Veranstaltung: | VI. Mitgliederversammlung JUNOS Schüler:innen |
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Tagesordnungspunkt: | #12.2. weitere inhaltliche Anträge |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 07.05.2023, 10:22 |
Ersetzt: | A12: Wir wollen keine Boomer-Schule! |
A12NEU: Wir wollen keine Boomer-Schule!
Antragstext
Warum brauchen wir eigentlich Medienkompetenz in der Schule?
Die letzten Jahrzehnte haben einen Wandel hervorgebracht - einen Wandel von
einer Industrie- zu einer Wissensgesellschaft im Informationszeitalter. Es ist
ein Zeitalter, geprägt von neuen Technologien und vor allem auch modernen
Medien. Der technologische Fortschritt hat die Entstehung von gänzlich neuen
Typen von Massenmedien möglich gemacht. In der heutigen Gesellschaft sind
digitale Medien der Schlüssel zur Aneignung von bestimmten Kenntnissen,
Fähigkeiten und Skills.
Um diesen Schlüssel verwenden zu können, braucht es Medienkompetenz - eine
Kompetenz, die in den österreichischen Schulen nur flüchtig vorkommt.
Schüler_innen werden meist nicht über diverse Medien aufgeklärt oder wissen auch
nicht, wie sich Medienkonsum auf den Menschen auswirkt. Schüler_innen und
Lehrkräfte habe aber auch ein gemeinsames Problem - beide verstehen meist die
Konzepte hinter Medien und Content nicht. Der derzeitige Status quo ist
katastrophal - ein drastisches Problem, dem wir mit unserer Vision
entgegenwirken wollen.
Wir wollen bei diesen Herausforderungen ansetzen, um den Schüler_innen eine
echte Medienkompetenz zu vermitteln. Alle Schüler_innen brauchen diese
Medienkompetenz, da ihre unterschiedlichen Elemente und Aspekte relevant für
unser aller zukünftiges Leben sind. Die Diversität der Medien erstreckt sich auf
verschiedene Ebenen - auf einer soziale (z. B. Social Media), einer digitalen
(z. B. das Internet), einer multimedialen (z. B. Videos), einer informativen (z.
B. Nachrichten), einer visuellen (z. B. Bilder) und auf vielen weiteren. Wir
verstehen unter Medienkompetenz folgende elementare Definition:
Medienkompetenz ist die Fähigkeit, die Medien zu nutzen, die verschiedenen
Aspekte der Medien und Medieninhalte zu verstehen und kritisch zu bewerten
sowie selbst in vielfältigen Kontexten zu kommunizieren. Medienkompetenz
bezieht sich auf alle Medien, einschließlich Fernsehen und Kino, Radio und
Musik auf verschiedenen Tonträgern, Zeitungen und Zeitschriften, Bücher,
Internet und andere neue digitale Kommunikationstechnologien.
(Bildungsministerium)
Dieser Erwerb basiert auf Konzepten - sprich, wie man mit diesen Medien und
Content umgeht bzw. wie die Logik dieser Systeme funktioniert, sodass diese
verstanden wird. Dabei ist es wichtig, die Konzepte hinter den Medien allgemein
zu verstehen und nicht nur speziell-ausgewählte Medien. Diese Medienkompetenz
soll den Schüler_innen dabei helfen, dass sie sich immer mit den neuesten und
zukünftigen Medien zurechtfinden.
Wir sehen in der Medienkompetenz auch zugleich eine Medienmündigkeit. Mit dieser
Kompetenz ist ein freieres Leben nach der Schule zu erreichen - dieser
Idealzustand ist die Vision, die wir wahr werden lassen wollen. Medienkompetenz
ist ein essenzieller Aspekt unserer progressiven und avantgardistischen Vision,
um das Schulsystem schlussendlich in das 21. Jahrhundert zu hieven.
Es muss das Ziel einer modernen Schule sein, in jedem Fach, in dem es sinnvoll
ist, Medienkompetenz zu vermitteln. Der Fokus soll hierbei liegen, dass es
möglichst von den Lehrkräften im Unterricht ganz alltäglich angewendet wird.
Diese Medienkompetenz umfasst Kenntnisse in Medienkritik, Mediensystemen,
Medienwissen, Mediennutzung und Mediengestaltung. Der Idealzustand, den diese
moderne Schule zu erreichen streben muss, ist, dass nach Abschluss der
Unterstufe alle Schüler_innen die mediale Mündigkeit erreicht haben.
Es ist für diesen Idealzustand aber nicht ausreichend, stumpf Abfolgen und
Tastenkombinationen zu lernen. Hinter jedem Medium, Programm und Content steckt
ein Konzept, welches sich in anderen Programmen mit ähnlichem Anwendungsbereich
wiederfinden lassen. “Konzept” bezieht sich dabei auf einen bestimmten Aufbau,
Algorithmus (Ablauf) oder Funktionalität in einem Content oder Medium.
Das Ziel muss sein, dass diese Konzepte von den Schüler_innen erlernt werden und
von diesen angewendet werden können. Diese Konzepte können aber nicht einfach
nur im Rahmen eines einzelnen Unterrichtsfachs wie dem Informatikunterricht
erlernt werden, sondern müssen in allen Fächern und von allen Lehrkräften
verwendet und unterrichtet werden.
Wir fordern, dass Wissen über Konzepte sowie Algorithmen im Unterricht
vermittelt wird und dieser Lernstoff regelmäßig evaluiert und erneuert
wird.
Es ist eine momentane Baustelle - ein katastrophaler Zustand, dass Lehrkräfte
keine Medienkompetenz beherrschen. Wir wollen da entgegenwirken und bei Fort-
und Weiterbildungen ansetzen.
Um den Lehrkräften das Lehren dieser Inhalte zu ermöglichen, benötigt es
Fortbildungen und Weiterbildungen für alle unterrichtende Lehrer_innen.
Derzeitige Lehramtsstudent_innen und künftige Lehrkräfte sollen bereits im
Lehramtsstudium vertiefende Medienkompetenzen vermittelt bekommen, um Inhalte an
Schüler_innen vermitteln zu können und Fertigkeiten zu erlangen.
Wir fordern, dass unterrichtende Lehrkräfte bei verpflichtenden Fort- und
Weiterbildungen über Medienkompetenz aufgeklärt werden, wenn sie diese im
Lehramtsstudium nicht vermittelt bekommen hatten.
Des Weiteren fordern wir, dass im Lehramtsstudium vertiefende
Medienkompetenz vermittelt wird.
Um der Medienkompetenz auch in den Augen der Eltern bzw. Erziehungsberechtigten
das nötige Gewicht zu geben, soll an Elternabenden ein Status quo der
Medienbildung ihrer Kinder vermittelt bekommen, damit sie sich ein Bild von der
Medienmündigkeit ihrer Kinder machen können. Des Weiteren sollen Eltern über
Defizite ihrer Kinder in diesem Bereich informiert werden, damit sie
entsprechend handeln können.
Wir fordern, dass der Status quo der Medienkompetenz der Schüler_innen bei
Elternabenden bekannt gegeben wird.
Für die genauen Inhalte dieser Medienkompetenz ist eine Expert_innenkommission
des Bildungsministeriums unbedingt nötig. Diese Expert_innenkommission soll
einen Lehrplan erstellen, indem sie Empfehlungen abgeben. Diese Empfehlungen
beziehen sich darauf, welcher Teilbereich der Medienkompetenz in welchem
Schulfach behandelt werden können. Eine weitere Aufgabe der Expertenkommission
sollte es sein, einen Rahmen fest zu legen , innerhalb dessen das Curriculum auf
den jeweiligen Schultypen und andere Faktoren angepasst werden kann.
Das geschaffene Curriculum schafft ein einheitliches Niveau und die Schulen
haben die Freiheit, zu vertiefen wo sie wollen und was sie auch etwas weniger
behandeln wollen.
Wir fordern, dass eine Expert_innenkommission des Bildungsministeriums,
die einen Plan zur Schaffung eines Lehrplans für Medienkompetenz erstellt.
Jeden Tag werden bei Besuchen auf Webseiten Cookies akzeptiert, die wenigsten
aber wissen, was dahinter steckt. Es soll ausführlich darüber gelehrt werden,
was mit meinen Daten passiert, wenn ich beispielsweise Cookies akzeptiere. Die
Lehre über Privatsphäre im Internet ist dabei ein zentraler Punkt. Des Weiteren
sollen auch über Urheberrecht gelehrt werden. Die rechtliche darf neben der
ethischen Sicht nicht vergessen werden - Stichwort DSGVO.
Die sozialen Netzwerke sind ein wesentlicher Bestandteil des heutigen Lebens.
Instagram, Snapchat, TikTok und Co. gehören zu unserem Alltag. Schüler_innen
sollten sich den Gefahren bewusst sein und Konzepte dahinter wie z.B Algorithmen
verstehen. Durch gezielte Aufklärungen über die positiven und negativen Seiten
von Social Media können Schüler_innen bewusster damit umgehen. Themen wie Hate
Speech, Selbstoptimierungskonzept und etc. sollten besprochen werden. Dadurch
erreichen Schüler_innen die Fähigkeit der kritischen Selbstreflexion der Risiken
und Gefahren.
Beispiel für innovative Unterrichtsgestaltung: Ein Medienprojekt
Um diese Themen nicht nur in einer theoretischen Form zu unterrichten, sondern
Schüler_innen auch ein konkretes Beispiel über die Verwendung von Social Media
zu geben, kann schulautonom ein Medienprojekt in der Oberstufe gestartet werden,
bei dem sich Schüler_innen einen Social Media Account auf einer Plattform
erstellen, die ein möglichst geringes Maß an personenbezogenen Daten benötigt,
um zu funktionieren, auf der sie unter dem Monitoring von Lehrer_Innen freie
Kontrolle über ihren Account haben.
Das Ziel dieses Projekts wäre es, den Schüler_innen die Funktionsweise der
Algorithmen großer Plattformen und die Gefahren von Social Media näherzubringen.
Das Endziel dieses Projekts kann ein kreativer Multimedia oder Medienbeitrag
(Fotocollagen, Bilder, Videos, Blogs, etc.) sein, in dem die Erkenntnisse der
Schüler_innen verarbeitet werden. Diese Ergebnisse könnten danach im Unterricht
besprochen werden.
Es ist Fakt, dass in den letzten Jahren weltweit Fake News eine so große Rolle
spielen wie selten zuvor. Technologien wie Deepfakes sowie die relativ leichte
Beeinflussbarkeit der öffentlichen Meinung durch Social Media stellen unsere
Demokratie vor eine große Herausforderung. Umso unverständlicher ist es, dass
Fake News nur ein winziger Teil des Unterrichts sind, obwohl sie zusammen mit
einer generellen politischen Radikalisierung eine reale Gefahr für unseren Staat
darstellen. Auch Satire sollte im Unterricht kritisch untersucht werden, da
Satire eine wichtige Rolle bei Kritik an der Politik spielt und auf eine Art
“positive Fake News” darstellt. Das Ziel dieses stärkeren Fokus auf Fake News im
Unterricht muss es sein, dass Schüler_innen nach Abschluss der Sekundarstufe II
wahre und falsche Nachrichten unterscheiden können, erkennen können, ob ein
Video gefälscht sein könnte sowie die Vertrauenswürdigkeit von Quellen bewerten
können. Ein weiteres Ziel muss sein, es den Schüler_innen einen Einblick hinter
die Funktionsweise von Algorithmen zu erlauben und es ihnen zu ermöglichen, die
Welt von außerhalb ihrer eigenen Filterblase zu sehen.
Das Internet ist eine weitere Welt, mit der die heutig-geborenen
Kinder/Jugendliche schon aufgewachsen, egal ob in kurzzeitiger Vergangenheit,
hier im gegenwärtigen Jetzt oder in der Zukunft. Jedoch ist das Internet nicht
nur ein netter Ort für Katzenfotos, sondern birgt auch Gefahren: Fake News,
Identitätsdiebstahl, Stalking, Cybermobbing, Ransomware und der Aufbau von
sozialen Netzwerken in Filterblasen. Auch sollte der Fokus auf moderner
Problemlösung liegen.
Es ist für den Unterricht von Nutzen, wenn man auch im Bereich der Bild- und
Videobearbeitung weitergebildet wird. Denn dadurch wird der Unterricht kreativer
gestaltet. Die Schüler_innen sollen auch Video- und Bildbearbeitungssoftware
einsetzen können, da es im späteren Leben auch von Nutzen sein kann, wenn man
die verschiedenen Medien einsetzen kann.
Die österreichische Medienlandschaft ist divers wie kaum eine andere. Nirgendwo
ist der Boulevard so stark wie in Österreich. Das tut enorme bildungspolitische
Herausforderungen auf. Daher ist es wichtig, dass Schüler_innen über die
verschiedenen Medien, ihre Qualität, politische Ausrichtung und Geldgeber
aufgeklärt werden. Denn dieses Wissen ist essentiell, um die österreichische
Medienlandschaft mündig zu navigieren.
Wir fordern, dass die Thematik rund um Datenethik, Social Media, Fake
News, Gefahren des Internets, Multimedia und die österreichische
Medienlandschaft in das Curriculum, das durch die eine
Expert_innenkommission bearbeitet und erstellt wird, aufgenommen werden.
Des weiteren empfehlen wir, dass das im Absatz Social Media erwähnte
Medienprojekt als eine
mögliche Umsetzung im Unterricht erfolgen kann.
Künstliche Intelligenz
Neue Medien und neue Technologien wie KI bieten Möglichkeiten, aber auch
Risiken. Der richtige Umgang damit muss bereits in frühen Jahren in der Schule
gelernt werden. Damit Schüler:innen mündige Bürger:innen werden, die sich eine
eigene Meinung bilden können, müssen sie Quellen analysieren können und
Richtiges von Falschem unterscheiden können.
- Dazu gehört auch zu unterrichten, wie man KIs richtig benutzt und davon
nicht getäuscht wird. Dabei soll digitale Mündigkeit in den Vordergrund
gestellt werden, also die Fähigkeit, digitale Informationen zu suchen,
auszuwerten, kritisch zu denken und deren Quellen zu analysieren. Dafür
braucht es auch ein Grundverständnis dafür, wie Informationen mit
künstlicher Intelligenz generiert werden.
- Durch den sofortigen Zugang zu Informationen ist die Recherche zu Themen
wesentlich leichter als mit Büchern wie noch vor einem Jahrzehnt. Auf so
gut wie jede spezifische Frage kann in Sekunden eine zielgerichtete
Antwort geliefert werden. Deshalb ist klar, dass überdacht werden muss,
was noch unterrichtet werden soll und was wir in Zukunft sicher nicht mehr
brauchen. Grundkompetenzen sind heutzutage andere, als sie es damals
einmal waren. Das muss auch im Bildungsministerium und in den
Klassenzimmern ankommen.
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