Antragsteller*in: | Paul Bauer, Arthur Lohmann, Frederik Witjes |
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A10: Schule ohne Gott und mit Verstand
Antragstext
POSITIVE MÜNDIGKEIT
Unter positiver Mündigkeit verstehen wir alle Maßnahmen, die darauf abzielen,
die Entwicklung von mündigen, selbstbestimmten Bürger_innen in der Schule zu
fördern. Im Kontext der Schule ohne Gott ist hier vor allem ein neutraler
Ethikunterricht vonnöten. Auch der Religionsunterricht hat hier seinen Platz -
aber erst, wenn sich die Schüler_innen selbstständig für ihn entscheiden können.
Ethik für Alle
In Deutschland ist Ethikunterricht schon seit langem etwas ganz normales, auch
manche österreichische Schulen bieten diesen schon an. Doch leider machen das
noch nicht viele und in den meisten Fällen wird er nur als eine Alternative
für jene Schüler_innen, die den konfessionellen Religionsunterricht nicht
besuchen wollen, angeboten.
Nach aktueller Gesetzeslage dürfen Schülerinnen und Schüler erst mit dem
Erreichen der Religionsmündigkeit, also derzeit mit 14 Jahren, selbst darüber
entscheiden, ob sie den Religionsunterricht besuchen wollen oder nicht. Bis
dahin ist das die Aufgabe der Eltern. Im Idealfall beachten diese natürlich den
Willen ihrer Kinder, doch trotzdem sollten Schülerinnen und Schüler ihre
Religion selbst wählen können, vor allem in der Schule!
Ethikunterricht auf der anderen Seite ist der beste Weg, um sich nicht nur zu
versichern, dass Schülerinnen und Schüler in der Lage sind, die
verschiedensten Weltanschauungen zu verstehen, sondern er kann auch die Basis
dafür schaffen, dass Schülerinnen und Schüler mit dem Erreichen ihrer
Religionsmündigkeit eine fundierte Entscheidung treffen können, ob und welche
Religionsbekenntnis diese haben wollen.
→ Wir fordern also das Religionsunterricht an Schulen erst angeboten wird,
wenn Kinder frei entscheiden können, ob sie diesen besuchen wollen.
Ethikunterricht soll bis zur 9. Schulstufe verpflichtend sein.
Auf eine pluralistische Welt vorbereiten
Der jetzige Lehrplan für das Fach “Ethik” ist auf die Oberstufe
zugeschnitten, wir sind jedoch der Meinung, dass man schon ab Schulbeginn die
Themen, den Schüler_innen auf ihr Alter zugeschnitten, vermitteln kann. Ziel
sollte sein das mit Ende der Schulpflicht jede Schülerin und jeder Schüler
autonom und selbstreflektiert urteilen und handeln kann. Sie sollten verstehen
wie man in unterschiedlichen Teilen der Erde denkt, die eigene und auch fremde
Religion und Kultur sollte möglichst neutral behandelt werden. Sowohl aktuelle
als auch ältere Debatten sollen betrachtet werden und die Schüler_innen sollen
sich eine diversifizierte, auf Fakten basierte, Meinung zu diesen bilden
können.
Ethikunterricht soll den Schüler_innen die Schönheit einer pluralistischen
Gesellschaft vermitteln. Um das sicherzustellen sollten sie aber nicht nur von
Religionen hören, sondern auch von Säkularismus und den dazugehörigen
atheistischen und agnostischen Weltanschauungen. Der jetzige Lehrplan sieht das
zwar schon teilweise vor, jedoch zeitlich sehr von den Religionen getrennt. Wir
halten es für effektiver diese direkt nach den religiösen Weltanschauungen zu
behandeln. Ethikunterricht soll lernen kritisch zu denken und das geht umso
besser umso mehr Blickwinkel man hat.
→ Wir fordern also Ethikunterricht ab Schulbeginn. Der Lehrplan soll daran
angepasst werden und einen starken fokus auf Diskurs und Kritik haben.
LGBTIQ+ mehr einbauen
Die Toleranz gegenüber LGBTIQ+ Personen ist heutzutage in der Gesellschaft oft
sehr gering. Das ist schade, weil es das Leben dieser Personen erschwert. Den
Schüler_innen sollten Werte vermittelt werden, damit sie sich ein eigenes
(hoffentlich tolerantes) Bild von der Community bilden können. Damit das gelingt
ist zuerst notwendig, dass erklärt wird was LGBTIQ+ überhaupt ist.
→ Wir fordern daher, dass in einem Ethikunterricht auch LGBTIQ+ ein Thema ist
und eine Toleranz für diese Community schafft.
Religion als Freifach in der Oberstufe
Kinder unter 14 Jahren sind in Österreich nicht religionsmündig. Das heißt
sie dürfen bis zu diesem Alter nicht entscheiden, ob sie Teil einer Religion
sein wollen bzw. welcher Religion sie beitreten möchten. Daher werden
Schüler_innen in der Volksschule und Unterstufe dazu gedrängt einen
Religionsunterricht von einer Religion zu besuchen, die sie vielleicht gar nicht
erlernen wollen.
In der Oberstufe (ab dem Alter von 14 Jahren) soll es den Schüler_innen
freistehen , selbst zu entscheiden , ob und an welchem Religionsunterricht sie
teilnehmen wollen.
→ Wir fordern dahe, dass der Religionsunterricht in der Volksschule und
Unterstufe abgeschafft wird und dass die in der Oberstufe die Möglichkeit
geboten wird, freiwillig einen Religionsunterricht zu besuchen.
→ Wir erachten es als sehr wichtig, dass es in dem Freifach keine Noten gibt
und es auch nicht im Zeugnis steht, ob man an dem Religionsunterricht
teilgenommen hat. Unter einem Freifach verstehen wir nicht, dass man sich
abmelden muss, um nicht dabei zu sein, sondern selbst aktiv werden muss, um
teilzunehmen.
Regelmäßige Kontrolle der Religionslehrer_innen
Im Religionsunterricht könnte die Gefahr bestehen, dass von Seiten mancher
Religionslehrer_innen dogmatische oder diskriminierende Aussagen getätigt
werden, wodurch den Schüler_innen Werte vermittelt werden könnten, die nicht
unserem Schulideal entsprechen. Wenn beispielsweise vermittelt wird, dass es
keine Evolution gibt, und alles nur die Schöpfung sei, ist das nicht
faktenbasiert und die Schüler_innen werden nichts als indoktriniert.
Weil dieses Thema für das weitere Leben der Schüler_innen sehr wichtig ist und
ihr selbständiges Denken gefährden kann, sollten solche negativen Aussagen im
Unterricht bekämpft werden. Es bedarf einer regelmäßigen Kontrolle der
Religionslehrer_innen durch die Bildungsdirektion. Diese soll dann einmal in
jedem Schuljahr dem Religionsunterricht beisitzen.
Zusätzlich braucht es einen Kanal, über den Schüler_innen bewusste
Indoktrinierung durch Lehrpersonen, insbesondere Religionslehrer_innen, melden
können. Hierbei ist es besonders wichtig, dass der Name der Schüler_innen
geschützt wird. Ein rein anonymes System lehnen wir aber ebenso ab, da es zu
häufigem Missbrauch führen kann.
NEGATIVE MÜNDIGKEIT
Unter dem Begriff “Negative Mündigkeit” verstehen wir die Entfernung aller Dinge
und Einflüsse, die die Entwicklung eines mündigen, selbstbestimmten Individuum
einschränken. Im Kontext der religiösen Mündigkeit in der Schule handelt es sich
hierbei in erster Linie um die klassischen Verdächtigen: Kreuze in den
Klassenzimmern und sachlich unwichtige Betonungen des Religionsbekenntnisses der
Schüler_innen.
Entfernung von religiöse Zeichen vom Schulgelände
Es ist für eine Schule, die sich die Bildung von mündigen Bürger_innen zum
Ziele setzt, nicht akzeptabel, wenn sie weiterhin deutlich macht, auf welcher
Seite sie steht. An der Schule angebrachte Kreuze signalisieren nur zu deutlich,
dass die Schule nicht neutral ist, sondern eine Religion über andere stellt.
Diese Kreuze schließen Schüler_innen aus, und passen nicht zu unserem Ideal
einer Schule der Mündigkeit. Sie haben in unserer Vision nichts verloren.
→ Es ist in einem ersten Schritt absolut unerlässlich und längst
überfällig, jegliche religiösen Zeichen am Schulgebäude zu entfernen.
Mein Religionsbekenntnis geht nur mich etwas an!
Es ist ebenfalls nicht relevant für die Schule, die Lehrkräfte und die
Schüler_innen, welches Religionsbekenntnis die einzelnen Schüler_innen haben.
Das dieses zum Teil sogar noch auf den offiziellen Zeugnissen zu finden ist,
grenzt an einen Skandal. Solch eine Information ist geradezu prädestiniert, um
missbraucht zu werden, und ist absolut unerheblich für die Mission der Schule.
→ Das Religionsbekenntnis der Schüler_innen sollte nicht der Schulleitung
oder sonstigen Organen in der Schule bekannt sein.
Aus- und Weiterbildung von Lehrer_innen
Lehrerinnen und Lehrer tragen massiv zur Meinungsbildung von Schüler_innen bei,
auch außerhalb des vorgegeben Lehrplans. Für den Ethikunterricht ist es
wichtig, dass nur staatlich geprüfte Lehrkräfte unterrichten, denn denn gerade
bei solch sensiblen Themen ist eine gute Ausbildung essentiell. Beim
Ethikunterricht ist ein offener, fairer und toleranter Diskurs auf
evidenzbasiertem Wissen wichtig. Dieser kann aber nicht gewährleistet werden,
wenn Religionslehrer_innen auf einmal von ihrer Überzeugung abweichen müssen
und einen anderen Lehrplan unterrichten sollen. Ethiklehrer sollten nicht
gleichzeitig Religion unterrichten.
Fortbildungen zur Toleranz und Aufklärung im Ethikunterricht
Es braucht eine Aus- und Weiterbildung von Lehrkräften, die Ethik unterrichten
werden. Langfristig soll natürlich ein eigenes Lehramtsstudium geschaffen
werden. Im Ethikunterricht soll unbedingt über die verschiedenen Religionen
aufgeklärt werden, dies muss unabhängig von der Meinung eines Lehrers oder
einer Lehrerin passieren. Wie oben erwähnt, ist ein toleranter und fairer
Diskurs gegenüber anderen Meinungen wichtig, dieser kann am besten durch
ausreichender Ausbildung der Lehrkräfte gewährleistet werden. Genau deshalb
braucht es auch regelmäßige Fortbildungen von Lehrer_innen in diesem Bereich.
Dort soll selber erarbeitet, aber auch gelernt werden, wie man eím
Ethikunterricht am besten unterrichtet. Beispiele hierfür sind: wie gehe ich
mit radikalen Meinungen für Schüler_innen um? Wie kann ich als Lehrer_in über
Religionen aufklären, ohne die persönlichen Meinung der Schüler_innen
anzugreifen? Diese Fortbildungen sind verpflichtend.
→ Wir fordern also, dass es für alle Ethik-Lehrkräfte verpflichtende
Fortbildungen gibt.
Änderungsanträge
- Ä1 (Paul Bauer, Eingereicht)
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