Antragsteller*in: | Felix Schnabl |
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Status: | Eingereicht (ungeprüft) |
A13: Bildung zur Mündigkeit
Antragstext
Der Unterschied zwischen Bildung und Ausbildung wird geradezu inflationär
betont. Und das nicht ganz zu unrecht. Die Schule, so sagt man oft, sollte sich
beiden Dingen widmen. Einerseits ist es ihre Aufgabe, die Schüler_innen zu
bilden, ihnen ein Wissen mitzugeben, das keine direkte Nützlichkeit haben muss,
sondern die Schüler_innen selbst wachsen lässt. Ein Wissen, das die
Schüler_innen wohl nie konkret anwenden werden, das sie aber ein Leben lang
begleiten wird. Gerade wir dürfen dieses Wissen, das in der “Schule des Lebens”
oft vergessen wird, nicht links liegen lassen. Es ist nämlich erst die Bildung,
die eine wirkliche Schule des Lebens, und nicht nur des zukünftigen Berufs,
ermöglichen kann. Und die damit unser Ideal der Mündigkeit ermöglicht.
Was heißt es also, das Bildungsideal in unsere liberale Sicht der Schule mit
einzubeziehen? Es heißt zuallererst, dem offenen und vielleicht auch abstrakten
Denken einen Platz einzuräumen.
Abstraktes Denken fördern und fordern - Eine zusätzliche “offene” Prüfung bei
der Matura
Die erste Schraube, die sich uns anbietet, um an ihr zu drehen, ist die
Endprüfung. Sie kann als Festschreibung der Ziele der Schulbildung angesehen
werden. Prüfungen sollten nicht nur erworbenes Wissen abprüfen, sondern auch die
Fähigkeit, eine fundierte Meinung abzugeben, ohne dabei gleich eine konkrete
Anwendung für sie zu suchen. Es muss im Rahmen der Matura mindestens eine solche
Prüfungssituation geben, die sich bewusst das Abprüfen einer intellektuellen
Mündigkeit zum Ziele setzt.
Nun ist “Abprüfen von einer intellektuellen Mündigkeit” eine sehr ungenaue
Beschreibung. Wie also soll diese Prüfung konkret aussehen? Eine Möglichkeit
wäre es, nur eine einzige, offene philosophisch-politische Frage zu stellen.
Jede und jeder könnte sie in ihrer oder seiner Art beantworten, mit ihrer oder
seiner Interpretation der durch sie aufgeworfenen Problemstellung. Diese Art von
Essay-Prüfung mag zwar schwerer zu benoten sein, als enge Kompetenzchecks. Aber
die Fähigkeit, sich eine kohärente Meinung auf Basis einer breiten Vorbildung zu
bilden, ist nötiger denn je.
→ Wir fordern also bei der Matura eine zusätzliche “offene” schriftliche
Prüfung. Hierbei sollte weniger der Erwerb von konkreten Kompetenzen, denn die
Fähigkeit, eine eigenständige und fundierte schriftliche Antwort auf eine
intellektuell anspruchsvolle und offene Fragestellung zu artikulieren, im
Vordergrund stehen.
Was wird hier dann noch benotet? Die Kohärenz der Argumentation, und die
Fähigkeit, sie überzeugend, auch mithilfe von Beispielen, niederzuschreiben kann
man durchaus benoten. Natürlich ist es hier - mehr als je - wichtig, dass nicht
die eigene, inhärent subjektive Lehrkraft die Arbeit benotet.
Eine solche neu gedachte Prüfung verlangt auch nach einer Vorbereitung. Diese
soll durch alle Fächer hindurch geschehen. Gerade in Fächern, die derzeit keine
Maturafächer sind, sollte auf sie hingearbeitet sein. Insbesondere Psychologie
und Philosophie (PP), der Ethikunterricht, und das eigenständige Fach Politische
Bildung sollten auf diese Prüfung durch eine Initiierung zur Debattenkultur, und
auch zum Schreiben von Essays vorbereiten. Auch in Geschichte und Geographie
kann hier eine gewisse Vorbereitung geschehen.
Diese Prüfung wäre, um ihren Sinn zu haben, sowohl für AHS als auch BMHS
verpflichtend. Ihre Länge sollte nicht zu kurz bemessen sein, sondern an die der
anderen Prüfungen angeglichen sein - hier kann aber auch ein Unterschied
zwischen den Schultypen gemacht.
Literarische Bildung fördern und fordern - im Unterricht, und bei der Endprüfung
Zum klassischen Bildungsideal zählt auch, an erster Stelle sogar, das Studium
der Literatur. Literarische Bildung ist aber in Österreich oft zurückgedrängt,
abgeschwächt und ein Mittel zum Zweck. Das ist aber eine Zweckentfremdung der
Literatur: Sie soll nicht direkt nützlich sein, sondern Horizonte, Denkweise und
Perspektiven öffnen. Sie sollte uns schlichtweg helfen, die Welt, die uns
umgibt, mit anderen, bewussteren Augen zu sehen.
Mehr Literarische Bildung heißt für uns nicht einen verpflichtenden Kanon
durchzusetzen, in dem eine Reihe von “wichtigen” Werken zu finden ist, die jede
und jeder gelesen haben muss. Es sollte der Lehrkraft selbst überlassen sein,
wie sie die einzelnen Genres und Epochen ihren Schüler_innen näherbringt.
Hierbei muss auch ein kritischer Umgang mit den Texten gelernt werden, damit die
Schüler_innen.
Zugleich muss aber auch die durch die Endprüfung artikulierte Erwartung an den
Unterricht verändert werden. Weniger als auf viele verschiedene Textsorten
sollte das Augenmerk auf eine literarische Einordnung der Texte gelegt werden.
Hierbei soll zumindest ein Operator bei den “literarischen” Textsorten
(Textanalyse, Textinterpretation) diesem “in Perspektive”-Setzen gewidmet sein.
Diese Textsorten sollten dahingehend auch in jeder Angabe vertreten sein. Es ist
auch anzudenken, manche Textsorten zu streichen, um für den verstärkten Fokus
auf literarische Einordnung zu kompensieren.
Tote Sprachen vor dem Aussterben retten - Latein und Altgriechisch dürfen nicht
aus den Schulen verschwinden
Altertümliche Sprachen gelten häufig als wahlweise sinnlos, unnötig und
zeitverschwenderisch. Sie zu lernen kann aber auch Horizonte aufzeigen und
überraschende Perspektiven öffnen. Es ist also durchaus zu bedauern, dass diese
Sprachen langsam immer weiter aus den Schulen verschwinden.
Diese Sprachen verpflichtend zu machen, und somit allen Schüler_innen
aufzuzwingen, ist aber auch kein Weg. Das führt nur zu Trotzreaktionen und somit
weiterer Ablehnung. Es gilt also die Möglichkeiten auszubauen, um wirklich jeder
und jedem die Möglichkeit zu bieten, diese Sprachen und die dazugehörenden
Denkweisen zu erlernen.
Neben dem Erhalten von der derzeitigen Zahl von Lehrkräften, die diese Fächer
unterrichten, braucht es, um mehr Schüler_innen zu diesen Fächern zu bringen,
auch eine deutlich ausgebaute Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Schulen.
Hier können Clustermodelle, bei denen Schüler_innen für einzelne Fächer (zB eben
Latein oder Altgriechisch) in andere Schulen gehen, eine deutliche Verbesserung
sein. Sie sollten also generalisiert werden.
Im ländlichen Raum ist dieses Modell naturgemäß schwerer umzusetzen. Hier kann
es hilfreich sein, auf Remote Learning zu setzen. So könnten die Schüler_innen
einen durch und durch online abgehaltenen Unterricht erfahren, der aber genauso
Prüfungen und auch die Möglichkeit, zu maturieren bietet. Auch diese Remote
Learning Möglichkeiten, wenn professionell organisiert, können eine große Chance
für das verstärkte Angebot von klassischen Sprachen sein.
Natürlich richtet sich dieses Angebot der klassischen Sprachen insbesondere an
die AHS-Oberstufe, sollte aber auch schulautonom für BMHS Schüler_innen
angeboten werden.
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