ausreichend finanzielle Mittel für die beste
Bildung hat und sie brauchen Möglichkeiten, an sich selbst und unser aller
Zukunft arbeiten zu können. Mit Wissenschaft und Verantwortung.
Deshalb brauchen Studierende verlässliche Partner:innen im Studium, die einen
echten Systemwandel in der Bildung umsetzen können und ihnen all das, was sie
dringend brauchen, geben wollen.
Systemwandel Bildung: Endlich studieren, wie du es dir als Kind vorgestellt
hast!
Wer kennts? Du studierst seit 2 Semester, bis am Ende deines Studiums oder hast
sogar schon zwei Abschlüsse – und du fragst dich, was zur Hölle du hier
eigentlich lernst? Wer braucht all das? Was bringt dir die x-te Seminararbeit zu
einem langweiligen Thema wirklich im späteren Leben? Selbiges für Prüfungen:
gelernt – geschrieben – vergessen. Du fragst dich, wozu eigentlich
studieren, wenn du nach dem Studium nicht das kannst, worauf es im Leben
ankommt?
Wir brauchen einen Systemwandel der Bildung. Wir wissen alle, dass DAS kein
Studium ist, wie wir es uns als Kind vorgestellt haben. Das derzeitige
Bildungssystem ist kaputt, alt, starr, verschult, fern der Realität und letzten
Endes oft mehr Hindernis als Unterstützung bei der Verbesserung des eigenen
Potenzials und der eigenen Talente.
Wir ändern dieses System. Das Studium muss wieder nahe an die Realität und das
tun, wozu Bildung da ist: Studierende auf ihr Leben und auf die Welt
vorbereiten. Hochschulbildung muss allen Studierenden wieder ein freies und
selbstbestimmtes Leben ermöglichen, wo ihnen alle Türen offenstehen und ihnen
die nötigen Werkzeuge in die Hand gelegt werden, um eine schöne Zukunft bauen zu
können. Die Selbstentfaltung und Verbesserung der eigenen Talente sollen dabei
im Mittelpunkt stehen.
Das Studium muss sich auch den individuellen Lebensrealitäten anpassen.
Studierende haben heutzutage oft mehr Verpflichtungen als „nur“ zu
studieren. Die meisten Studierenden arbeiten nebenher, betreiben mehrere
Studien, kümmern sich bereits um Familie oder haben weitere
Betreuungspflichten.
Wir passen das Studium an diese Lebensrealitäten an und bauen ein freieres und
flexibleres Studium! Vor allem an Fachhochschulen brauchen wir oft viel mehr
Flexibilität.
Stell dir vor, du kannst entscheiden, ob du die Lehrveranstaltung heute an der
Fachhochschule anschauen und deine Kommiliton:innen treffen willst, oder lieber
deine Freizeit genießen und die Vorlesung irgendwann nachschauen willst. Mit
unserem Modell der Hybridlehre geht das.
Die Coronakrise hat uns allen gezeigt, dass reine Präsenzlehre unflexibel und
reine Onlinelehre unpersönlich ist. Für einen ausgewogenen Studienalltag braucht
es beides! Das bietet größtmögliche Flexibilität, ohne dass der soziale Aspekt
des Studierens verloren geht.
Wir stellen uns eine Hybridlehre vor, in der Livestreams & Aufzeichnungen von
Vorlesungen Standard sind, Massenvorlesungen im Podcast-Format angeboten werden
und hochwertige E-Learning-Plattformen, sowie Cloud-Dienste für Studierende
gratis zur Verfügung stehen Studienrelevante Software wie teure Zeichenprogramme
oder Datenmanagement-Tools sollen ebenso über gratis Lizenzen allen Studierenden
zur Verfügung stehen.
- Freie Wahl zwischen Präsenz- und Onlinelehre in so viele
Lehrveranstaltungen wie didaktisch sinnvoll möglich
Wir schätzen FHs als praxisnahe Ausbildungsorte und da ist es ganz klar, dass
man auch öfter direkt vor Ort sein muss. Aber etwas mehr Flexibilität braucht
es an den FHs allemal. Studierende sollen nämlich selbstbestimmt studieren
können. Studierende sind alt genug, selbst zu entscheiden, ob sie in die
Lehrveranstaltung gehen müssen oder nicht, um die Inhalte zu verstehen.
Anwesenheitspflichten müssen deshalb reduziert werden, um das Studium
individueller zu machen. Wir fordern die weitgehende Abschaffung der
Anwesenheitspflicht.
- Abschaffung der Anwesenheitspflichten in so vielen Lehrveranstaltungen wie
didaktisch sinnvoll möglich
Studierende können durch frei gewählte Wahlfächer interdisziplinäre Kompetenzen
erwerben, sich weiter entfalten und besser spezialisieren. Wir fordern in den
Curricula mindestens 15% selbstbestimmte, frei wählbare Wahllehrveranstaltungen.
Außerdem sind Praktika eine wichtige Ergänzung zum Studium, um hands-on das
Gelernte zu vertiefen und selbst auszuprobieren. Auch Exkursionen gibt es in
Österreich viel zu wenige. Wir wollen ein breites Angebot für alle Studiengänge
schaffen, um die Studieninhalte auch in der Praxis sehen und verstehen zu
können. Die Welt findet schließlich nicht in Skripten und Büchern, sondern
draußen statt!
Genehmigungen von Studienjahrwiederholungen an Fachhochschulen sind leider oft
eher fragwürdig geregelt. Die Entscheidung der Genehmigung hängt zumeist von
einer einzigen Person – der Studiengangsleitern – ab. Wir fordern, dass hier ein
unabhängiges Gremium mit Studierendenvertreter:innen entscheidet. Außerdem muss
die ÖH vermehrt über die Rechte von Studierenden in solchen Situationen
informieren.
Forderungspunkte:
- Einführung eines unabhängigen Gremiums zur Entscheidung über
Studienjahrwiederholungen
- Mehr Information seitens der ÖH über Studienjahrgangswiederholungen
Fachhochschul-Studierende müssen oft hart um einen PhD Platz an einer heimischen
Universität kämpfen oder werden dabei teils gegenüber Universitätsstudierenden
diskriminiert. Wir fordern einen Ausbau der Kooperation von heimischen
Fachhochschulen und heimischen Universitäten, damit man nach einer FH Ausbildung
leichter an die Uni wechseln kann.
- mehr Kooperationen im Bereich PHD-Programme zwischen Universitäten und
Fachhochschule
Viele Studierende arbeiten, haben Betreuungspflichten oder verfolgen sonstige
Tätigkeiten, durch die sie nicht in den klassischen Kernzeiten auf die
Bibliothek können – wieder andere lernen nachts einfach besser. Deshalb fordern
wir ein flächendeckendes Angebot an 24/7 Bibs, so wie wir JUNOS es bereits an
der KFU Graz umgesetzt haben. Zusätzlich sollen Computer- und
Gruppenarbeitsräume digital buchbar und zu jeder Zeit nutzbar gemacht werden.
Auch die Lernzonen sollen 24/7 geöffnet sein und als Wohlfühlorte gestaltet
werden, um eine gute Lernumgebung zu schaffen.
Künstliche Intelligenzen - Moderne Technologien nutzen!
Seit einigen Monaten ist eines in aller Munde: Künstliche Intelligenzen rund um
ChatGPT. Allerdings existieren Konzepte wie Machine Learning bzw. KI nun schon
seit einigen Jahren und nicht erst seit gestern. Sie werden bereits auf
vielfältige Weise in Forschung & Entwicklung, aber auch in der Industrie
eingesetzt. Dennoch sind diese Technologien großen Teilen der Studierenden, als
auch der Gesellschaft, fremd und wirken bisweilen für einige gar beängstigend.
Hier ist Aufklärungsarbeit gefragt!
Zudem stellt die Zugänglichkeit für die breite Masse zu einer so ausgereiften
Künstlichen Intelligenz wie ChatGPT eine Herausforderung für das Bildungswesen
dar. Aber mit jeder Herausforderung entstehen mindestens genauso viele Chancen.
Diese Chancen gilt es zu nutzen und so soll ChatGPT unserer Meinung nach an
Hochschulen nicht einfach verboten werden, sondern viel eher sollen Hochschulen
und Studierende verstehen, wie Künstliche Intelligenzen den Hochschulalltag
bereichern können. Dazu müssen Unterrichtsstil und Prüfungsmodi angepasst
werden. Hochschulen sowie Lehrende und Studierende müssen sich mit dem Thema
ausgiebig beschäftigen. Das muss jetzt passieren und nicht erst in drei Jahren!
Forderungspunkte:
- Die Erarbeitung von Konzepten und Maßnahmen rund um lehren und lernen mit
Künstlichen Intelligenzen statt bloßer Verbote
- Einschlägige Seminare und Weiterbildungs-Kurse an Universitäten, die
grundlegende Ideen und Konzepte hinter den betreffenden Technologien
erklären und ebenso fachfremden Studierenden näherbringen. Damit sollen
Einsatzmöglichkeiten im eigenen Fachbereich aufzeigt, als auch ein
Überblick über bereits bestehende Einsatzgebiete gegeben werden.
Ein Studium darf nie an finanziellen Hürden scheitern. Aktuell sehen sich
Studierende aber mit einer Vielzahl finanzieller Probleme konfrontiert. Die
Nachwirkungen der Coronakrise, als viele ihren Job verloren haben oder gar nicht
erst arbeiten konnten, wirken sich bis heute auf die Rücklagen der Studierenden
aus. Aber auch die aktuelle Teuerung schlägt sich mit voller Härte auf Miet-
und Lebenskosten nieder – teilweise sogar so weit, dass diese untragbar für
das schwache Budget der meisten Studierenden werden. Hier müssen wir gezielt
entlasten – die Hilfen trichtern und nicht mit der Gießkanne an alle
ausschütten! Einerseits müssen Beihilfen treffsicherer, unbürokratischer und
zum Leben ausreichend werden, andererseits muss Leistung stärker gefördert
werden, z.B. über Leistungsstipendien oder die Vereinbarkeit von Arbeit und
Studium durch die richtigen Rahmenbedingungen verbessert werden, zum Beispiel
durch die deutliche Senkung der Lohnnebenkosten, wodurch auch Arbeitnehmer:innen
eine bessere Verhandlungsposition bei den Löhnen bekommen.
Unser Motto: Existenzen sichern. Leistung belohnen.
In Österreich beträgt der maximale Betrag der Studienbeihilfe 923€ pro Monat.
Wir JUNOS wollen den Höchstbetrag der Studienbeihilfe, sowie der
Selbsterhalterstipendien an die Mindestsicherung angleichen, also auf 1053,64€
erhöhen! Studierende sind schließlich keine halben Erwachsenen.
Da die Anspruchsberechtigung der Studienbeihilfe außerdem von der Höhe der
Unterhaltspflichten der Eltern abhängt, fordern wir, dass der Staat nicht
gezahlte Unterhaltsansprüche vorstreckt. Es kann nicht sein, dass Studierende
unter Elternteilen leiden, die ihrer Unterhaltspflicht nicht nachkommen und sich
nicht um die Bildung ihrer Kinder kümmern.
Das Anspruchsalter für die Familienbeihilfe bis zum 26. Lebensjahr soll durch
ein Modell ersetzt werden, in dem Studierende, die älter als das
durchschnittliche Studienabschlussalter sind (aktuell ca. 26 Jahren), einen
Leistungsnachweis von mindestens 30 ECTS pro Jahr erbringen müssen, um weiterhin
Familienbeihilfe beziehen zu können. Diese Möglichkeit besteht nur so lange, wie
noch kein akademisch gleichwertiger Titel für das betriebene Studium erlangt
wurde. Sprich, man kann nicht 5 Bachelorstudiengänge hintereinander machen und
dadurch 30 Jahre lang Beihilfe beziehen.
- Erhöhung der Maximalbeträge der Studienbeihilfe und des
Selbsterhalterstipendiums auf das Äquivalent der Mindestsicherung
- Lockerung und Anpassung der Richtlinien, um tatsächlich die
Lebensrealitäten abzubilden und sozial treffsicher zu werden
- Unterhaltsansprüche der Studierenden an ihre Eltern staatlich absichern
- Beihilfenbezug ab durchschnittlichem Abschlussalter an Leistung knüpfen,
statt die Beihilfe wie aktuell gänzlich zu streichen
Wir wollen, dass alle Studierenden die freiwillige Möglichkeit haben, niedrig
verzinste staatliche oder private Bildungsdarlehen aufzunehmen. Das ist eine
weitere Option die Lebensunterhaltskosten zu decken und ist z.b. in nordischen
Staaten wie Schweden bereits Realität. Die Rückzahlung erfolgt dann abhängig von
der Einkommenshöhe, sobald man im Berufsleben steht.
Leistung muss sich endlich wieder lohnen und Leistungsstipendien müssen massiv
ausgebaut werden. So können Studierende ihre finanzielle Absicherung
selbstbestimmt in die Hand nehmen und werden für ihre Studienleistung
gewertschäzt. Ein Studium ist schließlich auch Arbeit und man leistet einen
enorm wichtigen Beitrag zum Wissenschaftsstandort Österreich. Das soll auch
entsprechend finanziell gefördert werden. Die Möglichkeit Leistungsstipendien zu
beziehen und die dafür erforderlichen Leistungen müssen transparent und klar
kommuniziert werden. Finanzieren sollte man diese Stipendien beispielsweise
durch Drittmittel, sowie staatliche Investitionen. Hier haben die
österreichischen Unis nämlich noch großen Aufholbedarf.
- Ausbau von Leistungsstipendien in sämtlichen Studienrichtungen
- Transparente Kommunikation der Stipendienmöglichkeiten und
Leistungsanforderungen
Studierende geben im Schnitt mehr als ein Drittel ihres monatlichen Budgets für
Wohnkosten aus. Die Miete ist oft eine große finanzielle Last und hier sind
sowohl die ÖH als auch die Gemeinden, Länder und die Bundesregierung gefragt,
Lösungen zu finden. Es braucht eine Vereinheitlichung und Erhöhung der
zielgerichteten Wohnbeihilfe und einen starken Fokus auf die Schaffung neuen
studentischen Wohnbaus. Hierbei ist insbesondere auf Verdichtung in den Städten
zu achten, um keine neuen Grünflächen zu versiegeln und bereits versiegelten
Raum effizient zu nutzen, der zusätzlich in der Nähe der Hochschulen ist. Die ÖH
muss hier mit den relevanten Stellen verhandeln und Studierende außerdem über
günstige Wohnmöglichkeiten beraten und ihnen z.b. in puncto Mietrecht zur Seite
stehen. Populistische Kurzschlussreaktionen wie die Forderung nach einem
Mietpreisdeckel mögen zwar kurzfristig die Preise etwas entspannen, doch
verschlimmern sie mittel- und langfristig die Wohnungsnot nur noch weiter, da
weniger Investitionen in neuen Wohnraum getätigt werden, wie sich deutlich am
Beispiel Berlins erwies.
- Ausbau der Beratungen zum Wohnen und dessen rechtlichem Aspekt durch die
ÖH
- Keine Mietpreisdeckel, da Deckel langfristig mehr schaden als sie
kurzfristig nützen
Die Inflation trifft Studierende mit voller Härte und gibt es unter ihnen
Personen, die sich durch die Preissteigerung existenzieller Angst ausgesetzt
sehen und Hilfe benötigen, um diese Zeit zu überbrücken. Allgemeinpolitische
Maßnahmen und Auffangnetze helfen vielen Studierenden nicht ausreichend und wir
sehen hier die Bundes-ÖH in dringender Pflicht, sich für diese Studierenden
stark zu machen und endlich zu beweisen, dass die Rücklagen der Bundes-ÖH für
sinnvolle, teilweise lebensrettende Projekte verwendet werden können.
Ein Anti-Teuerungsfonds im Umfang von initial 500.000€ soll damit alle
Studierenden österreichweit finanziell bezuschussen können, die sich
existenziellen finanziellen Nöten ausgesetzt sehen. Ganz nach dem Motto: Wir
gießen nicht, wir trichtern. Fördern wir diejenigen, die es wirklich brauchen –
und jene dafür in so einem Ausmaß, dass es wirklich hilft. Nicht nur einmal –
sondern so lange die Notsituation besteht.
- Sofortige Umsetzung eines ÖH Anti-Teuerungsfonds iHv 500.000€
Wir sind in Österreich noch weit von echter Chancengerechtigkeit entfernt, denn
Bildung wird in Österreich nach wie vor vererbt. Um dem langfristig
entgegenzutreten und jungen Menschen das Aufstiegsversprechen wieder zu
erneuern, braucht es in erster Linie Reformen im Schulwesen. Gleichzeitig ist
hier aber auch die ÖH in der Pflicht, durch Schulprojekte und
Informationsoffensiven ihren Beitrag zu leisten. Zusätzlich braucht es, damit
jede und jeder die gleiche Chance auf einen qualitativen Studienplatz hat, in
vielen überfüllten Studiengängen faire Aufnahmeverfahren und eine bessere,
realistischere Beratung bei der Studienwahl, sowie im Studium selbst.
Die soziale Durchmischung an unseren Hochschulen zu erhöhen, ist ein komplexes
Unterfangen. So entscheidet sich für die meisten schon durch die Überzeugung der
Eltern während der Schulzeit, ob sie später studieren werden oder nicht. Um die
soziale Durchmischung zu fördern, muss man Schulen als Hebel der freien
Entscheidung nutzen und Schüler:innen bei der Wahl ihres Bildungswegen
individuell unterstützen. Hier sind einerseits die Schulen in der Pflicht,
andererseits muss hier auch die ÖH anpacken. Studierende wissen schließlich am
besten, wie Studieren aktuell ist. Mit Schulprojekten und Informationsoffensiven
soll über Chancen und Möglichkeiten des Studiums aufgeklärt werden. Denn oft
sind es dieses Wissen, diese Erfahrung oder die bloße Ermutigung, die den
Ausschlag geben können, dass ein Kind doch die Matura macht und später studiert.
- Ausbau der Schulprojekte und Beratungen zum Studium in der Schule
- Einbindung von Studierenden in Beratungen zum Studium in der Schule
Damit Studierende schneller das perfekte Studium für sich finden, müssen die
Beratungsangebote zu Beginn des Studiums ausgebaut werden. Hier sollte man sich
an den niederländischen Studienaktivitäten orientieren, bei denen sich
Studienanfänger:innen über Gespräche mit Lehrenden, Probeunitage und weiteren
Angeboten ein umfangreiches Bild von den verschiedenen Studiengängen machen
können.
- Ausbau der Beratung und Einfindung am Beginn des Studiums
Aufnahmeverfahren müssen inhaltlich fair ausgestaltet werden. Das fängt schon
bei der Vorbereitung an - hier muss die Fachhochschulen umfangreiche
Lernunterlagen (zB Skripten oder Vorlesungen) online zur Verfügung stellen. Das
Aufnahmeverfahren soll außerdem nicht ein einzelner großer Test sein, sondern
mehrere Schritte beinhalten - wie zum Beispiel Self-Assessments,
Motivationsschreiben oder auch Gespräche. Ziel muss sein, die Studienplätze an
die Bewerber:innen zu vergeben, die am besten für das Studium geeignet sind.
Dies hängt je nach Studium natürlich von sehr verschiedenen Kriterien ab, die
die aktiven Studierenden am besten beurteilen können. Daher fordern wir, dass
Studierende bei der Ausgestaltung von Aufnahmeverfahren eingebunden werden. Die
zuständige Kommission soll also zu 50% aus Studierendenvertreter:innen
bestehen.
- Einführung von fairen, modernern Aufnahmeverfahren in beliebten
Studiengängen, wo zu viele Studienanfänger:innen auf zu wenig
Studienplätze zu verzeichnen sind
- Für die Wissenschaftsfreiheit und Nein zu Cancel Culture!
Von Brighton, über Berlin bis nach Wien – in vielen Städten geriet die
Wissenschaftsfreiheit an der jeweiligen Universität durch politische
Aktivist:innen bereits stark in Bedrängnis. In Berlin musste der Vortrag einer
Doktorandin zum biologischen Geschlecht wegen angedrohten Protesten abgesagt
werden, im Falle der University of Sussex räumte eine Philosophie-Professorin
sogar ihren Lehrstuhl, nach jahrelangen Angriffen auf ihre Person.
Es darf nicht in der Hand von Aktivist:innen liegen, welche wissenschaftliche
Positionen gehört werden dürfen und welche nicht. Demonstrationen, Besetzungen,
Boykott, Bashing und Mobbing haben keinen Platz in Hochschulen und dürfen die
Meinungsfreiheit, sowie die offene Debatte nicht einschränken. Das Beispiel der
Philosophieprofessorin Kathleen Stock, die ihre Professur und damit ihren Job
an der Universität Sussex aufgeben musste, verdeutlicht, welche weitreichende
Folgen ideologisch motivierte Angriffe haben können. Kern des Konflikts zwischen
Kathleen Stock, selbst offen lesbisch und jahrelang engagierte Feministin, und
anonymen Aktivist:innen war eine öffentliche Meinungsdifferenz bezüglich
feministischer Positionen.
Hochschulen sind ein Hort der Freiheit und des Denkens, und oft sind sie auch
der Ausgangsort von gesellschaftlichen Debatten und neuen Perspektiven. Neues
ist jedoch immer begleitet von Meinungsverschiedenheiten und Dissens. Im
akademischen Diskurs muss Dissens stets existieren dürfen und die Freiheit
diesen zu äußern. Nur so ist es möglich, dass junge Studierende einen wahrlich
kritikfähigen und differenzierten Blick für aktuelle Entwicklungen ausbilden und
diese ebenso reflektiert beurteilen können. Wir als JUNOS Studierende stehen
dafür ein, dass an Hochschulen alle Themen und Positionen kritisch als auch
angstfrei diskutiert werden dürfen, da sich nur so eine Vielfalt der Meinungen
entwickeln kann und erhalten bleibt.
- Nein zu Cancel Culture und für freie Meinungsäußerung und Dialog
- Nein zu ideologischen Einschränkungen und für die Wissenschaftsfreiheit
„Der Staat kanns nicht allein richten!“ – BUDGETLOCH DER HOCHSCHULEN
FÜLLEN!
Wir haben es alle in den Medien gehört. Unseren Hochschulen fehlt es nicht nur
für viele nötige Reformen, sondern sogar für den Regelbetrieb deutlich an
Geld. Die aktuelle finanzielle Schieflage der Hochschulbildung zeigt, dass es
höchste Zeit ist neue Wege zu gehen. Die alten Parolen, die Rufe nach mehr Geld
vom Staat, bringen uns nicht weiter und führen sichtbar nicht dazu, dass sich
in der Bildung genug tut. Wir haben daher als einzige, zukunftsgewandte Fraktion
ein 3-Säulen-Modell, um die Finanzierung unserer Bildung zu verbessern, damit
sie endlich mit dem internationalen Top-Niveau mithalten kann!
Der Staat sichert weiterhin die Grundfinanzierung der Hochschulen. Diese soll
auf 2% des BIP erhöht werden, etwa so viel wie für Beamtenpensionen. Die
Verteilung dieser Gelder soll sich nach den Kosten pro qualitativen Studienplatz
richten. Diese sollen für jede Studienrichtung eine optimale Betreuungsrelation
von Lehrenden zu Studierenden sowie die notwendige technische und räumliche
Ausstattung sicherstellen.
- Der Staat soll für die Basis der guten Hochschulbildung sorgen.
Drittmittel - also sämtliche nicht-staatlichen Gelder wie Spenden von Alumni
oder Unternehmen und Stiftungen - stellen für österreichische Hochschulen ein
riesiges Potential dar. Während im OECD-Durchschnitt 2020 rund ein Drittel der
Finanzierung für den Hochschulsektor über Drittmittel gesichert wird, liegt
der Anteil in Österreich nur bei peinlichen 9%. Dieses Potential muss man
nützen, indem man Spenden attraktiver macht. Hier sind der Abbau von
bürokratischen Hürden und steuerliche Begünstigungen wichtige Schritte.
Außerdem sollten Unis ihre Alumni Clubs wieder mehr pflegen, damit auch Alumni
ihrer Alma Mater wieder mehr zurückgeben.
- Nicht-staatliche Akteure sollen einfacher in Bildung investieren können
Mit unserem Modell zahlt jede:r einen fairen Beitrag NACH dem Studium – also
erst dann, wenn man mit beiden Beinen fest im Berufsleben steht und genug
verdient. Dabei bestimmt jede Hochschule die Höhe der Studienbeiträge selbst.
Der Maximalbetrag liegt bei 500€ pro Semester. Das Geld fließt direkt in deine
Hochschule und verschwindet nicht im Staatsbudget – damit ist garantiert, dass
sich durch deinen nachgelagerten Beitrag auch wirklich deine Bildung verbessert.
Die Rückzahlung erfolgt nach dem Studium in Monatsraten und ist
einkommensabhängig. Dabei besteht keine Gefahr der Verarmung oder unzumutbarer
Raten, denn bis 1.500€ Nettoeinkommen, zahlst du keinen Cent zurück. Verdienst
du mehr als 1.500€ netto, beträgt die Monatsrate 8% des Einkommens, das über
diesem Freibetrag liegt.
Ein Beispiel: Du verdienst 1600€ netto. Das sind 100€ mehr als der Freibetrag.
Deswegen zahlst du 8% davon zurück – also 8€. Das sind zwei Bier – was ist dir
mehr wert? Zwei Bier oder beste Bildung?
Die Finanzierung von Fachhochschulen erfolgt momentan sehr intransparent. Sie
werden von mehreren Seiten gefördert. Vom Bund über die sogenannte
Studienplatzfinanzierung, bei der es für eine festgelegte Zahl an
Studienplätzen eine fixe Summe pro Studierende:n gibt. Zusätzlich dazu
beziehen die FHs noch Gelder von Ländern, Gemeinden und privatwirtschaftlichen
Investor:innen. Wie viel Geld die verschiedenen FHs aus diesen Quellen dann
wirklich haben ist momentan schwer nachvollziehbar. Es ist also auch nicht
nachzuvollziehen wie viel ein FH-Studienplatz im Schnitt kostet. Wir fordern
daher eine nachvollziehbare und einsichtige Finanzierung von Fachhochschulen.
Die Vergabe von öffentlichen Mitteln hat transparent, nach klar definierten und
nachvollziehbaren Kriterien zu erfolgen.
Vor allem Hochschulen müssen ihrer wissenschaftlichen Vorreiterrolle endlich
gerecht werden und die Klimakrise ganzheitlich bekämpfen. Dabei sind
klimaneutrale Hochschulen ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung und ein
starkes Zeichen für die Zukunft. Gleichzeitig müssen öffentliche
Verkehrsmittel vergünstigt, Innovationen im Rahmen der Digitalisierung
klimafreundlich umgesetzt und nachhaltige Projekte gefördert werden.
Um ihrer Vorreiterrolle gerecht zu werden, müssen die Hochschulen in Sachen
Bau, Energie, Mobilität und Mensen die Klimaneutralität gezielter anstreben.
Ziel muss der komplette Umstieg auf nachhaltige Stromerzeugung, sowie
flächendeckende Verbesserungen der baulichen Substanz der Hochschulen sein.
Diese müssen beispielsweise durch passende Dämmungen und die Verwendung von
LEDs wesentlich energieeffizienter gestaltet werden. Vor allem in Hochschulen,
die mitten in Städten liegen, braucht es außerdem Fassadenbegrünungen und
Rückbauten versiegelter Flächen. Diese kühlen im Sommer, schaffen so ein
angenehmes Klima und sind noch dazu hübsch!
- Klimaneutrale Infrastruktur und Bau von Hochschulen forcieren
- Fassadenbegrünung fördern und Flächenversiegelungen rückbauen
Ein Anfang ist hierbei die Reduktion unnötiger Verpackungsmaterialien, die man
beispielsweise durch “bring your own cup/lunchbox” Modelle reduzieren
könnte. Hauptthematik bei Mensen ist aber natürlich die Frage, was auf den
Tisch kommt. Das muss einerseits preiswert sein, aber auch gesund, saisonal und
regional. So könnte man auch hier an den Hochschulen eine Vorreiterrolle in
puncto nachhaltiger Ernährung einnehmen.
Papierproduktion, Druck und Transport von Büchern, Zeitschriften und
Infomaterial setzen Unmengen an CO2 frei. Wir sagen: let’s digitalise! Wir
fordern, dass die gesamte Pflichtlektüre online abrufbar ist, Einscan-Services
ausgebaut werden und Zugänge zu Online-Datenbanken und Online-Bibliotheken
ausgeweitet werden.
Für Studierende muss es auch möglich sein auf ökologischem Weg in die Hochschule
zu kommen. Die Kosten für Öffis sind für viele Studierende aber mittlerweile
eine hohe zusätzliche Belastung. Außerdem gibt es an vielen Hochschulen zu wenig
Möglichkeiten das eigene Fahrrad abzustellen oder zu reparieren, falls man
überhaupt ein Fahrrad besitzt. Wir fordern deshalb einen Studierendentarif beim
Klimaticket und zusätzlich die Option auf günstige Öffi-Tickets für den
öffentlichen Verkehr am jeweiligen Hochschulstandort. Zusätzlich fordern wir den
Ausbau der Fahrradinfrastruktur an und um Hochschulen und setzen uns für den
Ausbau von Bike-Sharing-Optionen ein, wie wir sie z.b. in der ÖH Innsbruck
bereits umgesetzt haben. Populistische Forderungen von linken Fraktionen nach
gratis (Klima-)Tickets lehnen wir konsequent ab, da dadurch nur das notwendige
Geld fehlt, um den öffentlichen Verkehr klimaneutral umzubauen.
- Keine Gratis-Öffi-Tickets, weil nachhaltiger ÖPNV-Ausbau dieses Geld
braucht
Gruppierungen wie „Erde Brennt“ besetzten im letzten Wintersemester
österreichweit mehrere Hörsäle. Wir lehnen solche Formen des Protestes, die
zulasten der Studierenden gehen, konsequent ab und fordern Besetzer:innen dazu
auf, einen konstruktiven Dialog zu führen. Wenn sich all diese Besetzer:innen an
einen Tisch setzen würden und gemeinsam wissenschaftlich fundierte, umsetzbare
und praktikable Lösungen gegen den Klimawandel erarbeiten würden, wäre hundert
Mal mehr getan als durch sinnlose Besetzungen für reine Medienaufmerksamkeit.
Wir haben schließlich kein Erkenntnisproblem – wir haben ein Umsetzungsproblem!
- Organisationen wie "Erde Brennt" und deren Besetzungen nicht tolerieren,
wenn sie zu Lasten der Studierenden gehen
Auch die Bundes-ÖH wird ihrer Vorbildrolle in Sachen Nachhaltigkeit nicht
gerecht. So verschwendet die Bundes-ÖH jährlich z.b. eine Unsumme an Geld und
Papier durch den Druck von Zeitschriften, Flyern und Broschüren. Hier konnten
wir durch die Teildigitalisierung der ÖH-Zeitschrift Progress schon einen
Zwischenerfolg erzielen.
- Nachhaltige Vorbildrolle der Bundes-ÖH z.B. in Sachen Druck vorleben
Campusleben
Die Studienzeit besteht aus mehr als nur Lernen. Es ist die Zeit, in der man
sich als Mensch entfaltet, neue Dinge ausprobiert und neue Freundschaften
schließt. Genau das kam an österreichischen Fachhochschulen während der
Pandemie zu kurz.
Wir sehen die ÖH auch in der Pflicht, Angebote zu schaffen, bei denen
Studierende sich zum Lernen zusammenschließen und einander helfen können. Die
Bibliothek ist nicht genug. Vielmehr braucht es an den Hochschulen auch
Räumlichkeiten für Teamarbeiten oder Lerngruppen. Es braucht Plätze, an denen
man sich zwischendurch entspannen oder in Ruhe das Mittagessen genießen kann
und es braucht Orte, an denen man mit Freunden ungestört quatschen kann. Kurz
gesagt, wir fordern bessere und vor allem mehr Arbeitsplätze und
Gemeinschaftsräume an den Hochschulen. Verschiedene Studienvertretungen haben
bereits eigene Discord-Server für ihre Studiengänge eingerichtet, auf denen
sich die Studierenden austauschen und vernetzen können. Andere organisieren
(online) Lernnachmittage oder -nächte, bei denen auch oft Lese- und Hörsäle
extra verlängerte Öffnungszeiten haben, vor allem vor Großprüfungswochen.
Solche Vernetzung begrüßen wir, gleichzeitig muss das aber ausgeweitet werden,
denn gemeinsam lernen hilft in jedem Studium. Die Bundes-ÖH könnte hierbei
mittels einer Lernpartner:innen-Börse für österreichweite, bessere Vernetzung
sorgen und Gruppenlernen merkbar unterstützen.
- Gemeinsame Lernmöglichkeiten verschiedenster Natur fördern
Wir sehen es als eine Kernaufgabe der ÖH, den Campus zu beleben und Studierende
zusammenzubringen. Hier gibt es an vielen Hochschulen schon wichtige
Traditionen, angefangen bei Punschständen über Sommerpartys bis hin zu steilen
Mensafesten, wie wir sie an der JKU veranstaltet haben oder legendären ÖH
Semesteropenings, die wir z.B. in der ÖH Innsbruck veranstaltet haben.
Derartige Veranstaltungen müssen an allen Hochschulen ausgebaut werden.
Genauso hat Sport das großes Potential, Leute zusammenzubringen. Wir begrüßen
die studentische Initiative der ACSL, studentische Sportwettbewerbe auszurichten
und fordern weitere landesweite Sportwettbewerbe zwischen Teams der
verschiedenen Hochschulen. So stärkt man erfolgreich das Gemeinschaftsgefühl,
wie wir es z.B. an der JKU bereits gemacht haben.
- Veranstaltungen an den Hochschulstandorten zu studentischer Vernetzung und
dem Erhalt der studentischen Kultur fördern
- Studentische Sportveranstaltungen (wie die ACSL) unterstützen
Wir sind starke Befürworter von verschiedensten Klubs und Initiativen, in denen
Studierende sich untereinander kennenlernen, entfalten und auch viel Neues
lernen. Debattierclubs, Leseclubs und Teams für technische Wettbewerbe (z.B.
Hyperloop) müssen von den Hochschulen und der ÖH gefördert werden, indem sie
diese mit ihren Ressourcen wie beispielsweise Räumlichkeiten, aber auch
finanziellen Mitteln unterstützen.
Auch Initiativen, die die Vernetzung zwischen Studierenden verschiedener
Studiengänge verfolgen oder die Vernetzung mit potentiellen Arbeitgeber:innen
erleichtern, müssen gefördert und auch von der ÖH selbst angeboten werden.
- Studentische Vereine, Initiativen, Klubs und Gruppen fördern
Internationale Erfahrungen während der Studienzeit sind enorm bereichernd. Für
viele Studierende ist die beste Zeit ihres Studiums die Zeit im Ausland. Kein
Wunder also, dass sehr viele Studierende ein Auslandssemester anstreben. Doch
leider wird das nicht immer Realität. Vielen fehlt mitten im Studium dann
einfach die Zeit oder das Geld dafür. Daher fordern wir, dass in den Curricula
Mobilitätsfenster für Auslandssemester eingeplant werden.
Es sind aber nicht nur Auslandsaufenthalte wichtig, sondern auch die Incoming
Students bereichern unsere Hochschulen sehr. Incoming Students müssen dabei
herzlich Willkommen und in die Gemeinschaft eingegliedert werden. Wie im
angelsächsischen Raum üblich, sollte es daher an den Hochschulen
Einführungswochen und regelmäßige Freizeit- und Orientierungsangebote geben.
Dabei sollte die Vernetzung mit heimischen Studierenden im Fokus stehen, da alle
von dem sprachlichen und kulturellen Austausch profitieren.
Beim Auslandsaufenthalt nervt aber oft vor allem eins - die ewige Bürokratie.
Die tausend Zettel, die man von genau den richtigen Stellen unterschreiben
lassen muss, der Sprachtest, bei dem es von Hochschule zu Hochschule andere
Voraussetzungen gibt und so weiter. Das muss nicht sein. Wir fordern, dass der
Prozess entbürokratisiert wird. Deshalb fordern wir einen gemeinsamen
europäischen Studierendenausweis. Außerdem müssen die
Fremdsprachenzertifikate an allen Hochschulen harmonisiert werden.
Zusätzlich zu ganzen Auslandssemestern sind kürzere Auslandserfahrungen, z.B.
Short-term-Mobility-Programme, förderwürdig und die bestehenden Möglichkeiten
solcher Angebote sollen erweitert, aber auch besser kommuniziert werden.
- Vernetzung zwischen Incoming Students und heimischen Studierenden fördern
- Ausbau von Short-term-Mobility-Programmen und modernen, hybriden
Auslandserfahrungen
Schon vor der Corona-Krise ging es viel zu vielen Studierenden psychisch nicht
gut. Keine Freunde treffen, zu können mangelnde Perspektiven und keine Routinen
- all das ging während der Corona-Pandemie massiv auf die Psyche. Wir wissen
aus verschiedenen Erhebungen, dass über 50% der Studierenden psychisch belastet
sind. Das sind ca. 200.000 junge Menschen in ganz Österreich, denen es nicht
gut geht. Das sind 200.000 unserer Kolleg:innen, die Hilfe und Unterstützung
brauchen. Die türkis-grüne Bundesregierung sieht bei diesen Problemen aber
lieber weg und auch die Bundes-ÖH ging unserem Vorschlag nach einem
österreichweiten Zuschusstopf für Psychotherapie und klinisch-psychologische
Behandlungen bisher nicht nach, obwohl sich diese Unterstützungsmaßnahmen in
unseren ÖHs in Graz und in Innsbruck seit Jahren großer Beliebtheit erfreuen.
Wir haben eine Reihe an Schritten definiert, wie das Thema psychische Gesundheit
endlich die notwendige Beachtung erfahren würde:
- Schritt 1: Bestehendes Angebot besser kommunizieren & ausbauen
Zu viele Studierende wissen nicht, dass es eine kostenlose psychologische
Studierendenberatung gibt, an die man sich jederzeit wenden kann. Die Hürde,
sich bei psychischen Belastungen Hilfe zu suchen, ist ohnehin schon viel zu
groß. Hier muss man das Angebot aktiv kommunizieren um diejenigen, die es
brauchen, auch wirklich zu erreichen.
Damit die Psychologische Studierendenberatung besser arbeiten kann, fordern wir
deutlich mehr finanzielle Mittel und den Ausbau der Beratungsstellen an jedem
Hochschulstandort. Die örtliche Nähe trägt dazu bei, die Hemmschwelle Beratung
in Anspruch zu nehmen, weiter zu senken. Bei einer Beratung direkt vor Ort
erreicht man zudem auch Studierende, denen es zum Beispiel aufgrund von
Prüfungsstress nicht gut geht.
Psychologische Behandlungen sind sehr teuer und die allermeisten Studierenden
können sich diese Heilungskosten nicht leisten. Die hohen Behandlungshonorare
kosten also viele Studierenden sprichwörtliche ihre mentale Gesundheit. Und die
Bundesregierung, die für eine volle Kostenübernahme durch die Krankenkassen
sorgen könnte, sieht tatenlos zu. So geht das nicht weiter. Wir fordern daher
die volle Kostenübernahme der Therapie- und Behandlungskosten zur
Wiederherstellung der psychischen Gesundheit durch die Krankenkassen, um
psychische Erkrankungen endlich wie physischer Erkrankungen gleichzubehandeln.
Solange die Forderung der vollen Kostenübernahme nicht erfüllt ist, muss die
Bundes-ÖH den betroffenen Studierenden finanziell unter die Arme greifen, wie
wir das beispielsweise in Graz oder in Innsbruck bereits tatkräftig in unseren
ÖHs machen. Es braucht es einen Zuschusstopf mit klaren Richtlinien, bei dem man
einfach und unbürokratisch einen Antrag auf einen Kostenzuschuss zu der eigenen
Therapie oder Behandlung stellen kann.
Man muss in Prävention investieren um aus kleinen Glutnestern keine Waldbrände
werden zu lassen, die dann nur schwer zu löschen sind und enormen Schaden
hinterlassen. Es braucht regelmäßige Workshops und Coachings mit Mental Health
Experten zu Themen wie Prüfungsangst oder sozialer Phobie, um Studierende mental
resilient zu machen.
Diese Bundes-ÖH braucht einen echten Neustart. Während Corona sorgte die ÖH-
Bundesvertretung lediglich mit Zerwürfnissen inklusive Koalitionsbruch für
Aufsehen. Nach der Pandemie standen weiterhin nicht die Studierenden im
Mittelpunkt der Vertretungsarbeit, sondern die linke ÖH-
Bundesvertretungsexekutive beschäftigte sich mit sich selbst, ideologischen
Revolutionsfantasien und allgemeinpolitischen Kämpfen. Für die Studierenden
wurde nichts erreicht und die Bundes-ÖH missversteht ihre Rolle gänzlich.
Eine starke Interessenvertretung braucht keinen Zwang. Sie überzeugt durch ihre
Leistung. Deshalb fordern wir die Abschaffung der Zwangsmitgliedschaft. Wie man
an Gewerkschaften sieht, stärkt eine freiwillige Mitgliedschaft
Interessenvertretungen und bemisst sie tatsächlich an ihrer Vertretungsleistung.
Der ÖAMTC oder ARBÖ haben auch keine Zwangsmitgliedschaft, doch sind ihre
Leistungen so überzeugend, dass so gut wie alle Automobilnutzer:innen Mitglieder
in einem Automobilklub sind. Das kann die ÖH auch!
Unser Opt-Out-Modell:
Dabei schlagen wir als ersten Schritt ein Modell vor, bei dem alle Studierenden
nach dem ersten Semester die Möglichkeit haben aus der ÖH auszusteigen (opt
out). So hat die ÖH genug Zeit Studierende von ihrer Leistung zu überzeugen und
außerdem ist die Grundfinanzierung für die Vertretungsarbeit gesichert.
Gleichzeitig muss die ÖH dann aber für ihr Geld arbeiten, die 21,20€
Zwangsbeitrag gibt es nicht mehr automatisch. Die ÖH wird so direkt an die
Studierenden gebunden und ist gefordert, gute Vertretungsarbeit und guten
Service anzubieten. Schluss mit den ideologischen Luftschlössern, in denen der
Geldhahn nie zugedreht wird, egal wie wenig die Studierenden von diesen Geldern
am Ende spüren. Also - lass dir nichts vorschreiben! Auch nicht die ÖH-
Zwangsmitgliedschaft.
Eine zusätzliche Möglichkeit die ÖH wieder auf den Boden der studentischen
Realität zurückzuholen sind mehr Mitbestimmungsrechte für Studierende. Wir
fordern, dass wir Studierende künftig mitentscheiden können, wofür unser Geld
ausgegeben wird. Studierende sollen ihre Beiträge unkompliziert für bestimmte
Projekte zweckwidmen können. Über eine Partizipationsplattform soll außerdem
jede:r eigene Projektideen einbringen können, die dann - sofern die Studierenden
positiv darüber abstimmen - von der ÖH behandelt und finanziert werden.
Wir fordern eine transparente ÖH, bei der jedem ÖH-Mitglied das Recht zusteht,
alle Informationen über die ÖH zu erhalten. Momentan ist das Einsichtsrecht in
die Finanzen nur Mandatar:innen der ÖH-Vertretungen vorbehalten. Bei einer
offenen ÖH soll außerdem jede:r mitarbeiten können, unabhängig von der
Zugehörigkeit zu einer der ÖH-Fraktionen. Doch Postenschacher ist leider auch
auf der ÖH nichts Neues. Deshalb fordern wir die Ausschreibung aller ÖH-
Funktionen via Newsletter oder Social Media und die Besetzung der ÖH-Positionen
nach Kompetenz und Leistung, statt Coleur oder Quote.
- Einsichtsrecht für alle Studierenden, damit sich jede:r über die
gewissenhafte Nutzung der 21,20€ ÖH-Beiträge informieren kann
- Ausschreibung aller ÖH-Funktionen und Besetzung nach Kompetenz und
Leistung
Die Bundes-ÖH vertritt längst nicht mehr die Interessen der Studierenden.
Gefangen zwischen links-utopischer Ideologie und ideenloser Servicepolitik ist
das Sprachrohr der Studierenden in Österreich beschämend leise bei Themen, wo es
um Studierende geht und sinnlos laut bei Themen, die besser im Nationalrat
diskutiert werden sollten. Ohne die Unterstützung der Studierenden und ohne
sinnvolle Konzepte zur Reform der Hochschulbildung, kann die Bundes-ÖH seit
Jahrzehnten keine Impulse für umfassende Reformen setzen. In unserer
Vertretungsarbeit stellen wir die Studierenden immer in den Mittelpunkt unserer
Politik. Unser Anliegen ist es, gezielte Studierendenpolitik zu leisten und die
Interessen der Studierenden innerhalb der österreichischen Gesellschaft zu
vertreten. Die globale Weltrevolution überlassen wir dabei den anderen.
- Um Studierende in den alleinigen Fokus zu rücken, fordern wir die
Abschaffung des allgemeinpolitischen Mandats der ÖH.
Das FH-Kollegium ist das höchste akademische Gremium jeder einzelnen
Fachhochschule. Es setzt sich aus der Kollegiumsleiterin, ihren
Stellvertreterinnen und Vertreterinnen des Lehr- und Forschungspersonals, sowie
aus Studierendenvertreterinnen zusammen. In der Praxis werden hier leider oft
nur die Vorschläge der Leiterin abgenickt, während wir Studierende wenig
mitzureden haben. Wie fordern, mehr Studienvertreter:innen im FH Kollegium.
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