Status: | Beschluss |
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Beschluss durch: | Mitgliederversammlung |
Beschlossen am: | 07.05.2022 |
Bester Sex durch beste Sexualkunde
Beschlusstext
Der Storch bringt die Kinder. Das da unten ist dreckig. Masturbation ist
unmoralisch.
Kinder kommen bei eben solchen beschämten Aussagen mit Sexualität in
Berührung, ohne zu wissen, was dahinter steckt. Obwohl Fortpflanzung,
Befriedigung und Geschlechtsverkehr in Familien oftmals als Tabu behandelt
werden, erfahren die Kinder durch halbnackte Frauen in der Werbung, Softporn im
Fernsehen und in Social Media dargestellter Belästigung oder gar sexualisierter
Gewalt Sexualität als ein omnipräsentes Thema. Wenn sie nun aber das Gefühl
haben, nicht darüber reden zu dürfen, keine Fragen stellen zu dürfen, bildet
sich… Fortpflanzung des Textes folgt im Kopf jedes Einzelnen.
Sex(ualität) ist Teil unseres Lebens. Und auf genau dieses Leben sollte die
Schule vorbereiten. Umso wichtiger ist hier eine gute Sexualkunde. Im Idealfall
ermöglicht sie ein freies und selbstbestimmtes Sexualleben.
Das tut sie derzeit nicht. Sexualkunde in der Schule hat jede_r von uns anders
erlebt. Eines haben alle unsere Erfahrungen mit Sexualkunde aber gemeinsam: Viel
zu oft ist die schulische Sexualkunde viel zu oberflächlich. Dabei brauchen wir
echte Aufklärung, denn Sexualkunde beinhaltet viel mehr, als wir denken. Es
geht darum, dass allen Schüler_innen die Instrumente in die Hand gegeben
werden, damit sie ein selbstbestimmtes Sexualleben führen können.
In einem ersten Schritt wollen wir auflisten, was für uns zu dem essentiellen
Curriculum einer gelungenen Sexualkunde gehört. Damit dieses Curriculum auch
den Schüler_innen so weitergegeben wird, wie sie es verdient haben, schlagen
wir in einem zweiten Teil eine auf Schulautonomie in einem einheitlichen
bundesweiten Rahmen basierende Umsetzung vor.
Derzeit wird Sexualkunde in Österreich vor allem als biologische Aufklärung
verstanden. Sexualität lässt sich jedoch nicht auf Penis und Vagina reduzieren
- genauso verhält es sich auch mit einer guten Sexualkunde. In diesem Sinne ist
die Sexualkunde, die uns für die Schule von morgen vorschwebt, eine umfassende
Aufklärung über Sexualität im breitesten Sinne des Wortes.
Wie bereits oben erwähnt, ist unser übergeordnetes Ziel dass Schüler_innen
alle Tools auf den Weg mitgegeben werden, damit sie ein mündiges,
selbstbestimmtes Sexualleben führen können. An diesem Ziel muss sich die
schulische Sexualkunde messen, es ist für uns also selbstverständlich, dass
sie auch emotionale und zwischenmenschliche Aspekte des Sexuallebens und der
Sexualität behandeln. Dabei sollten auch verschiedenste Entwürfe von
Sexualität behandelt und damit enttabuisiert werden.
Gleichzeitig sollte Sexualkunde einen geschützten Raum bieten, in dem man
präventiv über Tabuthemen und eigene Grenzen sprechen kann In einer modernen
Sexualkunde muss man offen über diese Themen sprechen können.
Sexualkunde muss über Sexualität in ihrer ganzen Diversität aufklären. Alles
andere wäre keine Sexualkunde, sondern eine zutiefst veraltete (Un-)Moralkunde.
Hierzu gehört selbstverständlich auch das Thema LGBTQAI+. Es gibt hier für
uns nur eine Option, und das ist die Vermittlung von Akzeptanz und Toleranz von
LGBTQAI+ Personen.
Ein weiterer Bestandteil der gelebten Diversität im Aufklärungsunterricht ist
die Thematik der Geschlechtsidentitäten. Hierbei wird das Wissen und Empfinden
über die eigene geschlechtliche Zugehörigkeit behandelt.
Geschlechtsidentitäten werden hier aus verschiedenen Perspektiven betrachtet -
unter anderem der biologischen, der psychischen und der sozialen.
Geschlechterrollen bzw. Stereotypen beschreiben Personen aufgrund ihrer
erkennbaren geschlechtlichen Zugehörigkeit bestimmter Eigenschaften und
Verhaltensweisen. Diese Stereotypen werden binär, heterosexuell und
gegengeschlechtlich konstruiert und enthalten häufig hierarchische Wertungen.
Dadurch sind diese Rollen nicht nur queerphob sondern auch Beispiele von
typischen “Schubladendenken”!
Ein großer Teil des Sexualkunde-Curriculums ist dem Thema Sexualitäten
gewidmet. Diese begleiten uns alle und wir begegnen Menschen mit anderen
Sexualitäten täglich. Leider wird die Vielfalt der sexuellen Orientierungen
kaum in der Schule angesprochen. Eine gute Begründung gibt es dafür nicht.
Deswegen müssen verschieden Sexualitäten im Sexualkunde-Curriculum behandelt
werden. Dadurch würde dieses Thema auch normalisiert. Das trägt nicht nur zu
einer zeitgerechten Bildung bei, sondern steigert auch die Akzeptanz der
LGBTQAI+ Community
→ Wir fordern, dass das Curriculum für Sexualkunde Diversität lebt. Dabei
sollte sowohl über Geschlechtsidentitäten, als auch über Stereotype und
Sexualitäten gesprochen werden.
Sexuelle Gewalt wird allzu oft totgeschwiegen. Umso wichtiger ist, dass
Schüler_innen lernen, woran sie sexuelle Gewalt - sowohl physische als auch
psychische - erkennen, und wo sie sich Hilfe holen können. Diese Hilfe beim
Identifizieren eigener Grenzen gehört für uns zum Kernauftrag der schulischen
Sexualkunde - ebenso wie das Informieren über Stellen, bei denen man sich Hilfe
holen kann. Die Sexualkunde sollte Raum bieten, damit jede_r für sich wichtige
Fragen beantworten kann, wie zum Beispiel “Wo liegen meine Grenzen? Ab wann
ist es für mich nicht mehr okay? Wo kann ich mich melden, wenn ich mich unwohl
fühle?” Das sind bisher unausgesprochene Fragen, die im Sexualkunde-
Unterricht gestellt werden müssen.
Fetische sind sexuelle Vorlieben, die normal sind und auch so angesprochen und
behandelt werden sollten. In welchem Ausmaß Fetische behandelt werden, soll
individuell an die Gruppe, mit der dieses Thema bearbeitet wird, angepasst
werden.
Pädophilie ist eine psychische Störung. Leider ist genau das Beteiligten oft
kaum bewusst. Damit sich das ändert, sollte auch dieses Thema auch im
verpflichtenden Sexualkundecurriculum angesprochen werden. Schüler_innen
sollten auch darüber aufgeklärt werden, wo sie Hilfe finden können.
Was bedeutet Sexismus eigentlich? Wenn man den Begriff “Sexismus” googelt,
dann bekommt man folgende Definition: “Sexismus ist die Vorstellung, dass ein
Geschlecht dem anderen von Natur aus überlegen sei, getragene Diskriminierung,
besonders von Frauen durch Männer.”Genau hier wollen wir im Rahmen der
Sexualkunde ansetzten: Ob dies bewusst oder unbewusst stattfindet sei
dahingestellt. Jedoch ist es ganz klar ein Problem, dem man entgegenwirken muss.
Und wie oft wird es tatsächlich angesprochen? Nicht genug. Es mangelt an
Bewusstsein, fehlender Aufklärung, Reflexion und Mut - genau das benötigen wir
jetzt!
Pornos sind zahlreich im Internet zu finden. Meist bilden sie realitätsferne
Szenen ab und können Jugendlichen falsche Vorstellungen vermitteln. Die
Pornographie wird besonders tabuisiert und gehört im Laufe der Sexualkunde
angesprochen und behandelt.
Prostitution
Sex-Arbeit wird verpönt und wird nicht wertgeschätzt, obwohl es einer der
ältesten Berufen der Menschheit ist. Wir fordern das Schüler_innen so
aufgeklärt werden das dies als Beruf, so wie jeder andere anerkannt wird.
Wir fordern, dass das Curriculum für Sexualkunde echte Aufklärung lebt.
Sexuelle Gewalt, Sexismus, Fetische, Pädophilie und Pornographie gehören
enttabuisiert und behandelt.
Die genaue Gestaltung der Sexualkunde sollte an die Realitäten der Schulen vor
Ort angepasst werden. Jede Schule sollte hierbei ein sexualpädagogisches
Konzept zur Umsetzung des zentral vorgegebenen Curriculums erstellen müssen,
das zugleich auch als Schutzkonzept agiert. Dieses soll individuell von jeder
Schule selbst konzipiert werden. Die Gestaltung erfolgt durch die Schule in Form
der Direktion, die dieses Konzept entwirft, sowie vom SGA, der jenes für das
folgende Jahr bestätigt.Wenn nötig kann auch Hilfe durch Expert_innen des
Bildungsministeriums hinzugezogen werden. Die oben beschriebenen Inhalte sollten
in einem Curriculum vom Bildungsministerium zusammengefasst werden. Dieses
Curriculum bildet die Basis für die Inhalte, die durch die Schule im Rahmen
ihres Konzeptes vermittelt werden müssen. Der Schule steht es
selbstverständlich frei, Inhalte selbstständig zu ergänzen und weiter zu
vertiefen. Über die Form der Vermittlung entscheidet sie absolut
selbstständig.
Um viele Thematiken abdecken zu können, empfehlen wir grundsätzlich den
Sexualkundeunterricht fächerübergreifend stattfinden zu lassen. Dieser
fächerübergreifende Unterricht schafft zugleich einen vielseitigen Unterricht
mit diversen Themen.
➢ Wir fordern ein sexualpädagogisches Konzept zur Umsetzung des vorgegebenen
Curriculums, das von jeder Schule individuell bearbeitet werden kann. Dieses
wird im SGA besprochen und die verarbeitete Version abgestimmt.
Bei der Frage, wer den Aufklärungsunterricht halten soll, gibt es
grundsätzlich zwei Varianten:
1) Die erste Variante ist, dass dieser Aufklärungsunterricht von externen
Personen gehalten wird oder
2) die zweite Variante ist, dass der Aufklärungsunterricht von internen
Personen geleitet wird.
Am besten bewährt sich eine Kombination aus externen und internen Personen. Die
Rolle der internen Person – sprich die Lehrkraft – kann als Vertrauensperson
agieren und somit über Thematiken, wie Geschlechtsidentitäten, Diversität,
Geschlechterrollen, etc., Die Rolle der externen Person – sprich
Organisationen, Expert_innen, etc. – kann Workshops über komplexere Themen
halten, die mit der Lehrkraft abgestimmt werden sollen. Die Lehrkräfte müssten
dabei wissen, was in so einem Workshop passiert, um Vor - und Nachbereitungen zu
planen.
➢ Wir empfehlen, dass der Aufklärungsunterricht sowohl von externen, als auch
internen Personen gehalten wird, um einen vielseitigen, qualitativen und
hochwertigen Unterricht zu gewährleisten.
Wie geht man mit Personen mit fundamentalistischen Verhalten um?
Bei externen und internen Personen kann es auch vorkommen, dass sie ein
fundamentalistisches Verhalten an den Tag legen. Dabei besteht die Gefahr von
falscher Wertevermittlung. Bei solchen Fällen sollten disziplinäre Maßnahmen
gesetzt werden und zudem die Rolle der Vertrauensperson geschaffen werden. Diese
soll bei Bedarf hinzugezogen werden können. Diese Vertrauenspersonen sind dazu
da, um gegen Indoktrination und sexuelle Übergriffe vorzugehen. Damit sie
diesen Auftrag gerecht werden kann, sollen sie eine Ausbildung durch das
Bildungsministerium erhalten haben.
➢ Wir fordern, dass an jeder Schule die Rolle der Vertrauensperson umgesetzt
wird. Diese Rolle kann man durch eine Fort - und Weiterbildung erlangen.
➢ Des Weiteren fordern wir, dass bei Fehlverhalten von internen sowie externen
Personen disziplinäre Maßnahmen angewandt werden.
Es gibt immer viel zu lernen. Besonders zum Thema Sexualkunde. Doch wann soll
man mit dieser Aufklärung beginnen?
Zuerst muss man versichern, dass die Aufklärung und die besprochenen Themen an
die verschiedenen Gruppen und Klassen angepasst werden. Die Reife und das
Verständnis müssen gegeben sein.
Das Bildungsministerium soll mit einer Expert_innenkommission drei
Curricula, also Primarstufe, Sekundarstufe 1 und 2, ausarbeiten.
Wir fordern, dass das Curriculum für Sexualkunde Diversität lebt. Dabei
sollte sowohl über Geschlechtsidentitäten, als auch über Stereotype und
Sexualitäten gesprochen werden.
Wir fordern, dass das Curriculum für Sexualkunde echte Aufklärung lebt.
Sexuelle Gewalt, Sexismus, Fetische, Pädophilie und Pornographie gehören
enttabuisiert und behandelt.
Wir fordern ein sexualpädagogisches Konzept zur Umsetzung des
vorgegebenen Curriculums, das von jeder Schule individuell bearbeitet
werden kann.
Wir empfehlen, dass der Aufklärungsunterricht sowohl von externen, als
auch internen Personen gehalten wird, um einen vielseitigen, qualitativen
und hochwertigen Unterricht zu gewährleisten.
Des weiteren halten wir es für wichtig, dass der Lehrplan einsehbar ist,
aber Erziehungsberechtigte nicht spezifisch über den inhaltlichen Ablauf
des Sexualkundeunterrichts informiert werden.
Wir fordern, dass an jeder Schule die Rolle der Vertrauensperson umgesetzt
wird.
Des Weiteren fordern wir, dass bei Fehlverhalten von internen sowie
externen Personen disziplinäre Maßnahmen angewandt werden.
Das Bildungsministerium soll mit einer Expert_innenkommission drei
Curricula, also Primarstufe, Sekundarstufe 1 und 2, ausarbeiten.