Veranstaltung: | IX. Mitgliederversammlung JUNOS Schüler:innen |
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Tagesordnungspunkt: | 16.2. Leitantrag des Bundesvorstands |
Status: | Beschluss |
Beschluss durch: | Mitgliederversammlung |
Beschlossen am: | 21.07.2024 |
Basierend auf: | LA: Schule für das Leben, statt Leben für die Schule |
Schule für das Leben, statt Leben für die Schule
Beschlusstext
Durch Chat-GPT und Co. wurde uns sehr rezent schon gezeigt, wie wenig wir
eigentlich über die nächsten Jahre vorhersagen können. Gerade in der
Schulbildung führt das zu enormen Problemen, denn was passiert denn, wenn ich
mich mit 14 für einen Bildungsweg entscheide, dessen Zukunftsrelevanz sich aber
innerhalb meiner Schulzeit massiv wandelt? Wie kann eine Schule mit so etweas
umgehen? Sollte man sich z.B. auf bestimmte Teilbereiche spezialisieren und auf
diese pivoten? Natürlich ist diese Frage auch eine, die im Sinne der
Schulautonomie beantwortet werden muss, jedoch wäre es schlichtweg naiv, zu
denken, dass jede Schule einen solchen makroökonomischen und wissenschaftlichen
Überblick hat. Genau hier kommmt das neue "Future Institute", eine schlanke neue
Entität auf Bundesebene, ins Spiel, das die im Antrag "I've been looking for
Leistung" beschlossenen Bildungsservices ergänzen und de facto als Think Tank
agieren soll. Es soll sich mit neuen Erkenntnissen im Bereich der Forschung
auseinandersetzen und auf Basis dieser Empfehlungen für Schulen direkt, aber
auch die Weiterentwicklung des Bildungsstandortes an sich in Form von
Handlungsempfehlungen für die Bundesregierung und die Landesregierungen
erarbeiten.
- Wir fordern die Schaffung eines neuen, schlanken Bildungs-Think Tanks,
welcher Handlungsempfehlungen für Schulen und Gesetzgeber auf Basis neuer
wissenschaftlicher Erkenntnisse erarbeiten soll, so dass Schulen ihre
Schulautonomie effektiv ausgestalten können.
In unserem Antrag "Bildungspflicht statt Absitzpflicht" fordern wir die
Einführung einer mittleren Reifeprüfung zum Abschluss der Sekundarstufe I, an
welche die neue Bildungspflicht gekoppelt ist. Dies ist großartig, da so
sichergestellt wird, dass die für ein mündiges Leben und den fortschreitenden
Bildungsweg notwendigen Grundkompetenzen auch tatsächlich in der Sekundarstufe I
erlernt werden und die Sekundarstufe II so entlastet wird und sich auf ihren
eigentlichen Bildungsauftrag fokussieren kann. Ein Schultyp, welcher besonders
von dieser neuen Regelung profitieren würde, ist die polytechnische Schule. Ihr
gesetzlich festgelegter Zweck ist, durch Vertiefung der Allgemeinbildung,
Berufsorientierung und Berufsgrundbildung, auf das weitere Leben – insbesondere
auf das Berufsleben - vorzubereiten. Diesem konnte sie in den letzten Jahren
aufgrund der etlichen Kompetenzdefizite vieler Schüler:innen jedoch leider
schlichtweg nicht nachkommen. Wir JUNOS Schüler:innen halten die polytechnische
Schule, so, wie sie der Gesetzgeber aktuell vorsieht, für ein tolles Sprungbrett
in eine erfolgreiche Lehre und wollen, dass sich die PTS wieder auf diesen
Ursprungsauftrag besinnt.
- Wir fordern, dass mit der Einführung der mittleren Reifeprüfung auch eine
Reorientierung der polytechnischen Schulen auf die vom Gesetzgeber
vorgesehenen Aufträge einhergeht.
Viele Jugendliche entscheiden sich aufgrund der geringen
Weiterbildungsmöglichkeiten nach der Lehre oftmals für einen anderen
Bildungsweg. Wie schon in unserem Antrag "Ein liberales Update für die
Berufsschulen" besprochen, muss man hier also ansetzen und die Lehre mit Matura
ausbauen. Wir sehen den Bund in der Pflicht hier sowohl die Betrieb, als auch
die Lehrlinge selbst besser zu unterstützen. Gerade in der bürokratischen
Umsetzung muss es Reformen geben.
- Wir fordern, dass der Bund besser bei der Einführung der Lehre mit Matura
unterstützt.
Gerade das österreichische Bildungssystem ist enorm komplex und macht es für 14-
jährige Kinder und deren Eltern wahnsinnig schwierig am Abschluss der
Sekundarstufe I den "richtigen" weiteren Bildungsweg für das jeweilige
Individuum zu finden. Hier muss es eine Reihe an Reformen in der
Berufsorientierung geben, um eine mündige Entscheidung bestmöglich zu fördern.
Zum einen braucht es auch in der AHS-Unterstufe ein verpflichtendes Fach
Berufsorientierung, in welchem nicht nur über diverse Berufsfelder gelernt,
sondern auch das individuelle Potenzial erörtert wird. Auch in der Sekundarstufe
II gibt es in der Berufsorientierung Defizite. In vielen AHSen fehlt die
Perspektive auf den Arbeitsmarkt nahezu gänzlich, während in der BHS die Wahl
meistens zwischen Studium und direktem Start ins Arbeitsleben gefällt wird,
obwohl es diverse andere Optionen gäbe.
- Wir fordern, dass auch in der AHS-Unterstufe Berufsorientierung als
Pflichtfach eingeführt wird.
- Wir fordern, dass im Rahmen der Berufsorientierung in Sekundarstufe II den
Schüler:innen alle ihre Möglichkeiten aufgezeigt werden, damit sie so eine
mündige Entscheidung treffen können.
Das östereichische Bildungsministerium ist stets sehr bereit neue
Bildungsrichtungen zu etablieren, jedoch mangelt es an genau dieser selben
Courage, wenn es darum geht veraltete Lehrberufe, Fachrichtungen oder
Schwerpunkte abzuschaffen. Dies steigert nicht nur den Verwaltungsaufwand enorm,
sondern macht das österreichische Bildungssystem extrem kompliziert und träge.
Eine resolute Abschaffung von nicht mehr benötigten Karteileinchen-Ausbildungen
entbindet personelle Ressourcen in der Verwaltung und schafft ein klareres,
leichter zu managendes Bildungssystem.
- Wir fordern eine konsequente Abschaffung von veralteten Bildungswegen, um
die Verwaltung zu entlasten und das Konstrukt Bildungssystem als ganzes zu
entwirren.
Der Erfolg einer Schule sollte nicht nur an den erzielten Noten ihrer
Schüler:innen bei standardisierten Tests bemessen werden, schließlich geht hier
viel Nuance (z.B. Softskills oder andere praxisnahe Bildungselemente) verloren.
Daher fordern wir zusätzlich zu einer Veröffentlichung solcher Testergebnisse
und dem daraus resultierenden Schulranking auch ein Tracking der
Arbeitsmarktperformance der Absolvent:innen, dessen Ergebnisse gemeinsam mit den
Testergebnissen veröffentlich werden sollen. So kann man sich ein genaueres Bild
über den Bildungserfolg einer Schule machen (gerade in puncto sozialer
Mobilität) und damit einhergehend auch lokale schulautonome Initiativen und
deren Auswirkungen besser bewerten.