Antragsteller*in: | Ivana Monz, Frederik Witjes, Arthur Lohmann, Felix Schnabl |
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A9: MENTAL HEALTH
Antragstext
Viel zu oft ist es ein Problem, dass Jugendliche nicht akzeptieren und sehen
wollen, dass sie mentale Gesundheitsprobleme haben. Nicht selten wird es
runtergespielt, oft fehlt die Aufklärung und letztendlich mangelt es vielfach
an der schnellen Hilfe. Wenn sich Jugendliche dafür entscheiden, Hilfe in
Anspruch zu nehmen, ist es essentiell, dass diese auch bereitsteht und in
Anspruch genommen werden kann.
Die Schule muss sich mehr den Schüler_innen anpassen
Wenn von psychischer Gesundheit an Schulen die Rede ist, ist sehr oft von mehr
Schulpsycholog_innen die Rede. Selbst wenn diese Forderung sehr wichtig ist,
muss schon früher angesetzt werden. Das Ziel muss sein, dass weniger
Schulpsycholog_innen gebraucht werden. Es gilt die Schule allgemein zu einem
angenehmeren Ort zu machen, einem Ort, der weniger Stress hervorruft, und besser
an die Schüler_innen selbst angepasst ist.
Späterer Unterrichtsbeginn
Im Zuge der Pubertät verändert sich auch der Schlafrhythmus der Jugendlichen.
Während die Uhrzeit des Einschlafenkönnens sich nach hinten verschiebt,
brauchen Jugendliche nicht weniger Schlaf. Der frühe Schulbeginn führt also
dazu, dass die Schüler_innen häufig in der Schule unausgeschlafen sind, wie
eine Studie aus Deutschland zeigt. Schlafmangel kann auch gravierende psychische
Folgen haben, unter ihnen in extremen Fällen sogar Depressionen. Jedenfalls
aber mindert er die eigenen Leistungsfähigkeit, was in Kombination mit
Leistungsdruck zu einem gefährlichen Cocktail werden kann.
Es gibt, im Kontext der Schule, eine einfache Lösung: spätere
Unterrichtsbeginne. Sie führen, wie eine Studie aus Seattle zeigt, zu mehr
Schlaf, und damit zu mehr Zufriedenheit und Leistungsfähigkeit. Hierbei reicht
schon ein Unterrichtsbeginn um 8:45, um große Veränderungen zu erzielen.
→ Wir fordern also, dass der Unterricht in der Regel erst um 8:45 beginnt.
Schulautonome Abweichungen bleiben weiterhin möglich, bedürfen aber der
Zustimmung des SGA.
Mehr Bewegungseinheiten
Gerade Jugendliche haben viel Energie. Diese auch “rauslassen” zu können,
ist essentiell, um für ihre psychische Gesundheit zu sorgen. Sport mindert
erwiesenermaßen das Aggressionspotenzial, den Stress und führt zu einem
höheren Wohlbefinden.
Es ist also wichtig, dass nicht nur ein bis zwei Stunden pro Woche im Rahmen vom
Sportunterricht Sport betrieben wird, sondern dass Bewegungseinheiten ganz
selbstverständlich Teil des Schulalltags werden. Sie könnten beispielsweise
zwischen zwei Stunden die Schüler_innen auflockern.
→ Wir fordern also, dass in den Schulalltag regelmäßige, kurze
Bewegungseinheiten eingebaut werden. Die genaue Ausgestaltung sollte
selbstverständlich schulautonom sein.
Peer-Mediation verstärkt ausbauen
Gerade kleine Streitereien können sich rasch zu großen Belastungen für die
Betroffenen entwickeln. Es gilt also, sie möglichst rasch zu lösen. Hierbei
kann ein niederschwelliges Beratungsangebot hilfreich sein. Das Konzept der
Peer-Mediation bietet sich also an.
Hierbei werden ältere Schüler_innen von professionellen Mediator_innen und
Schulpsycholog_innen ausgebildet, um bei der Schlichtung kleinerer
Streitigkeiten den Schüler_innen helfend zur Seite zu stehen. Wenn dieses
Angebot niederschwellig genug ist, kann es zu einer substantiellen Verbesserung
des Schulklimas führen.
Natürlich kann so ein Angebot keiner Schule aufgezwungen werden.
Weiterbildungen für Peer-Mediator_innen sollten aber noch häufiger angeboten
werden. Ebenfalls kann es hilfreich sein, wenn man proaktiv auf Direktionen
zugegangen wird, und ihnen Hilfe bei der Umsetzung eines solchen Projekts
anbietet.
→ Wir fordern also, dass das Konzept der Peer-Mediation stärker von Seiten
des Bildungsministeriums beworben wird. Auch eine organisatorische
Unterstützung ist anzudenken.
Bewusstsein für Mental Health schaffen
Das Thema mentale Gesundheit wird in Österreichs Schulen immer noch viel zu
selten besprochen, bekommt kaum Aufmerksamkeit, und ist häufig sogar ein
Tabuthema. Um dieses Thema zu enttabuisieren, braucht es vor allem eins:
Aufklärung. Sie ist der erste Schritt, um Probleme frühzeitig zu erkennen und
zu bekämpfen. Mentale Probleme “schleichen” sich meistens über einen
längeren Zeitpunkt an, bis dann bei manchen leider ein sogenannter Mental
Breakdown eintritt. Die Schüler_innen sollten ein Bewusstsein für Mental
Health bekommen.
Klassenvorstandsstunden zur Enttabuisierung
Es ist ein Muss, dieses große Problem in Angriff zu nehmen, und es endlich mehr
in den Lehrplan und den Unterricht einzubauen. Denn im Unterricht sollen wir ja
auf das Leben vorbereitet werden, und psychische Probleme sind nun einmal
einfach ein Teil unseres Lebens. Die wichtigste Bezugsperson einer Klasse ist
meistens der Klassenvorstand (KV), in Zukunft sollte also insbesondere in
Klassenvorstandsstunden dazu beigetragen werden, dieses Thema zu enttabuisieren.
Bei der Enttabuisierung ist es wichtig Bewusstsein für das Thema herzustellen,
ebenfalls aber auch Tipps zur frühzeitigen Erkennung von Problemen zu geben.
→ Wir fordern, dass das Thema psychische Gesundheit endlich enttabuisiert
wird. Das soll insbesondere durch eine ausgeprägte und größere Behandlung des
Themas in KV-Stunden erreicht werden.
Behandlung in mehreren Fächern durch eine Verankerung im Lehrplan
Neben den Stunden mit dem Klassenvorstand oder der Klassenvorständin soll der
Lehrplan in Sachen mentaler Gesundheit aufgestockt werden. Er soll in Zukunft
generell mehr auf die psychische Gesundheit eingehen, vor allem in den Fächern
die inhaltlich dazu passen, z.B Biologie und Psychologie.
→ Wir fordern, dass es in Zukunft einmal pro Jahr und Klasse einen
verpflichtenden Workshop zum Thema mentale Gesundheit geben soll, um den
Schüler_innen die Möglichkeit zu geben, mehr über diese Problematik zu
lernen, aber auch über ihre Probleme zu sprechen.
Schnelle Hilfe anbieten
Nach der frühen Erkennung von mentalen Gesundheitsproblemen, der Vorbeugung und
der Aufklärung zu diesem Thema ist es aber nichtsdestotrotz wichtig, dass es
Ansprechpersonen für Schüler_innen gibt.
Ausbildungsplätze der Schulpsycholog_innen ausbauen und erhöhen
Mentale Probleme werden noch häufig unterschätzt. Gerade in Verbindung mit der
Coronakrise und den gestiegenen Zahlen von psychischen Problemen bei
Jugendlichen ist daher von großer Bedeutung, dass diese Krankheiten ernst
genommen und behandelt werden. Die Zahl von Schulpsycholog_innen an unseren
Schulen ist beängstigend gering.
Regelmäßig kommt es auch vor, dass das existierende Personal selten
ansprechbar ist und wenn, dann nur für sehr kurze Zeit. Es kann und darf aber
nicht sein, dass ein_e Schüler_in Monate lang darauf warten muss, bis man die
notwendige Hilfe erwarten kann.
Sich einzugestehen, dass man ein psychisches Problem hat, ist für viele
Schüler_innen eine riesige Überwindung. Diese Überwindung wird oft mit zu
langen Wartezeiten auf ein Gespräch bestraft. Wenn die Hilfe kommt, ist es
häufig schon zu spät.
Nun kann man die Anzahl an Schulpsycholog_innen nicht von Heute auf Morgen
verdoppeln. Man muss aber damit anfangen. Ein Ausbau an Ausbildungsplätzen von
Schulpsycholog_innen ist daher dringend nötig, um den österreichischen
Schüler_innen ein sicheres Umfeld bieten zu können.
→ Daher fordern wir, dass das schulpsychologische Personal an Schulen
drastisch erhöht werden muss. In einem ersten Schritt müssen deutlich mehr
Ausbildungsplätze geschaffen werden.
Vertrauenspersonen als Alternative
Wie bereits angesprochen, kann das Ansprechen einer mentalen Krankheit eine
große Belastung für Betroffene sein. Eine zusätzliche Belastung rührt daher,
dass die Schulpsycholog_innen oft als “fremde” Personen wahrgenommen werden.
Je nach Persönlichkeit kann das durchaus eine Schwierigkeit sein, die aber
leicht umgangen werden kann. Es ist also wichtig, dass auch eine
niederschwelligere Möglichkeit besteht. Wir schlagen hier einen Ausbau des
Modells der Vertrauenslehrer_innen vor.
Mit dem Ausbau und der Förderung von Vertrauenslehrer_innen kann einerseits die
Kapazität der Hilfe ausgebaut werden und andererseits können psychisch labile
Schüler_innen mit bereits bekannten Personen Gespräche führen. Sollte es
nötig sein, können diese Vertrauenslehrer_innen noch immer die Hilfe der
Schulpsycholog_innen in Anspruch nehmen.
→ Daher fordern wir, dass neben den Schulpsycholog_innen verstärkt auch
Vertrauenslehrer_innen zur Verfügung stehen.
Es steht natürlich außer Frage, dass eine Vertrauensperson eine grundlegende
psychologische Ausbildung braucht. Hier kann es sich um eine vertiefte
Weiterbildung handeln, bei der die Lehrkräfte die Fähigkeit erlangen,
psychische Probleme einzuordnen und in “einfachen” Fällen das
psychologische Äquivalent von Erste-Hilfe zu leisten.
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