Veranstaltung: | VI. Mitgliederversammlung JUNOS Schüler:innen |
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Tagesordnungspunkt: | #12.2. weitere inhaltliche Anträge |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 16.05.2023, 06:48 |
Ersetzt: | A6: I´ve been looking for Leistung |
A6NEU: I´ve been looking for Leistung
Antragstext
Auch 2022 war es wieder so weit. Zwischen 20. April und 31. Mai wurden in
Österreich die Grundkompetenzen von ausgewählten Schüler:innen im Rahmen der
sogenannten “PISA-Tests” wissenschaftlich untersucht. Die internationale
Schulleistungsstudie der OECD - oft abgekürzt als “PISA-Studie” - erhebt in
dreijährigen Abständen die Kompetenzen und Fähigkeiten in Mathematik,
Naturwissenschaften und Leseverständnis der Schüler:innen in dutzenden Ländern -
darunter eben auch Österreich.
Die Ergebnisse des diesjährigen Durchlaufs sind noch nicht bekannt - aber die
letzten PISA-Studien geben uns einen kleinen Vorgeschmack auf das was uns
erwartet. 2018 kommentierte die OECD die österreichischen Ergebnisse mit
“Österreich insgesamt im Mittelfeld, mit rückläufigem Trend in den
Naturwissenschaften”. “Der Abstand zu den Spitzenreitern – darunter vier
chinesische Provinzen, Singapur, Estland und Finnland – bleibt in allen drei
Bereichen groß”, wie man weiter anmerkt.
Wir sind davon überzeugt, dass da noch viel mehr möglich wäre. Das
österreichische Bildungssystem muss einen Weg finden, um den Schüler:innen zu
ermöglichen, mehr zu leisten. Schulische Leistung ist nämlich nichts anderes,
als erarbeitete Freiheit - etwas auf das man zutiefst stolz sein sollte.
Leider ist Leistung in der österreichischen Schulpolitik ein böses Wort. Oft
wird es mit Druck und mit Zwang verbunden, so gut wie immer ist es negativ
konnotiert. Der Tenor im schulpolitischen Diskurs ist leider oft einfach:
Leistung ist Druck und Druck ist Böse.
Das wird der Leistung aber eben nicht gerecht. Leistung ist Über-sich-
hinauswachsen, Leistung ist an-sich-arbeiten, Leistung ist immer-besser-werden.
Leistung ist ein echter Chancenbringer: der Schlüssel zum Tor in die Freiheit.
Die gute Leistung von heute ist die Basis für die Freiheit von morgen. Wir
brauchen also eine Schule, die bessere Leistung erzeugt.
Unser Bildungssystem muss ermöglichen, unterstützen, uns Schüler:innen dabei
helfen, über uns hinauszuwachsen und immer bessere Leistungen zu bringen. Es
muss uns die Werkzeuge und Kompetenzen für ein selbstbestimmtes Leben in die
Hand geben und uns zu Leistung ermuntern. Und hier sind die in den PISA-Studien
abgefragten Grundkompetenzen besonders wichtig. Unsere regelmäßig mittelmäßigen
Ergebnisse sind ein Auftrag zur Verbesserung. Wir als Junge liberale
Schüler:innen sind überzeugt: Es braucht nichts weniger, als eine
Leistungsrevolution im Österreichischen Bildungssystem!
Wir müssen endlich unser Bildungssystem entfesseln. Den gordischen
Kompetenzknoten durchtrennen. Unnötig teure Bürokratie abbauen. Die Kreativität
der Schulen von der Kontrollsucht der Politik befreien. Wettbewerb ermöglichen.
Wir müssen weg von der Schulverwaltung zur Schulgestaltung. Mit diesem Beschluss
wollen wir vor allem eine grundlegende Vision vorstellen. Die Vision einer
leistungsfähigeren Schule und damit einer freiheitsbringenderen Schule.
Wettbewerb führt dazu, dass sich die besten Lösung herauskristallisieren. Nur
ein echter Wettbewerb zwischen den Schulen kann zu einer dauerhaften
Leistungssteigerung im österreichischen Bildungssystem sorgen, indem er alle
Akteur:innen dazu zwingt, überholte Konzepte und veraltete Strukturen
aufzubrechen.
Wettbewerb funktioniert nur, wenn die Schüler:innen sich selbst die Schule ihrer
Wahl aussuchen können. Selbst wenn das bereits jetzt bei manchen Schulstufen in
manchen Bundesländern (am stärksten wohl in Wien) umgesetzt ist, braucht es hier
eine Generalisierung. Wir als Liberale können nicht nachvollziehen, warum
Schüler:innen dazu gezwungen werden sollten, in eine spezifische Schule zu
gehen.
Damit die Schulen aber wirklich um die Gunst der Schüler:innen konkurrieren,
braucht es für sie einen klaren Anreiz, Schüler:innen aufzunehmen. Hier wollen
wir das derzeitige System der Schulfinanzierung radikal vereinfachen: Für jede:n
Schüler:in soll die Schule einen Pauschalbetrag vom Bildungsministerium zur
Verfügung gestellt bekommen. Bei Schüler:innen mit speziellen Herausforderungen
(mangelhafte Deutschkenntnisse zum Beispiel) wird dieser Betrag entsprechend
erhöht - anhand eines transparenten “Chancenindex”. Dadurch haben die Schulen
einen Anreiz, für Schüler:innen attraktiv zu sein - gerade auch für solche, die
man besonders fördern muss.
Ein solcher Schulangebotsmarkt kann aber nur funktionieren, wenn die
Schüler:innen im Voraus die Qualität der in der Schule angebotenen Bildung
bewerten können. Hier braucht es endlich eine konsequente Offenlegung der
erreichten Notenschnitte jeder Schule bei der Abschlussprüfung.
Selbstverständlich sollten diese anonymisiert werden: Es geht schließlich darum,
zu beurteilen, wie gut die Schule ihre Schüler:innen dabei unterstützen kann,
Leistung zu bringen - und nicht darum, wie gut die individuellen Schüler:innen
sind. Langfristig wollen wir auch das Niveau der Matura regelmäßig leicht
erhöhen - das Ziel ist schließlich, dass die Schulen immer besser daran werden,
die Schüler:innen bei ihrer schulischen Leistung zu unterstützen.
Damit auch die Leistung der Schulen der Sekundarstufe 1 sichtbar wird, wollen
wir am Ende der Sekundarstufe 1 eine zentrale mittlere Reife einführen. Diese
soll - ebenfalls in Form einer standardisierten Prüfung - die Grundkompetenzen
der Schüler:innen abprüfen. Auch hier müssen die anonymisierten Ergebnisse der
einzelnen Schulen veröffentlicht werden. Den positiven Effekt von
veröffentlichten Notenschnitten auf den Erfolg der Schulen hat auch die OECD in
ihrem Bericht aus dem Jahr 2018 unterstrichen.
Damit der echte Bildungswettbewerb ermöglicht wird, müssen die Schulen aber auch
mehr Verantwortung bekommen. Bildung findet nicht im Ministerium oder in den
Bildungsdirektionen statt. Es sind die einzelnen Schulen, die Bildung wirklich
zu den Schüler:innen tragen. Die einzelnen Schulen wissen auch am besten, was
ihre Schüler:innen brauchen, um das Maximum aus sich selbst herausholen zu
können. Wir wollen zentrale Vorgabe also auf ein Minimum beschränken - und aus
den Schulleiter:innen echte Schulgestalter:innen machen. Die Schulen sollen also
über umfassende finanzielle, personelle und pädagogische Autonomie verfügen. Die
Schulleitung soll zusammen mit dem SGA selbstbestimmt über das Schulbudget
verfügen, wählt den passenden Lehrkörper aus und entscheidet über die
pädagogische Philosophie. Selbstverständlich werden sowohl die Mitglieder des
SGA als auch die Schulleiter:innen hierbei durch die Bildungsservices (s.
dritten Abschnitt) unterstützt.
Hier müssen Hürden von Seiten des Bildungsministeriums stark abgebaut werden.
Das Schulbudget muss endlich nach transparenten Kriterien vergeben werden -
anhand des weiter oben beschriebenen Chancenindex´. Dadurch wird die Macht der
Bildungsdirektionen zurückgedrängt, und die Schulen können besser planen, über
wie viel Budget sie verfügen werden. Selbiges gilt eben auch für die Auswahl der
Lehrkräfte. Hier gilt es nicht nur den Schulen die Kompetenz über die Auswahl
der Lehrkräfte zu geben, sondern sie auch zu den Dienstgebern der Lehrkräfte
machen.
Auch wenn es um die Wissensvermittlung geht, müssen die Schulen mehr Spielraum
erhalten. Es muss Schluss sein mit kleinteiligen Lehrplänen, die mehr einengen
als Flügel heben. Natürlich gibt es ein Grundwissen, Grundkompetenzen, die in
jeder Schule in Österreich gelehrt werden müssen. Das ist das Wissen, das sind
die Kompetenzen, die in den zwei wichtigen zentralen und standardisierten
Prüfungen abgeprüft werden sollen: zentrale mittlere Reife und Matura. Wie die
Schulen die Schüler:innen auf diese Prüfungen vorbereiten, dass soll absolut
ihnen vorbehalten bleiben. Es braucht eine Übersicht über den potenziell
abgeprüften Stoff - Lehrpläne braucht es jedoch keine. Zusätzlich soll es noch
verpflichtende Curricula zu wichtigen Mündigkeitsthemen geben (zB Sexualkunde
oder Medienkunde). Wie diese Curricula in den Unterricht eingebaut werden,
darüber haben die Schulen eigenverantwortlich zu entscheiden.
Um Schulen wirklich zu gestalterischen Entitäten zu machen, brauchen sie auch
echte Manager:innen an der Spitze. Es gilt also auch die Direktor:innen zu
solchen zu machen. Das bedeutet einerseits mehr Weiter- und Ausbildungsangebote,
aber auch andererseits mehr Kontrolle: Die Direktor:innen sollen durch den
Schulgemeinschaftsausschuss (SGA) gewählt werden. Leistungsorientierte Bezahlung
für Direktionen oder Lehrkräfte wollen wir steuerlich begünstigt sehen -
schaffen sie doch einen Anreiz wirklich das beste für die Schüler:innen zu
geben.
Die Schulen sollen in unserer Vision also selbst Verantwortung für den
Bildungserfolg ihrer Schüler:innen übernehmen. Dadurch verschwindet das jetzige
System, in dem sich jeder Akteur auf den jeweils anderen herausreden kann. Durch
den Wettbewerb unter den Schulen entsteht auch ein starker Anreiz, diese
neugewonnenen Freiheiten zu nutzen, um die Schüler:innen dabei zu unterstützen,
das beste aus sich herauszuholen. Nur ein solcher Wettbewerb der besten Ideen
kann den bildungspolitischen Stillstand beenden und endlich mehr Leistung aus
unserem Bildungssystem herausholen.
Die Bildungsdirektionen sind derzeit mit sehr viel Macht ausgestattet. Sie
vollziehen das gesamte Schulrecht in ihrem Bundesland, vollziehen also zum
Beispiel das Dienstrecht gegenüber dem Lehrkörper und den Direktor:innen und
zeichnen verantwortlich für die Organisationsformen der Schulen. Viel zu oft
liegt es an der viel zu politisierten Bildungsdirektion, die Schulen zu
kontrollieren - oder vielmehr einzuschränken. Ein echtes und mutiges
Autonomiepaket würde ihnen diese Kompetenzen nehmen. Wir wollen sie von einem
Kontrollorgan zu einem Serviceorgan machen.
Die neuen Bildungsservices sollen mit einem breiten Fortbildungsangebot für
Lehrkräfte und Direktionen den Schulen unter den Arm greifen. Sie sollen dabei
neuartige pädagogische Konzepte weiterreichen und unter den betroffenen
Stakeholder:innen verbreiten - das kann zum Beispiel auch die
Schüler:innenvertreter:innen betreffen.
Um auch einen echten Beitrag zur Modernisierung des Bildungssystems zu leisten,
sollen die neuen Bildungsservices auch über ein Budget verfügen, um innovative
Projekte an Schulen zu fördern. Hierbei gilt es vor allem, bestehende
Erfolgsbeispiele herauszugreifen und dabei mitzuhelfen, sie in weiteren Schulen
zu implementieren. Dadurch können die neuen Bildungsservices zu wirkmächtigen
Innovationstreibern im österreichischen Bildungssystem werden - und neben mehr
Wettbewerb und Autonomie einen zentralen Platz in einem leistungsfähigeren
System einnehmen.
Das Bildungsministerium trägt die Verantwortung für die allgemeine
Qualitätssicherung an den Schulen und kann in eng definierten Extremfällen
eingreifen. Um diese Qualitätssicherung zu gewährleisten eröffnet es im gesamten
Bundesgebiet Niederlassungen.
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