Veranstaltung: | Landeskongress Steiermark |
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Tagesordnungspunkt: | 12) Anträge |
Antragsteller*in: | Christoph Perner, Simon Galler, Helene Paar |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 14.02.2025, 12:45 |
A1: Meisterhaftes Steirerland
Antragstext
Der Landeskongress der JUNOS Steiermark möge beschließen, dass laut Lehrlings-
und Meisterprüfungsstelle der WKO Steiermark im Jahr 2024 ginsgesamt 14.928
Jugendliche die eine Lehre gestartet haben. Im selben Jahr wurden 644 Meister-
und Befähigungsprüfungen erfolgreich abgelegt. Die Statistik zeigt, dass diese
Zahlen zwischen 2020 und 2023 rückläufig waren, im Jahr 2024 aber erstmals
wieder anstiegen. Seit dem Höchststand von 19.838 Lehrlingen im Jahr 2009 ist
die Gesamtzahl der Lehrlinge rückläufig. Im Jahr 2023 entfielen mit 1.961
Lehrlingen die meisten Lehrlinge auf den Bereich Metalltechnik, während der
Beruf Friseur:in/Stylist:in mit 302 Lehrlingen am wenigsten vertreten war.
Darüber hinaus gab es laut Landesentwicklung Steiermark im Jahr 2024 12.414
offene Stellen, von denen 2,3 % unbesetzt blieben.
Die Meisterprüfung ist in Österreich eine hochqualifizierte Weiterbildung und
wird im Nationalen Qualifikationsrahmen auf Stufe 6 - dem Niveau eines
Bachelorabschlusses - eingeordnet. Sie besteht aus vier Modulen, darunter eine
zweiteilige projektorientierte Fachprüfung, eine mündliche Prüfung, eine
mindestens fünfstündige theoretische Prüfung, die Ausbilderprüfung, die
Unternehmerprüfung sowie die eigentliche handwerkliche Prüfung. Die Kosten für
eine Meisterschule, z.B. im Karosseriebau, belaufen sich im Jänner 2024 auf
5.590,00 €. Diese finanzielle Belastung stellt insbesondere junge Fachkräfte vor
Herausforderungen, die durch steigende Lebenshaltungskosten noch verstärkt
werden. Zusätzlich können je nach Berufsfeld Materialkosten für die Prüfung
anfallen, die in der Regel von den Prüflingen selbst getragen werden müssen.
Angesichts des steigenden Bedarfs an hochqualifizierten Fachkräften,
insbesondere an Unternehmensgründer(inne)n, besteht dringender Handlungsbedarf.
Der anhaltende Fachkräftemangel sowie die demografische Entwicklung erschweren
es den Betrieben zunehmend, Handwerksmeister:innen zu finden, die wiederum
Lehrlinge ausbilden können. Es ist daher an der Zeit, dass die steirische
Politik gezielte Anreize schafft, um sowohl die Abschlusszahlen von Lehrlingen
und Meister:innen zu steigern als auch Unternehmensgründungen zu fördern. Als
Vorbild kann das deutsche Bundesland Nordrhein-Westfalen dienen, wo es seit Juli
2023 ein Förderprogramm mit einem jährlichen Volumen von 11 Millionen Euro gibt,
das junge Fachkräfte beim Schritt in die Selbstständigkeit unterstützt. Positiv
hervorzuheben ist auch, dass die österreichische schwarz-grüne Bundesregierung
bereits gesetzliche Grundlagen für die Befreiung von Prüfungsgebühren ab 1.
Jänner 2024 sowie rückwirkend ab 1. Juli 2023 geschaffen hat.
Die Landesregierung wird daher aufgefordert, eine Fachkräfteoffensive zu starten
und einen Startbonus für Personen einzuführen, die nach bestandener Meister-
oder Befähigungsprüfung ein Unternehmen gründen. Dieses Modell soll sich an
Nordrhein-Westfalen orientieren, jedoch mit dem zusätzlichen Ziel, dass die
Absolvent:innen nicht auf den nach wie vor bestehenden Kosten der Meisterprüfung
sitzen bleiben.
Darüber hinaus soll ein zusätzlicher Anreiz für Jugendliche geschaffen werden,
eine Lehre zu beginnen, indem der Bildungscheck wie bei der außerordentlichen
Lehrabschlussprüfung auch in diesem Ausbildungsbereich zur Anwendung kommt.
Damit würden sowohl die Schulen als auch die Auszubildenden bestmöglich
unterstützt und ein Beitrag zur langfristigen Sicherung des
Fachkräftenachwuchses geleistet.
Begründung
Der Start ins Berufsleben über die Lehre muss in Österreich dringend mehr Stellenwert bekommen und darf nicht länger der letzte Ausweg sein, um nicht den gesellschaftlichen Stempel des gescheiterten Berufseinstiegs aufgedrückt zu bekommen. Ganz im Gegenteil: Unabhängig vom Ausmaß des Fachkräftemangels braucht die Steiermark und Österreich zu jeder Zeit motivierte junge Menschen, die ihr Leben mit eigener Schaffenskraft gestalten wollen. Der Abbau von Barrieren, seien sie finanzieller oder gesellschaftlicher Natur, ist daher dringend notwendig. Der bereits im letzten Jahr beschlossene Antrag ist nach wie vor aktuell und soll daher in seiner Gänze und Aktualität vorgestellt und behandelt werden. Mit diesem erneuten Beschluss legen wir innerhalb der steirischen politischen Jugendorganisationen ein starkes Bekenntnis ab, mit dem wir uns absolut nicht verstecken müssen.
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