Status: | Beschluss |
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Beschluss durch: | Mitgliederversammlung |
Beschlossen am: | 08.05.2022 |
Wirtschafts- und Finanzbildung in der Schule
Beschlusstext
Im Moment ist es leider so, dass die wirtschaftliche Bildung der Schüler_innen
von Schule zu Schule sehr unterschiedlich ist. Während einige Schüler_innen in
den Genuss einer fundierten Wirtschafts- und Finanzbildung kommen, bleibt dieses
Themenfeld in der großen Mehrheit der Schulen weiterhin unterbelichtet. Wir sind
jedoch davon überzeugt, dass die Schüler_innen am Ende ihrer Schulzeit ein
echtes Verständnis für grundlegende wirtschaftliche Fragen haben sollten.
Diese wirtschaftliche Mündigkeit, die Fähigkeit, also selbstbestimmt am
wirtschaftlichen Leben teilnehmen zu können, sollte ein Kernauftrag der Schule
von morgen sein. Es darf nicht sein, dass nach zwölf Jahren in der Schule
Schüler_innen nicht wissen, worum es sich beispielsweise bei einem Wertpapier
handelt. Hier wollen wir ansetzen. Die Schule muss den Schüler_innen die
Instrumente und Werkzeuge für ein wirtschaftlich selbstbestimmtes Leben in die
Hand geben.
Diese wirtschaftliche Bildung darf sich aber nicht nur auf die einfachsten
Grundlagen beschränken: Sie sollte auf das Leben als eigenständige_r
Erwachsene_r vorbereiten und dabei auch grundlegende Informationen über
Anlagemöglichkeiten oder Versicherungen, sowie einige weitere - unten genauer
beschriebene Themen, beinhalten. Hier braucht es natürlich viel Praxisnähe.
Wir wollen hier nicht ignorieren, dass es berechtigte Unterschiede zwischen den
Schulen geben kann, darf und soll. Unser Anspruch ist es, einen echten
Mindeststandard vorzugeben, der an jeder Schule unterrichtet werden soll, aber
auch schulautonom erweitert werden kann. Auch die Lehrkraft sollte die
Möglichkeit haben, autonom auf die Interessen der Schüler_innen einzugehen.
Momentan ist es durchaus der Fall, dass in gewissen Schulen kaum Wissen über
wirtschaftliche Themen weitergegeben wird - am ehesten noch im Fach Geographie.
Doch auch hierbei kommt die Wirtschafts- und Finanzbildung so gut wie immer zu
kurz. Eine Ausnahme bilden manche berufsbildenden (höheren) Schulen. Für uns ist
es jedoch wichtig, dass alle Schülerinnen und Schüler schon in jungen Jahren die
Grundlagen unseres Wirtschaftssystems erlernen und die nötigen Werkzeuge für ein
finanziell selbstständiges Leben in die Hand gelegt bekommen.
In der Unterstufe soll das Fach “Geografie und Wirtschaftskunde” deutlich
mehr wirtschaftliche Komponente als derzeit beinhalten.
Unabhängig von der Geografie fordern wir vertiefend das Fach „Wirtschafts-
und Finanzbildung“ in der Sekundarstufe II, insofern fachspezifische
Fächer dieser Art noch nicht vorhanden sind.
Darüber hinaus sollen die fachspezifischen Lehrkräfte einen Rahmen dafür
bieten, dass sowohl tagesaktuelle, wirtschaftliche Geschehnisse als auch
Themen, die Schüler_innen (zB. Förderungen) im Unterricht abseits des
Lehrplanes behandelt werden können.
Für ein Leben in Freiheit ist jedoch nicht nur die Fähigkeit, sich eine
fundierte politische Meinung bilden zu können von großer Bedeutung, sondern auch
die konkrete Vertrautheit mit dem wirtschaftlichen Alltag. Sowie jede und jeder
Lesen und Schreiben lernt, sollte auch jede und jeder ein grundlegendes
Verständnis für gängige Finanzinstrumente erhalten. Financial Literacy sollte
ein essenzielles Ziel der Schulbildung sein.
Um ein Leben in finanzieller Freiheit führen zu können, ist es wichtig, dass man
in der Schule lernt, mit finanziellen und wirtschaftlichen Herausforderung des
Alltages kompetent umgehen zu können. Das geht vom richtigen Umgang mit Geld,
über das Abschließen von geeigneten Versicherungen, bis hin zum Buchen eines
Urlaubs. Am besten merkt man sich das, was in der Praxis auch ausprobiert wird.
Daher sollte der Wirtschafts- und Finanzunterricht möglichst praxisnahe
gestaltet sein und auch mit Praktika einhergehen. Das könnte beispielsweise
mittels der Führung eines Haushaltsbuches, Budgeting-Apps und/oder dem Erstellen
eines Sankey-Diagramms zur Illustration der Geldflüsse erreicht werden.
Dass jede_r Schüler_in die Tools mitbekommt, um finanzielle und
wirtschaftliche Herausforderungen im späteren Leben meistern zu können.
Beispiele hierfür wären: Verträge verschiedenster Art, Bankwesen, Steuern,
Versicherungen, Bewerbungen, Insolvenz, Förderungen, Online-Buchungen,
etc.
Ein Aspekt des Wirtschaftsunterricht sollte auch der richtige Umgang mit Geld
sein. Das bedeutet Schüler_innen klar zu machen wie viel Geld sie regelmäßig
wofür ausgeben und wo und wie sie Geld sparen könnten. Nur wer auch weiß wohin
sein Geld fließt, hat die Möglichkeit es sinnvoll einzusetzen.
Eine Auseinandersetzung mit dem effizientesten und finanziell
verantwortungsvollsten Umgang mit Geld. In diesem Zusammenhang sollte
erklärt werden, wie man ein beispielsweise Haushaltsbudget führt, oder
Sparstrategien besprechen.
Momentan steigt das Bewusstsein für und die Bereitschaft zur Nachhaltigkeit und
zum Umweltschutz stark an. Viele, auch junge, Leute sind bereit mehr Geld für
nachhaltige Produkte auszugeben und achten bei ihren Käufen auf entsprechende
Kennzeichnungen. Leider betreiben viele Firmen sogenanntes „Greenwashing“ und
stellen ihre Produkte/Dienstleistungen auf diese Weise fälschlich als nachhaltig
und umweltfreundlich dar. Für den Konsumenten ist es im Moment sehr schwer sich
in diesem Dschungel der Zertifikate und Gütesiegel zurechtzufinden und zu
erkennen welche Produkte/Unternehmen tatsächlich nachhaltig sind. Darum müssen,
unserer Meinung nach, schon Schüler_Innen zu kritischen und kompetenten
Konsumenten ausgebildet werden, die nachhaltige Produkte von jenen, die sich nur
als solche ausgeben, unterscheiden können.
Dass die Thematiken rund um Greenwashing, Gütesiegel, CO2-Kompensation und
„klimafreundliche“ Produkte etc. im Hinblick auf Kaufentscheidungen im
Fach „Wirtschafts- und Finanzbildung“ behandelt werden.
Wirtschaftliche Mündigkeit verlangt aus unserer Sicht mehr als nur das simple
Kennen von Begriffen. Es muss den Schülerinnen und Schülern ebenfalls ein
Verständnis für finanzielle Instrumente in die Hand gelegt werden. Hierbei muss
der Erwerb von Kompetenzen im Vordergrund stehen - das Ziel muss es sein, dass
jede und jeder grundsätzlich versteht, wie einzelne Instrumente funktionieren
und welche Gefahren, Chancen und Verpflichtungen für den Einzelnen daraus
entstehen. Gängige Instrumente wie das Girokonto, der Bausparvertrag oder
diverse Arten von Krediten müssen besprochen werden. Diese Art der Bildung darf
nicht Banken überlassen werden, sondern muss bereits im Pflichtschulbereich
beginnen, ist sie doch nötig für ein wirtschaftlich mündiges Leben.
Im Fach „Wirtschafts- und Finanzbildung“ sollen die wichtigsten
Grundbegriffe der Wirtschaft behandelt werden.
Wir fordern darüber hinaus, dass das Element der wirtschaftsrechtlichen
Grundlagen im Fach „Wirtschafts- und Finanzbildung“ behandelt wird.
Auch bei der makroökonomischen Grundbildung ist es wichtig, wie auch in der
politischen Bildung, einen neutralen Ansatz zu privilegieren. Sie sollte heutige
und vergangene Wirtschaftssysteme behandeln, und dabei die Zusammenhänge und
Dynamik der wirtschaftlichen Entwicklung herausarbeiten. Wie immer geht es auch
hier darum, den Schülerinnen und Schülern die grundlegenden Kenntnisse zu geben,
um ihnen die Teilnahme am gesamtgesellschaftlichen Diskurs zu ermöglichen.
Im Rahmen des Faches „Wirtschafts- und Finanzbildung“ sollen
makroökonomische Zusammenhänge von A bis Z erklärt werden. Das betrifft
Thematiken von der Preis- und Kostenbildung, über Wirtschaftssysteme
weltweit, bis hin zu internationalen Zusammenhängen der Wirtschaft.
Unserer Meinung nach gehört die Aufklärung über Anlagemöglichkeiten sehr wohl
zum Bereich der wirtschaftlichen Mündigkeit dazu. Wir erachten es als wichtig
den Schüler_innen die grundlegenden Basics rund um die diversesten
Anlagemöglichkeiten mitzugeben, damit sie ein wirtschaftlich selbstbestimmtes
Leben führen können. Denn finanziell frei können nur jene sein, die auch gelernt
haben was man mit seinem Ersparten machen kann. Von Lehrer_innen ist durchaus zu
erwarten, dass sie das entsprechende Wissen mitbringen, um als Ansprechpersonen
rund um diese Thematik fungieren, um den Schüler_innen die größtmögliche
Entfaltung in diesem Bereich zuzulassen.
Eine Auseinandersetzung mit der Thematik rund um alle verfügbaren
Anlagemöglichkeiten (zB. Aktien, Fonds, Kryptowährungen, Immobilien,
Veblen-Güter uvm.) im Fach „Wirtschafts- und Finanzbildung“
Eine Erklärung rund um die Grundbegriffe des Handels jeglicher Art (zB.
Wertpapiere)
Weiters soll auch hier ein Verständnis für das Gebiet der
Anlagemöglichkeiten geschaffen werden, Strategien, Risiken und Chancen
abgehandelt, der Finanzmarkt erklärt und auch durchaus die private
Vorsorge für die Pension veranschaulicht werden.
Änderungsanträge
- A11-072 (Frederik Witjes , Zurückgezogen)