Veranstaltung: | Landeskongress Oberösterreich - 05. Juli 2025 - "Jugendräume schaffen" |
---|---|
Tagesordnungspunkt: | 16. Weitere Anträge |
Antragsteller*in: | Martin Gatzweiler, Elija Lambourne, Gregor Stadler |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 27.06.2025, 06:43 |
A2: OÖ-Öffis auf eine neue Stufe heben
Antragstext
Oberösterreich ist ein flächenmäßig großes Bundesland mit vergleichsweise
geringer Bevölkerungsdichte, viel Natur und einigen urbanen Zentren. Daher ist
das Auto für viele nach wie vor das Hauptverkehrsmittel. Doch gerade jungen
Menschen steht oft kein eigenes Auto zur Verfügung – sei es, weil sie noch zu
jung für den Führerschein sind, aus Klimaschutzgründen bewusst darauf verzichten
oder sich die Anschaffung und den Unterhalt schlicht nicht leisten können.
Gleichzeitig wächst der Anteil älterer Menschen, für die das Autofahren mit
zunehmendem Alter schwieriger oder unsicherer wird – auch sie sind zunehmend auf
barrierefreie, gut erreichbare öffentliche Verkehrsmittel angewiesen.
Mobilität ist jedoch auch eine Frage der Chancengerechtigkeit: Niemand sollte
aufgrund seiner finanziellen Situation vom gesellschaftlichen Leben
ausgeschlossen sein. Umso wichtiger ist ein gut ausgebauter und verlässlich
finanzierter öffentlicher Verkehr.
Leider ist dieser derzeit häufig unzureichend ausgebaut, unterfinanziert oder es
mangelt an kreativen, niederschwelligen Lösungen. Besonders deutlich zeigt sich
das an aktuellen Budgetkürzungen bei drei oberösterreichischen Lokalbahnen –
etwa der Almtalbahn und Mühlkreisbahn [1]. Dabei sind Investitionen in den
öffentlichen Verkehr nicht nur aus sozialer, sondern auch aus ökologischer und
ökonomischer Sicht sinnvoll, da sie langfristig geringere externe Kosten
verursachen als andere Verkehrsmittel. Wir stehen entsprechend für Ausbau- und
Attraktivierung statt Einstellung.
Ein starker öffentlicher Verkehr ist daher kein Luxus, sondern eine zentrale
Voraussetzung für soziale Teilhabe, Klimaschutz und nachhaltige
Regionalentwicklung.
Schiene stärken: für nachhaltige,
leistungsfähige, komfortable Mobilität
Die Schiene bietet gegenüber der Straße zahlreiche Vorteile: Sie ist
komfortabler, sicherer und – insbesondere bei Elektrifizierung – deutlich
umweltfreundlicher. Auch die Möglichkeit, die Fahrzeit produktiv zu nutzen,
macht den Zug attraktiver – nicht nur für Pendler:innen, sondern auch für
Studierende und Berufstätige.
- den gezielten Ausbau und die Elektrifizierung bestehender
Schienenstrecken,
- den zweigleisigen Ausbau sowie die Beschleunigung von Bestandsstrecken zur
Kapazitätssteigerung und attraktiveren,
- moderne Infrastruktur und Zugmaterial zur Verkürzung der Fahrzeiten,
- Lückenschlüsse für eine bessere regionale und überregionale Vernetzung.
- Pyhrnbahn – für eine leistungsfähige Nord-Süd-Verbindung,
- Summerauerbahn – für bessere Anbindungen ins östliche Mühlviertel und
Richtung Tschechien,
- Neue Strecke nach München – für eine schnelle und direkte Verbindung in
den süddeutschen Raum [2].
Zwar handelt es sich bei allen um Bestandsprojekte – doch die entscheidende
Frage ist, ob sie jemals über den Projektstatus hinauskommen. Wir fordern
endlich Tempo und klare Priorisierung, denn jedes weitere Jahr der Verzögerung
ist untragbar.
Neue Schienenachse(n) und Verkehrslösungen für
den Großraum Linz
Kaum ein Thema bewegt die Linzer:innen so sehr wie die angespannte
Verkehrssituation. Zeitverlust durch Staus oder ineffiziente, langsame Öffis
bedeutet nicht nur individuellen Frust, sondern verursacht auch realen
volkswirtschaftlichen Schaden [3]. Zahlreiche Projekte stehen seit Jahren auf
der Agenda – doch umgesetzt wurde bisher wenig. Die dringend benötigte
Verlängerung der Straßenbahn nach Pichling und zum Bahnhof Ebelsberg fehlt
ebenso wie der Lückenschluss der Linie 43 zur Traunerkreuzung.
Die Geschichte der neuen Schienenachse Linz ist besonders frustrierend: Bereits
2010 als große Lösung angekündigt [4] – inklusive aufwendig produziertem
Werbevideo [5] – war der Baustart ursprünglich für 2015 geplant. Heute, im Jahr
2025, ist von Bauarbeiten keine Spur. Das Projekt wurde stillgelegt, während
teils absurde Alternativvorschläge präsentiert wurden. 2019 folgten neue
Konzepte: zwei O-Bus-Linien, eine Stadtbahn mit Anbindung an Gallneukirchen,
Pregarten und Hagenberg sowie eine Neugestaltung der Mühlkreisbahn. Doch erneut
blieb es bei Visualisierungen von Haltestellen und Studien ohne bauliche
Umsetzung. Hinzu kommen etwaige unausgereifte Konzepte, wie etwa der Vorschlag,
dass Lokführer:innen während der Fahrt an Zwischenstationen den Führerstand
wechseln sollen [6]. Auch die geplante Verlängerung zum neuen Bahnknoten
Kremsdorf über Haid und Ansfelden ist bislang nicht über das Planungsstadium
hinausgekommen.
Dieses schleppende und verzögernde Vorgehen ist für die Bürger:innen nicht
tragbar. Denn während wir ein paar Meter Gleise legen, baut China ganze Städte.
Neben der endlich notwendigen Realisierung der neuen Schienenachse als Stadtbahn
braucht es mittelfristig auch weitere Schritte, um die Linzer Innenstadt zu
entlasten und die Mobilität zukunftssicher zu gestalten. Dazu zählen:
- die Entlastung der stark frequentierten Straßenbahnachse über die
Landstraße - sowie Umsetzung der angedachten Verlängerungen um
Lückenschlüsse zu erreichen,
- und der Ausbau schneller, leistungsfähiger Schnell-Verbindungen im
gesamten Stadtgebiet
- Schnelle Entscheidungen und zügigen Baustart statt weiterer Verzögerungen
und jahrelangem Stillstand statt Provisorien Bürokratieabbau und schlanke
Genehmigungsverfahren für Projekte, bei denen das öffentliche Interesse
klar gegeben ist,
- Direkte Anbindung der Stadtbahn an das bestehende Schienennetz, um die
Linzer Bahnhöfe effizient zu verbinden,
- Prüfung eines vollautomatischen Betriebs, um hohe Taktfrequenzen zu
ermöglichen, Personalengpässe zu vermeiden und langfristig Kosten zu
senken,
- Finanzielle Beteiligung des Bundes, wie in Wien bei vergleichbaren
Projekten – denn moderne Infrastruktur ist eine gemeinsame Aufgabe.
Flexible Mobilität abseits der Schiene: moderne
Bussysteme für alle Lebenslagen
Schienengebundene Verkehrsmittel sind zweifellos leistungsfähig, aber auch teuer
in Planung, Bau und Betrieb – und sie lassen sich nicht flächendeckend bis vor
jede Haustür führen. Entsprechend sind wir nicht so vermessen, eine Schiene vor
jede Haustür zu fordern – vielmehr drängen wir auf Tempo bei den Bestandsplänen
und setzen ansonsten auf intelligente Lösungen. Daher ist es sinnvoll, ergänzend
auf ein starkes, gut ausgebautes Bussystem zu setzen. Insbesondere auf
Hauptverkehrsachsen und zu Stoßzeiten sollen Busverbindungen wie bisher – oder
verstärkt – zum Einsatz kommen.
Gleichzeitig gibt es Herausforderungen: viele wenig genutzte Linien in
Randzeiten, ineffiziente Leerfahrten sowie das ungelöste Problem der „letzten
Meile“ – also der Verbindung vom Wohnort zur nächsten Hauptverkehrsverbindung.
Ein pauschaler Ausbau des Liniennetzes würde hier zu enormen Kosten für Fuhrpark
und Personal führen, ohne die tatsächliche Nutzung signifikant zu steigern.
Statt eines Busses, der am Wochenende nur viermal täglich fährt, ist ein gut
organisiertes Anrufsammeltaxi oft die deutlich bessere Lösung. Es bringt
Menschen zuverlässig und flexibel dorthin, wo sie wirklich hinmüssen – und das
zu Zeiten, die dem tatsächlichen Bedarf entsprechen.
Deshalb braucht es flexible, bedarfsorientierte Systeme: Modelle wie
Anrufsammeltaxis oder On-Demand-Shuttles sollen stärker genutzt und systematisch
ausgebaut werden. Diese können Fahrgäste gezielt zu zentralen Knotenpunkten
bringen oder wenig nachgefragte Verbindungen effizient abdecken – angepasst an
reale Mobilitätsmuster.
Mithilfe moderner Technologien wie Big Data, Künstlicher Intelligenz und
dynamischer Routenplanung können solche Systeme intelligent gesteuert und
laufend optimiert werden. Zudem sollen – sobald rechtlich und technisch möglich
– auch autonome Kleinbusse („Cyberbusse“) in Pilotprojekten erprobt werden, um
langfristig ein kosteneffizientes, flächendeckendes Mobilitätsangebot im
ländlichen Raum zu schaffen.
Bedarfsgerechten Ausbau von On-Demand Shuttles, Anruf-Sammel-Taxi Lösungen
und regulären Buslinien
Car-Sharing & Bike-Sharing: interoperabel,
überregional, nutzerfreundlich
Derzeit leidet der Ausbau von Car- und Bike-Sharing-Angeboten unter zahlreichen
Schnittstellenproblemen. Unterschiedliche Apps, Abrechnungssysteme und
technische Standards führen dazu, dass Netzwerkeffekte ausbleiben und die
Nutzung für viele unattraktiv bleibt. Besonders im ländlichen Raum hemmen diese
Barrieren eine breitere Nutzung und Verbreitung.
Um diese Hürden zu beseitigen, soll das Land Oberösterreich standardisierte
digitale Schnittstellen zur Verfügung stellen. Ziel ist es,
Anbieterübergreifende Interoperabilität zu schaffen – also die Möglichkeit, Car-
und Bike-Sharing-Dienste verschiedener Anbieter nahtlos zu nutzen, ohne hohe
Wechselkosten oder technische Einschränkungen.
Dabei geht es nicht um ein staatliches Monopol, sondern um die Förderung von
Wettbewerb und Innovation: Durch offene, einheitliche Schnittstellen können
Anbieter ihre Dienste leichter integrieren, Nutzer:innen profitieren von mehr
Auswahl und komfortablerer Nutzung, und der Markt gewinnt an Dynamik – auch
überregional.
Die Kosten für öffentlichen Verkehr insbesondere im Personalbereich sind enorm,
außerdem macht der demografische Wandel Personal rar – umso wichtiger ist es,
jede Möglichkeit zur Reduktion konsequent zu nutzen. Deshalb fordern wir die
aktive Nutzung, Planung und Förderung autonomer Fahrzeuge und KI-gestützter oder
fernüberwachter Steuerungssysteme auf Schiene, in Straßenbahn und Bus. Zudem
sollen – sobald rechtlich und technisch möglich – auch autonome Kleinbusse
(„Cyberbusse“) in Pilotprojekten erprobt werden, um langfristig ein
kosteneffizientes, flächendeckendes Mobilitätsangebot im ländlichen Raum zu
schaffen.
[1] https://www.derstandard.at/story/3000000270525/oberoesterreich-wehrt-sich-
gegen-das-geplante-aus-dreier-lokalbahnen?ref=niewidget
[2] https://www.nachrichten.at/oberoesterreich/neue-innkreisbahn-von-linz-nach-
muenchen-in-80-minuten;art4,3916793
[3] https://ooe.orf.at/v2/news/stories/2861141/
[4] https://www.linz.at/medienservice/archiv/2010/201012_54793.php,
https://www.linzwiki.at/wiki/Zweite_Schienenachse/
[5] https://www.youtube.com/watch?v=ZLy8mpUBVhw
[6] https://www.linza.at/sbahn2023/
Kommentare