Veranstaltung: | X. Mitgliederversammlung JUNOS Schüler:innen |
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Tagesordnungspunkt: | 13.3. Weitere Anträge |
Antragsteller*in: | Victoria Korbiel, Flora Majcen, Felix Wimmer, Doris Gherasim, Lena Roposa, Sophie Szklenar, Aleksey Svirkov, Louis Oberhammer, Marvin Feigl (AG Feminismus) |
Status: | Angenommen |
Eingereicht: | 30.04.2025, 21:11 |
A7: You don't own me - Feminismus ist kein Freifach!
Antragstext
Wir leben in einer Welt, wo alle Geschlechter gleichberechtigt sind. Wo man sich
in der Nacht am Heimweg sicher fühlt. Wo keines der Geschlechter auf Social
Media herabgesetzt wird und wo man in den eigenen vier Wänden vor Gewalt
geschützt ist.
Das ist leider nur ein Wunschdenken, denn die Realität schaut anders aus.
Sexismus, Sexualisierte Gewalt und Sexuelle Belästigung sind keine Themen der
Vergangenheit. 3 von 4 Frauen geben an im Laufe ihres Lebens sexuell belästigt
worden zu sein. Eine von drei befragten Frauen oder Mädchen geben an, innerhalb
des letzten Jahres zumindest einmal Gewalt im Netz erlebt zu haben, in der
Altersgruppe zwischen 15 und 18 Jahren lag der Anteil sogar bei 63 Prozent. Jede
dritte Frau ist im Laufe ihres Lebens von sexualisierter Gewalt betroffen.
Femizide stellen dabei die tödliche Kulmination einer langen Eskalationskette
dar.
Gewalttaten gegen Frauen, Mädchen und queere Personen sind keine
Einzelschicksale, sondern ein strukturelles Problem. Sie passieren in der
Schule, in Familien, in der Öffentlichkeit und im digitalen Raum. Sie basiert
auf Machtimbalancen, fehlender Aufklärung und gesellschaftlichen Stigmas. Schule
ist nicht bloß ein Ort des Lernens, sondern muss aktiv zur Gewaltprävention
beitragen. Deshalb fordern wir als Junos Schüler:innen ein umfassendes Konzept
gegen jede Art von Gewalt als festen Bestandteil unseres bildungspolitischen
Programms, zusätzlich sollen Maßnahmen gesetzt werden, um Empowerment zu
stärken.
1. Geschlechtergerechtigkeit & Feministische Bildung an Schulen
Ein zentraler Aspekt geschlechtergerechter und feministischer Bildung an Schulen
ist die kritische Auseinandersetzung mit geschlechtsspezifischen Rollenbildern.
Durch gezielte Aufklärung im Unterricht sollen Schülerinnen und Schüler ein
Bewusstsein für gesellschaftlich geprägte Erwartungen an Geschlecht entwickeln.
Ziel ist es, stereotypische Vorstellungen aufzubrechen und allen Kindern
unabhängig von ihrem Geschlecht gleiche Entfaltungsmöglichkeiten zu eröffnen.
Dazu gehört auch, sexistische Kleidungsvorschriften an Schulen zu verbieten.
Kleidungsregeln, die vor allem Mädchen in ihrer Ausdrucksfreiheit einschränken
oder sie sexualisieren, reproduzieren Machtverhältnisse und benachteiligen
bestimmte Gruppen. Eine geschlechtergerechte Schule muss stattdessen auf
gegenseitigen Respekt und ein diskriminierungsfreies Miteinander setzen.
Ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung Gleichstellung ist die Förderung der
Sichtbarkeit von Frauen in MINT-Berufen (Mathematik, Informatik,
Naturwissenschaften, Technik). Die Zusammenarbeit mit dem Elternverein kann
hierbei einen bedeutenden Beitrag leisten, etwa durch
Informationsveranstaltungen, Role-Model-Programme oder praxisnahe Projekte, die
gezielt Mädchen ansprechen. So werden vielfältige Berufswege greifbar gemacht
und tradierte Rollenzuschreibungen durchbrochen. Langfristig trägt diese
Herangehensweise zu einer chancengerechteren Bildungs- und Berufswelt bei.
- Aufklärung im Unterricht über geschlechtsspezifische Rollenbilder
- Mehr Sichtbarkeit von Frauen in MINT Berufen durch Zusammenarbeit mit dem
Elternverein
Strukturelle Maßnahmen zur Gewaltprävention an Schulen sind essenziell, um ein
sicheres und unterstützendes Lernumfeld für alle Schüler:innen zu schaffen. Ein
ganzheitlicher Ansatz umfasst dabei verschiedene Präventionsebenen.
In der Primärprävention soll durch Unterricht über unterschiedliche Formen von
Gewalt – etwa physische, psychische oder strukturelle Gewalt – sowie durch die
Förderung von Empathie und Reflexionsfähigkeit ein grundlegendes Bewusstsein
geschaffen und Gewalt frühzeitig entgegengewirkt werden.
Sekundärprävention zielt auf die gezielte Unterstützung von Risikogruppen ab, um
Eskalationen zu verhindern und betroffene Schüler:innen frühzeitig zu stärken.
Im Rahmen der Tertiärprävention steht die langfristige Begleitung von
Schüler:innen mit Gewalt- oder Konflikterfahrungen im Fokus – mit dem Ziel,
soziale Kompetenzen zu fördern und Rückfälle zu vermeiden, anstatt lediglich zu
sanktionieren.
Konkret fordern wir den Ausbau von Schulpsycholog:innen sowie die Einrichtung
von Mentoringprogrammen, um Schüler:innen kontinuierlich zu begleiten.
Lehrkräfte sollten zudem verpflichtend in Deeskalationsstrategien geschult
werden, um professionell auf Konfliktsituationen reagieren zu können. Auch
Mediations- und Peer-Mediationsangebote sollen fest im Schulalltag verankert
werden, um Schüler:innen selbst zu befähigen, Konflikte gewaltfrei zu lösen.
Darüber hinaus ist der Aufbau von Awareness-Teams mit regelmäßiger Supervision
notwendig, um präventiv und unterstützend auf problematische Entwicklungen
reagieren zu können. Eltern sollen aktiv in die schulischen Präventionskonzepte
eingebunden werden, um eine nachhaltige Wirkung über das Schulumfeld hinaus zu
erzielen. Schließlich ist die Kooperation mit externen Partner:innen, wie etwa
Organisationen, die Menschen nach Gewalterfahrungen professionell unterstützen,
ein zentraler Baustein, um betroffenen Schüler:innen umfassende Hilfe und Schutz
bieten zu können.
- Ausbau von Schulpsycholog:innen und Mentoringprogrammen.
- Verpflichtende Fortbildungen für Lehrkräfte speziell im Punkt Deeskalation.
- Kooperation mit externen Partner:innen wie NGOs, Hilfsanlaufstellen etc.
Technologien wie etwa Social Media oder künstliche Intelligenz sind in unserer
heutigen Zeit nicht mehr wegzudenken. Sie können zur Unterhaltung dienen, als
Tools für die Steigerung der Produktivität verwendet oder als
Kommunikationsplattform benutzt werden. Gleichzeitig birgt die Nutzung
vielfältige Gefahren. Cybermobbing, Deepfakes zur Verbreitung von
Falschinformationen oder unrealistische Körperbilder sind nur ein paar Beispiele
für dessen Risiken. Umso wichtiger ist es Schüler:innen den richtigen Umgang mit
diesen Werkzeugen zu lehren und sie über die Vorteile als auch Nachteile
aufzuklären. Deswegen fordern wir als Junos Schüler:innen:
- Reflexion von Schönheitsidealen & Selbstbild in sozialen Medien.
Jeder Mensch hat das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung. Für viele Personen ist
Sexualität und dessen Auslebung ein wichtiger Bestandteil ihres Lebens als auch
Identität. Allerdings ist dieses Thema immer noch häufig mit Scham behaftet und
das Wissen bezüglich Sexualkunde ist begrenzt. Das Ausüben von sexuellen
Handlungen ist für Jugendliche ab 14 Jahren gesetzlich erlaubt. Fraglich ist,
wie viele dieser 14-Jährigen eine umfangreiche, wissenschaftsbasierte Aufklärung
über Verhütung, Konsens oder sexuelle Gesundheit erhalten haben. Deshalb haben
wir JUNOS Schüler:innen schon in unserem Antrag “Bester Sex durch beste
Sexualkunde” unsere Vision für eine liberale Sexualkunde geäußert. Weiters
fordern wir nun:
- Eine vollständige und offene Aufklärung zu Abtreibung &
Schwangerschaftsverlust im Rahmen des Sexualkundeunterrichts.
Fast jeder würde befürworten, dass Gewalt moralisch falsch ist und Maßnahmen zu
dessen Senkung empfehlenswert sind. Trotzdem treten Gewalthandlungen wie etwa
Mobbing, körperliche Gewalt oder sexuelle Belästigung immer noch häufig in
unserer Gesellschaft auf. Denn während die Fahndung von Gewalttaten ein
essenzieller Faktor sind für dessen Bekämpfung, wird die Wichtigkeit von
Gewaltvorbeugung oft außer Acht gelassen. Darum fordern wir als Junos
Schüler:innen:
- Schulungen für Lehrer:innen um Warnsignale häuslicher Gewalt erkennen und
handeln zu können.
- Einführung einer niederschwellige Meldestelle für Schüler:innen um
Unterstützung und Hilfe bei Gewalt im privaten oder schulischen Umfeld zu
erhalten.
- Regelmäßige Workshops zu Gewalt, Mobbing und Selbstverteidigung.
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