| Veranstaltung: | Landeskongress Niederösterreich |
|---|---|
| Tagesordnungspunkt: | 11.B Weitere Anträge |
| Antragsteller*in: | Johannes Denner, Prisca Preiss |
| Status: | Eingereicht |
| Eingereicht: | 24.10.2025, 07:24 |
A2: Wolfsabschuss jetzt – für ein nachhaltiges Wolfsmanagement in Niederösterreich
Antragstext
Der Wolf ist nach über 150 Jahren in Österreich zurückgekehrt. Was ökologisch
als Erfolg gilt, ist für viele Regionen Niederösterreichs längst zu einer
massiven Belastung geworden. Mit der wachsenden Wolfsdichte steigt der Druck auf
Weidetierbetriebe, die Sicherheit und den Wildtierbestand in ländlichen
Gebieten.
Seit der Rückkehr des Wolfs mehren sich Angriffe auf Weidetiere und Sichtungen
in unmittelbarer Nähe von Siedlungen. Laut WWF und dem Österreichzentrum für
Großraubtiere leben in Österreich derzeit rund 120 Wölfe, verteilt auf etwa 25
Rudel, wobei Niederösterreich mit rund 10 bis 12 Rudeln das am stärksten
betroffene Bundesland ist.[1] Dies entspricht einer mehr als 17-fachen Zunahme
seit dem Jahr 2015, als in Österreich erst sieben Wölfe nachgewiesen wurden.[2]
Da der Wolf keine natürlichen Feinde hat und aufgrund des reichlichen Wild- und
Nutztierbestands ein großes Nahrungsangebot vorfindet, droht dieser drastische
Anstieg auch in nächsten Jahren fortzusetzen.
Allein im Jahr 2024 wurden laut Landwirtschaftskammer Niederösterreich über 900
Weidetiere (vorwiegend Schafe und Kälber) durch Wolfsrisse oder
Fluchtverletzungen getötet oder schwer verletzt.[3] Diese Verluste sind ein
großes finanzielles Risiko und bedrohen zunehmend die Existenz kleiner und
mittlerer Betriebe. Viele Schafhalter:innen im Most- und Industrieviertel
berichten, dass sie angesichts der wiederkehrenden Risse hohe Kosten für Zäune
und Herdenschutzhunde haben. Dabei liegt der Rückgang der Schafhaltung laut
Landwirtschaftskammer in manchen Regionen jetzt schon bereits bei über 25 %.[4]
Die Kosten für Herdenschutzmaßnahmen sind enorm: Ein professionell abgesicherter
Weidezaun kann über 5.000 Euro pro Hektar kosten, hinzu kommen Anschaffung,
Versicherung und Betreuung von Herdenschutzhunden, deren Ausbildung in
Österreich bislang kaum möglich ist. Diese Belastungen sind für viele bäuerliche
Betriebe schlicht nicht tragbar, vor allem dann nicht, wenn Wölfe in Rudeln
agieren, die Schutzmaßnahmen häufig durchbrechen. Dadurch droht eine
jahrhundertealte Weidekultur verloren zu gehen, welche ökologisch äußerst
relevant ist. Durch Beweidung werden Offenflächen erhalten, Biodiversität
gesichert und das Landschaftsbild gepflegt. Wenn diese Betriebe aufgeben, droht
Verbuschung, Artenrückgang und der Verlust einer über Generationen gewachsenen
Kulturlandschaft.
Weiters birgt eine höheren Wolfsdichte und vor allem die zunehmende Bildung von
Rudeln mit Nachwuchs eine ernstzunehmende Gefahr für uns Menschen, da vor allem
Jungtiere sich vermehrt Siedlungen annähern. In Bezirken wie Zwettl, Lilienfeld
oder Scheibbs wurden 2024 und 2025 mehrfach Wölfe in unmittelbarer Nähe von
Wohngebieten und Schulwegen gesichtet.[5]
Damit ist klar: Der Wolf ist längst nicht mehr bloß ein selten anzutreffendes
Wildtier der Hochalpen, sondern inmitten der Gesellschaft angekommen. Der
rasante Anstieg der Wolfspopulation stellt eine ernsthafte Gefahr für Nutztiere,
Tourismus und das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung dar. Ohne entschlossenes
Handeln droht die jahrzehntelang gewachsene Alm- und Weidewirtschaft in
Niederösterreich verloren zu gehen.
Die niederösterreichische Wolfsverordnung erlaubt zwar seit 2024 den Abschuss in
akuten Bedrohungssituationen, doch die Verfahren sind langwierig und unflexibel.
Andere Bundesländer, wie Salzburg mit der „Maßnahmengebietsverordnung 2025“ oder
Kärnten mit der „Risikowolfsverordnung“ zeigen, dass ein effizientes und
rechtssicheres Management möglich ist. Diese Maßnahmen sollte sich auch
Niederösterreich zum Vorbild nehmen. Zudem ist zu evaluieren, wie die
Wolfspopulation künftig reguliert werden kann, etwa durch die Aufnahme in die
Abschusspläne der betroffenen Jagdreviere, falls die derzeitige Bestandszunahme
anhält.
Die Aufnahme des Wolfes als jagdbare Wildart mit ganzjähriger Schonzeit in das
Niederösterreichische Jagdgesetz anstelle seiner bisherigen Einstufung als nicht
jagdbare Wildart gemäß § 3 Abs. 2 NÖ Jagdgesetz.
Nach dem Salzburger Vorbild soll zudem eine „Maßnahmengebietsverordnung Wolf“
geschaffen werden, die einen genehmigungsfreien Abschuss innerhalb von vier
Wochen und einem Umkreis von zehn Kilometern nach bestätigten Rissereignissen
ermöglicht.
Darüber hinaus ist die rechtliche und finanzielle Grundlage für die Ausbildung
von Herdenschutzhunden zu schaffen, um Tierhalter:innen einen wirksamen Schutz
ihrer Herden zu gewährleisten.
Ebenso sollen Herdenschutzmaßnahmen wie Zäune, technische Ausstattung,
ausgebildeten Hunden und Betreuung gezielt gefördert werden, um
landwirtschaftliche Betriebe finanziell zu entlasten und die Weidehaltung
wirtschaftlich tragfähig zu gestalten.
Schließlich ist bei weiterem Anstieg der Wolfspopulation zu evaluieren, ob ein
System von jährlichen Abschussplänen in Betroffenen Jagdrevieren, analog zur
bestehenden Wildbewirtschaftung, eingeführt werden kann, um ein nachhaltiges
Populationsmanagement sicherzustellen.
[1] WWF Österreich, Wolfsmonitoringbericht 2025; Österreichzentrum für Bär,
Wolf, Luchs 2025
[5] ORF NÖ, 18. 9. 2025, „Immer mehr Wölfe in Niederösterreich“

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