| Veranstaltung: | XXVI. Bundeskongress | 
|---|---|
| Tagesordnungspunkt: | 11.1. Leitantrag des Bundesvorstands | 
| Antragsteller*in: | Bundesvorstand | 
| Status: | Eingereicht (ungeprüft) | 
| Eingereicht: | 05.11.2022, 15:26 | 
| Ersetzt: | LANEU: Zukunft neu bauen! Unsere Bauanleitung für nachhaltig günstiges Wohnen. | 
LANEU2: Zukunft neu bauen! Unsere Bauanleitung für nachhaltig günstiges Wohnen.
Antragstext
Wohnen ist ein menschliches Grundbedürfnis. Seit Menschen vor ca. 10.000 Jahren 
sesshaft wurden, ist die Schaffung der eigenen vier Wände integraler Bestandteil 
der menschlichen Kultur und Identität. Der eigene Wohnraum gibt Sicherheit, er 
ist essentiell für die Gesundheit und sein Umfeld prägt uns für unser Leben. Er 
ist ein Stabilitätsfaktor im Leben eines jeden Menschen, der in seiner Bedeutung 
nicht überschätzt werden kann. Die Schaffung eines Eigenheims ist essentiell im 
Aufbau von Vermögen[1] und mit seiner ermächtigenden Idee von Unabhängigkeit 
seit jeher ein Fundament liberaler Lebensweise.
Für junge Menschen wird es jedoch immer schwieriger, den Traum eines eigenen 
Wohnraumes zu verwirklichen: immer stärker klafft das verfügbare Einkommen von 
Haushalten und die Immobilienpreise auseinander.[2] Das Eigenheim ist damit für 
viele nicht mehr erschwinglich. Besonders junge Menschen sind von dieser 
Entwicklung betroffen, wohingegen der Staat über die Eintragungsgebühr für das 
Grundbuch ordentlich von der Teuerung profitiert.
Auch die hohen Mietkosten erschweren vor allem jungen Menschen, ein souveränes 
Leben zu führen, Familien zu gründen und nachhaltige Investitionen in das eigene 
Leben zu tätigen. Dieses Problem ist dabei keine Randerscheinung, sondern 
betrifft knapp die Hälfte der österreichischen Bevölkerung - noch drastischer 
ist die Situation in großen Städten und suburbanen Gebieten (Speckgürtel), etwa 
der Bundeshauptstadt, in der 77% zur Miete wohnen.[3]
Staatliche Markteingriffe schaffen keinen Wohnraum!
Während die österreichische Bevölkerung in den vergangenen Jahren stark 
gewachsen ist, zog der Bau von neuen Wohnungen nur allmählich an.[4] Der 
verfügbare Wohnraum ist also nicht ausreichend mit der Entwicklung der 
Bevölkerung gewachsen. Der Grund dafür liegt einerseits im enormen, 
krisenbedingten Anstieg der Baukosten und andererseits durch die hohe 
Regulierungsdichte in Österreich, die den Wohnmarkt besonders träge machen.
Dies hat zur Folge, dass durch das fehlende Angebot bei gleichzeitig steigender 
Nachfrage von Wohnraum die Mieten steigen. Durch die zunehmende Urbanisierung 
sind davon besonders die Ballungszentren betroffen, die günstigen Wohnraum in 
großen Städten zur Mangelware machen.
Um dieser Entwicklung entgegenzuhalten, hilft in erster Linie eines: Neue 
Wohnungen bauen und das zu günstigeren Konditionen. Nur durch verdichteten 
Neubau von Wohnraum, der Mobilisierung von leerstehenden Wohnungen und der 
Sanierung von maroden Wohnhäusern und vormals anderwertig genutzten Gebäuden, 
die zu Wohnräumen umgewandelt werden können, kann die Nachfrage gestillt und die 
Preisentwicklung entspannt werden.
Populistische Forderungen nach einem Mietendeckel hingegen schaffen keine 
einzige zusätzliche Wohnung und schlimmer noch, sie verringern das verfügbare 
Angebot sogar! Durch die Einführung eines Mietpreisdeckels in Berlin - ein 
Vorzeigeprojekt der rot-rot-grünen Stadtregierung - brach das Wohnungsangebot um 
60 Prozent ein.[5] Auch die Leerstandsabgabe ist als Mittel vollkommen 
ungeeignet, um Wohnraum verfügbar zu machen und stellt einen ungerechtfertigten 
staatlichen Eingriff in privates Eigentum dar. Für große Unternehmen fällt die 
Abgabe nicht ins Gewicht oder wird an die übrigen Mieter_innen weitergereicht. 
Für kleine, nicht gewerbsmäßige Vermieter_innen sinkt der Anreiz, in 
leerstehende Wohnungen zu investieren, um diese für den Markt attraktiv zu 
machen und im Sinne des Klimaschutzes zu sanieren. Beide Maßnahmen lehnen wir 
entschieden ab
Statt willkürlicher, staatlicher Eingriffe in das Grundrecht auf Eigentum, 
braucht es endlich eine Rücknahme der ausufernden Gießkannensubventionen, der 
zunehmenden staatlichen Eingriffe und eine Rückbesinnung auf die Wirkmacht des 
Marktes. Der Staat muss sich wieder zurücknehmen und auf seine Kernaufgaben 
fokussieren: Einen stabilen Rahmen für die nachhaltige Schaffung von Wohnraum 
durch den Markt zu geben und die Mietkosten dadurch zu senken.
- Das Mietrechtsgesetz muss endlich reformiert werden, um der 
 Interventionsspirale endlich einen Riegel vorzuschieben und leistbares
 Wohnen möglich zu machen! Daher bekräftigen wir die Forderungen unseres
 Antrags Das liberale Mietrecht.[6]
- Vermieter_innen, die die eigenen Mietwohnungen auf ein klimaneutrales 
 Niveau heben (Stichwort: Nullenergiehaus), sollen nicht mehr dem
 Richtwertmietzins unterliegen. Mit dieser Maßnahme schaffen wir einen
 Anreiz für die dringend notwendige klimaschonende Sanierung von Altbauten
 und sorgen langfristig für die Homogenisierung des Mietmarktes.
- Für Gebäude, die nicht dem Richtwertmietzins unterliegen, braucht es 
 zielgerichtete Unterstützungen, die eine umfassende thermische Sanierung
 zum Ziel haben. Damit Österreich sein Ziel erreichen kann, bis 2040
 klimaneutral zu werden, müssen mehr alte Gebäude nachhaltig saniert
 werden. Derzeit liegt die Sanierungsquote im Gebäudesektor bei nur 1,5% -
 benötigt werden jedoch 2,5% bis 2025.[7]
- Personen mit einem geringen Einkommen, die marktübliche Mieten nicht aus 
 eigener Kraft stemmen können, müssen durch die öffentliche Hand gestützt
 werden. Subjektförderungen, also finanzielle Beihilfen für Individuen,
 sind unserer Auffassung nach der richtige Weg, um soziale Härten
 abzufangen. Objektförderungen, etwa durch eine Wohnbauförderung o.ä.,
 lehnen wir ab. Derartige Subventionen führen zu einer starken
 Segmentierung des Marktes, die den Preisdruck auf die übrigen
 Marktteilnehmer deutlich erhöht. Durch oftmals lange Wartelisten werden
 besonders Junge bei der Wohnungssuche benachteiligt.
Aber auch die Immobilienpreise sind in Österreich stark gestiegen und zwar 
deutlich mehr als in den meisten anderen EU-Staaten. Nur im Baltikum, Ungarn und 
in Luxemburg wurden die Immobilienpreise noch teurer.[8] Mit dieser 
Preisentwicklung kann die Einkommensentwicklung nicht mithalten und das 
erschwert den Vermögensaufbau durch Immobilien besonders für Junge.
- Einmodernes Grundbuch nach neuseeländischem Vorbild. Durch ein modernes 
 Grundbuch - Neuseeland zählt dabei als Best Practice - würden in
 Österreich Einsparungen von über einer Milliarde € direkt bei Käufer_innen
 entstehen.[9]
- Eine Reform der Grundsteuer.[10] Die derzeitige Ausgestaltung der 
 Grundsteuer ist nicht treffsicher. Das System basiert auf völlig
 veralteten Einheitswerten und spiegelt weder die gestiegenen Preise wider,
 noch ist sie flexibel genug, um die regionalen Unterschiede abzubilden.
 Die Steuer muss sich zukünftig an aktuellen Marktwerten statt starrer
 Einheitswerte orientieren. Die Progression der Steuer muss so gestaltet
 werden, dass für den durchschnittlichen Eigenwohnraum deutlich günstigere
 Sätze gelten als für größere Immobilienvermögen.
Die Ausnahmen im Gesetz gehören dabei auf ein absolutes Minimum reduziert. 
Steuerbefreiungen für Kirchen und anerkannte Religionsgemeinschaften haben in 
einem modernen, säkularen Staat nichts zu suchen. Auch Steuerbegünstigungen für 
Flughäfen sind angesichts der Herausforderung der EU-Klimaziele nicht 
zielführend.
- Ein modernes Grund- und Immobilienregister nach dänischem Vorbild.[11] Wie 
 in vielen anderen Bereichen der österreichischen Verwaltung, fehlt es an
 einer genauen Datenlage. Die Folge davon ist oft der politische Blindflug
 bei Förderungen und Reformen. Ein solches Register würde klare
 Bemessungsgrundlagen für die reformierte Grundsteuer schaffen und
 zielgerichtete Förderungen für die Erreichung der Klimaziele ermöglichen.
- Eine Befreiung von der Grundsteuer beim Kauf der ersten eigenen Wohnung 
 für die ersten fünf Jahre.
- Die steuerliche Absetzbarkeit von Kreditraten eines Kredits, der für den 
 Kauf der ersten eigenen Wohnung aufgenommen wurde.
Wohnungsbau nicht Raubbau!
Auch wenn wir ausufernde staatliche Eingriffe entschieden ablehnen, sind wir 
JUNOS - Junge Liberale NEOS uns der physischen Grenzen unseres Planeten bewusst. 
Sie sind die Grundlage menschlichen Lebens und dadurch Voraussetzung für ein 
selbstbestimmtes Leben in Freiheit. Die Grenzen des Planeten sind damit 
automatisch die Grenzen des Marktes. Technische Innovation und die grenzenlose 
Kreativität des Menschen müssen der Antrieb für wettbewerbsfähige Preise am 
Wohnungsmarkt sein und nicht durch die Ausbeutung der Umwelt erzielt werden. 
Dabei führt gerade oft staatliches Versagen zum bedenkenlosen Umgang von Grund 
und Boden. In Österreich wurden in den letzten 10 Jahren durchschnittlich 11,5 
ha pro Tag an Boden versiegelt. Das entspricht 24 Fußballfeldern pro Tag. Dieser 
sorglose Umgang hat zur Folge, dass sich Österreich immer weniger selbst mit 
Nahrung versorgen kann. Der jährliche Produktivitätsverlust durch Versiegelung 
entspricht dem jährlichen Nahrungsbedarf von etwa 20 000 Menschen.[12] Durch die 
Schaffung von begleitender Infrastruktur, um lose Siedlungszüge zu verbinden, 
werden wichtige Rückzugsflächen von Pflanzen und Tieren zerschnitten und die 
biologische Vielfalt damit gefährdet. Versiegelte Flächen nehmen kein Wasser 
mehr auf, was ein erhöhtes Hochwasserrisiko zur Folge hat. Schließlich kann 
versiegelter Boden Wasser auch nicht verdunsten. Das führt besonders in 
Ballungsräumen mit hohen Versiegelungsraten zu Tropennächten, unter denen 
Menschen und Tiere leiden.
Hier versagt der Staat in seiner Verantwortung, schützende Rahmenbedingungen zu 
setzen. Die Flächenwidmungskompetenz der Gemeinden führt zu zersiedelten Flächen 
und dient oft mehr der persönlichen Bereicherung der Bürgermeister_innen, als 
der nachhaltigen Entwicklung von Siedlungsräumen. Baurechtliche Vorgaben 
zementieren nicht nachhaltige Bauformen ein. Dieses Staatsversagen muss endlich 
korrigiert werden.
- Die Flächenwidmungskompetenz muss den Gemeinden entzogen werden und auf 
 einer überregionalen Ebene angesiedelt werden. Ein neu geschaffenes
 Kollegialorgan, zusammengesetzt aus Politiker_innen und Expert_innen, soll
 eine kompaktere und dadurch nachhaltigere Entwicklung von Siedlungsräumen
 garantieren. Kompaktere Siedlungskerne bedeuten eine effizientere Nutzung
 von öffentlicher Infrastruktur und entlasten damit den Haushalt der
 Kommunen.
- Die ersatzlose Streichung von Neubauförderungen von Ein- und 
 Zweifamilienhäusern im Rahmen der Wohnbauförderung.[13] Diese teure
 Maßnahme (durchschnittl. 275 Mio. jährlich) befeuert die Zersiedelung als
 auch die Flächenversiegelung und bürdet den Kommunen, durch die notwendige
 Bereitstellung von Infrastruktur, wie Straßen, ÖNV und (Ab)wasserrohren,
 enorme Zusatzkosten auf. Einfamilienhäuser sind weder ökologisch noch
 finanziell nachhaltig.
- Die Schaffung von steuerlichen Anreizen, um die Bebauung von bereits 
 versiegelten Flächen zu fördern. Die Aufbereitung von bereits versiegelten
 Flächen, um diese für Neubauten nutzen zu können, ist teuer. Dadurch
 werden neue Gebäude oft eher im Grünland errichtet, anstatt auf
 ungenutzten, bereits versiegelten Flächen. Durch steuerliche
 Begünstigungen können hier Anreize geschaffen werden, um unversiegelte
 Flächen zu schützen. Hiermit wird maßgeblich zur Mobilisierung von Bauland
 beigetragen. Durch die Bereitstellung von (steuerlich) begünstigtem
 Bauland werden auch die Baukosten gesenkt.
- Die Lockerung von baurechtlichen Richtlinien, um die Sanierung von alten 
 Gebäuden zu erleichtern und kostengünstigeres Bauen zu ermöglichen.
 Oftmals steht die staatliche Regulierungswut der Mobilisierung von
 Wohnraum in alten Gebäuden entgegen. Durch das starre Festlegen von
 willkürlichen Regelungen, etwa bei der erforderlichen Raumhöhe, ist die
 Bereitstellung von Wohnräumen in historischen Gebäuden entweder sehr teuer
 oder unmöglich.
- Qualitätsvolle Innenverdichtung. Viele Siedlungsräume kämpfen mit der 
 bestehenden Versiegelung. Neben der Flächenwidmung ist dieser Zustand auch
 oft Ergebnis rigider, lokaler Baurichtlinien. Wir JUNOS - Junge Liberale
 NEOS bekennen uns zum Prinzip der qualitätsvollen Innenverdichtung.
 Wohnraum muss wieder in die Höhe und nicht mehr in die Breite wachsen und
 dazu müssen Baurichtlinien gelockert werden. Die Verdichtung eines
 Siedlungskernes muss dabei einhergehen mit dem Ausbau von Infrastruktur,
 die nachhaltige Mobilität sicher ermöglicht (Stichwort Mobilitätswende)
 und durch umfassende Begrünung im öffentlichen Raum begleitet werden, die
 den Bewohnern Erholung bieten, die Siedlungen kühlen und die negativen
 Auswirkungen auf die Biodiversität dämpfen.
[4]https://www.statistik.at/statistiken/bevoelkerung-und-
soziales/bevoelkerung/demographische-prognosen/bevoelkerungsprognosen-fuer-
oesterreich-und-die-bundeslaender
[5]https://www.tagesspiegel.de/berlin/wohnungsangebot-in-berlin-durch-
mietendeckel-um-60-prozent-eingebrochen-5999386.html
[6] Das liberale Mietrecht. Antrag beschlossen durch den X. Bundeskongress, 
Salzburg 2014.
[7]https://www.derstandard.at/story/2000131328704/so-wird-das-nichts-
sanierungsrate-im-gebaeudebestand-zu-niedrig
[8]https://www.neos.eu/_Resources/Persistent/f5cd204bd55f72c78306e77bd017d8e5788-
4ff65/PB-quadrat-Immobilien_druck.pdf
[9]https://www.neos.eu/_Resources/Persistent/f5cd204bd55f72c78306e77bd017d8e5788-
4ff65/PB-quadrat-Immobilien_druck.pdf, S.35-36.
[10]https://www.neos.eu/_Resources/Persistent/f5cd204bd55f72c78306e77bd017d8e578-
84ff65/PB-quadrat-Immobilien_druck.pdf
[11]https://www.neos.eu/_Resources/Persistent/f5cd204bd55f72c78306e77bd017d8e578-
84ff65/PB-quadrat-Immobilien_druck.pdf
Änderungsanträge
- LA-059 (Benedikt Flasch, Angenommen)

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