Veranstaltung: | IX. Mitgliederversammlung JUNOS Schüler:innen |
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Tagesordnungspunkt: | 16.3. Weitere Anträge |
Antragsteller*in: | Paul Hebauer |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 13.07.2024, 18:13 |
A4: BeReal: Mentale Gesundheit stärken und das wahre Selbst an Schulen stärken
Antragstext
Sowohl zahlreiche Studien als auch unzählige Berichte von Schüler:innen und
Lehrkräften zeigen, dass Kinder und Jugendliche von den Folgen der Pandemie
besonders stark betroffen sind. Jedoch wird die mentale Gesundheit von Kindern
und Jugendlichen auch unabhängig von der Pandemie viel zu sehr vernachlässigt.
Die Schule ist der prägendste Ort im Sozialisierungsprozess aller Kinder und
Jugendlichen, weswegen es umso wichtiger ist, dass sie ein Ort ist, an dem wir
uns wohlfühlen. Natürlich muss einem auch bewusst sein, dass dieser Ort nicht
immer nur toll und spaßig sein kann, dennoch sollte auch nicht das Gegenteil –
das Zerstören der mentalen Gesundheit von Schüler:innen – passieren. Es sollte
die Basis für möglichst viel Leistung bei möglichst geringer psychischer
Belastung gelegt werden!
Die Bildungspolitik ist hierbei laut Expert:innen oftmals nicht optimal auf
dieses Ziel abgestimmt. Bereits seit Jahren lässt sich eine Negativtendenz bei
der mentalen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen feststellen. Einerseits
spielt hier sicherlich der Druck, etwas zu erreichen und einzigartig zu sein
eine große Rolle, andererseits aber auch die sozialen Medien. Influencer:innen
zeigen uns meist nur, wie der perfekte Teil ihres Lebens aussieht. Vor allem
jüngeren Personen fehlt hier jedoch die Fähigkeit zu erkennen, dass dieses
perfekte Leben nur ein kleiner Teil des Gesamtbilds ausmacht, wovon uns die
negativen Seiten oft vorenthalten werden wodurch unrealistische Erwartungen an
das Leben und somit auch Unzufriedenheit und Hoffnungslosigkeit entstehen kann.
Es ist nicht nur wichtig, dass die Schule uns über mentale Gesundheit aufklärt,
sondern Kindern und Jugendlichen sollte ebenfalls beigebracht zu werden, sich
selbst zu helfen bzw. Hilfe zu holen. Diese “Mentale Mündigkeit” ist nicht nur
das beste Präventionskonzept, sondern bereitet die Schüler:innen auch auf ein
selbstbestimmtes Leben nach der Schule vor.
Der wohl wichtigste Schritt um die Basis für echte mentale Mündigkeit zu legen
ist die Enttabuisierung des Themas. Es ist essentiell Schüler:innen zu zeigen,
dass mentale Probleme nichts sind, wofür man sich schämen muss. Der beste Weg,
um dies zu gewährleisten ist die aktive Behandlung dieses Themas im Unterricht,
damit wir über unsere Psyche gut aufgeklärt werden. Das Ziel ist es, dass
psychischen Krankheiten ähnlich wie physische Krankheiten betrachtet werden -
nämlich als Probleme, die einen ohne eigene Schuld treffen und bei denen man
sich durchaus Hilfe holen kann und sollte.
→ Wir fordern die verpflichtende Aufnahme von mentaler Gesundheit und
psychischer Probleme in den Lehrplan der Sekundarstufe 2. Schulen bekommen
hierbei ein zentral definiertes Curriculum und können selbst entscheiden, wie,
in welchem Rahmen und in welchem Fach es unterrichtet wird.
Im Rahmen des Unterrichts sollten den Jugendlichen auch grundlegende Techniken
des Selbstschutzes und der Selbsthilfe mitgegeben werden. Die Schüler:innen
sollten ebenfalls lernen, wo sie Hilfe finden können. Sowie zum Beispiel jede_r
Schüler_in die Nummer der Rettung, der Feuerwehr und der Polizei erlernt, sollte
auch jede_r nach Ende ihrer oder seiner Schulzeit die Nummer von Rat auf Draht
oder von sonstigen relevanten Hotlines kennen! Nur wenn Schüler_innen wissen,
wie man sich selbst Hilfe holen kann, sind diese auch wirklich hilfreich. Des
Weiteren ist dies die Grundlage für ein gesundes Miteinander, da man so
gegebenenfalls auch anderen Kolleg:innen oder Freund:innen helfen kann.
→ Wir fordern, dass im Mentale-Gesundheits-Curriculum insbesondere auf
Selbsthilfetechniken und auf die gängigen Anlaufstellen, bei denen man sich
Hilfe holen kann, eingegangen werden soll.
Egal ob wir uns in einer Pandemie befinden oder nicht, ist es von enormer
Bedeutung mentale Gesundheit von Kindern und Jugendlichen im System “Schule”
mehr zu berücksichtigen. Neben kurzfristigen Maßnahmen zur Verbesserung der
Situation braucht es allenfalls auch langfristige Lösungsansätze, um dieses
System nachhaltig gesünder zu gestalten.
Gleichaltrige Hilfe damit kleine Probleme nicht zu großen werden
Kleine Probleme können - wenn sie nicht gelöst werden - schnell zu einer großen
Belastung werden. Um kleine Probleme rasch aus der Welt zu schaffen, wollen wir
das Modell der Peer-Mediation propagieren. Hierbei handelt es sich um ein
Modell, bei dem ältere Schüler:innen eine Ausbildung erhalten, um Streitereien
jüngerer Kinder zu schlichten. Natürlich ist hierbei nicht angedacht, dass
Kinder und Jugendliche für die mentale Gesundheit ihrer Peers verantwortlich
sind, jedoch kann auch durch diese “kleine” Hilfen nachhaltig geholfen werden.
Peer-Mediation und die Stärkung des Klassenverbands können hier eine
Schlüsselrolle spielen.
→Wir fordern, dass das Bildungsministerium Schulen dabei unterstützt Peer-
Mediations-Modelle zu etablieren. Langfristig ist das Ziel, dass solche Modelle
in allen Schulen ausgerollt werden.
Ausgebildete Lehrkräfte um erste Hilfe für den Kopf zu leisten
Doch nicht alles kann von Peer-Mediator_innen abgefangen werden. Um bei größeren
psychischen Problemen rasche Hilfe anbieten zu können, braucht es eine andere
Struktur. Es ist vermutlichen allen bewusst, dass es auch ohne Pandemie viel zu
wenig psychische Fachkräfte an Schulen gibt. Leider ist hierbei nicht nur das
Geld ein Problem, sondern der Mangel an geeigneten Personal. Um den Druck auf
studierte Schulpsycholog_innen zu nehmen, wollen wir Lehrkräfte bereits im
Rahmen ihres Studiums zu sogennanten “Vertrauenslehrkräften” ausbilden.
Langfristig wollen wir, dass zumindest alle Klassenvorstände eine solche
Ausbildung haben. Sie können damit wichtige Ansprechpartner:innen für
Schüler:innen sein und wissen, wo sie bei gravierenden Problemen Hilfe holen
können. Diese Personen müssen nicht zwingend auf dem Gebiet der Psychologie
ausgebildet sein, sondern es ist viel wichtiger, dass Schüler:innen diesen
Lehrkräften vor allem vertrauen können.
→Wir fordern die Einführung einer besonderen Ausbildung zu Vertrauenslehrkräften
für Lehramtsstudierende.
(Routine-)untersuchungen durch echte (Schul-)psycholog:innen
Workshops von externen Organisation sowie regelmäßige Vorsorgegespräche mit
Schulpsycholog:innen und anders ausgebildete Personen können hier eine wichtige
Rolle spielen. Schüler:innen sollen lernen, was es bedeutet, mental gesund zu
sein und wie man diese Gesundheit beibehalten kann. Langfristig ist es unfassbar
wichtig mehr Ausbildungsplätze im psychologischen Bereich zu schaffen, um
nachhaltig helfen zu können. Das langfristige Ziel sollen nämlich
Routineuntersuchungen sein. In vielen Schulen ist es leider noch immer Realität,
sich für einen Termin in eine Liste eintragen zu müssen, die offen auflegt. Als
JUNOS Schüler:innen finden wir, dass dies eine viel zu große Hürde für
Schüler:innen ist und wollen eine vertraulichere und unkompliziertere
Terminvereinbarung an allen Schulen.
→Wir fordern regelmäßige Einheiten mit Schulpsycholog:innen oder in die Richtung
anderer ausgebildete Personen, um zu gewährleisten, dass sich Kinder und
Jugendliche ihrer eigenen Situation bezüglich mentaler Gesundheit bewusst [1] zu
sein. Außerdem sollte jedem/jeder Schüler:in möglich sein, vertraulich und
unkompliziert einen Termin mit diesen Personen auszumachen.
Es ist klar, dass man unbedingt nachhaltige Änderungen im Bildungssystem
braucht, um die mentale Gesundheit von Jugendlichen zu berücksichtigen, ohne die
Schule an Wert verlieren zu lassen. Jedoch ist es gerade jetzt unfassbar
wichtig, niederschwellige Angebote einzuführen, welche Schüler:innen jetzt,
kurzfristig helfen.
Es braucht jetzt mehr Projekte und Angebote an Schulen um Schüler:innen
aufzuklären und zu zeigen, dass es sich hierbei um ein weitverbreitetes und
unfassbar wichtiges Thema handelt. Doch auch bei vielen Eltern fehlt es an
Aufklärung. Gerade deswegen braucht es eine Einbeziehung der Eltern. Dies könnte
am Elternabend zum Beispiel stattfinden.
→Wir fordern ein vermehrtes Angebot von Projekten und Workshops um über die
psychische Gesundheit aufzuklären und Hilfeangebote vertraut zu machen und
direkt Soforthilfe bei Jugendlichen zu leisten. Auch sollten die Eltern besser
aufgeklärt werden, um diese mehr in die psychische Gesundheit ihrer Kinder
einzubeziehen.
Außerdem müssen Schüler:innen das Gefühl haben, sich an jemanden wenden zu
können. Hierbei gibt es mehrere Möglichkeiten um langfristig Hilfe zu
gewährleisten, doch braucht es gerade jetzt vermehrt für die privaten Anliegen
von Schüler:innen zuständige Personen.
→Wir fordern, dass zentrale Anlaufstellen an Schulen und auf überschulischer
Ebene gezielt beworben werden.
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