Veranstaltung: | VI. Mitgliederversammlung JUNOS Schüler:innen |
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Tagesordnungspunkt: | #12.2. weitere inhaltliche Anträge |
Antragsteller*in: | Jakob Vana, Leonie Arlt, Marvin Feigl, Paul Hebauer, Philipp Gruber, Ivana Monz (AG Grundsatzprogramm) |
Status: | Angenommen |
Eingereicht: | 08.04.2023, 12:28 |
A1: Grundsatzprogramm
Antragstext
Wir JUNOS Schüler:innen stellen die Schüler:innen in den Mittelpunkt. Uns
schwebt eine Schule vor, die auf ein Leben in Freiheit vorbereitet. Sie soll
Schüler:innen zu selbstbestimmten Individuen ausbilden. Dabei ist klar, dass
Schule ein Ort sein soll, wo man gerne hin geht. Schüler:innen haben eine
Schule verdient, wo Mitbestimmung und Eigenverantwortung eine zentrale Rolle
spielen. Liberale Bildungspolitik bedeutet Talente und Potenziale aller
Schüler:innen bestmöglich individuell zu fördern und zu fordern. JUNOS
Schüler:innen steht ein für Freiheit, Chancengerechtigkeit, Mündigkeit,
Demokratie und Transparenz. So ermöglichen wir unsere Vision einer freien
Schule von morgen.
Schule sollte genau so frei sein wie die Schüler:innen innerhalb der Schule.
Schüler:innen haben eine Schule der Freiheit verdient. Um das Beste aus unserem
Bildungssystem herauszuholen, braucht es Autonomie und Gestaltungsfreiraum. Wir
sind davon überzeugt, dass Top-Down Maßnahmen bei weitem nicht so zielführend
sind wie echte Autonomie an den Schulstandorten. Damit die
Entscheidungskompetenzen des SGA sowie der Direktionen erweitert werden können,
muss im Sinne der Qualitätssicherung ein transparenter Vergleich der Schulen
ermöglicht werden. Dadurch kann das österreichische Bildungssystem
vielfältiger werden und sich an die Bedürfnisse der Schüler:innen anpassen.
Uns geht nicht nur um die Freiheit und Autonomie der Schulstandorte, sondern
auch die der Schüler:innen selbst. Damit Schule verantwortungsvolle Menschen
hervorbringen kann, muss den Schüler:innen auch Verantwortung gegeben werden.
Eigenverantwortung und Freiheit in den Vordergrund zu stellen, ermöglicht es
Schüler:innen zu verantwortungsvollen und selbstbestimmten Bürger:innen zu
werden.
Schule soll, davon sind wir überzeugt, Schüler:innen die Chancen bieten, die
jeder Mensch braucht, um ein selbstbestimmtes Leben führen zu können. Solange
unser Schulsystem diesen Anforderungen nicht gerecht wird, werden
Ungerechtigkeiten weiterhin reproduziert. Es braucht ganz im Gegenteil echte
Chancengerechtigkeit, die sich nicht in kurzgedachter Chancengleichheit
erschöpft. Das heißt, dass es uns eben nicht darum geht, alle Schüler:innen
in die engen Grenzen eines einheitlichen Schulsystems zu sperren, sondern jede:n
einzelne:n zu fördern und zu fordern. Klar ist auch, dass wer Leistung bringt,
auch dafür belohnt werden muss. Dabei darf das Geschlecht der Schüler:innen
keine Rolle spielen. Des Weiteren bedarf es einer individuellen Förderung von
Schüler:innen mit Beeinträchtigung. Nur durch gelebte Chancengerechtigkeit
kann man vom Freiheitsversprechen und in weiterer Folge vom Aufstiegsversprechen
durch Bildung sprechen. Die Schule, die uns vorschwebt, sieht in ihren
Schüler:innen nicht Kinder ihrer Eltern, Mitglieder von sozialen Gruppen oder
Konfessionsgemeinschaften, sondern selbstständige Individuen. Damit der
Bildungsgrad nicht mehr nur von dem der Eltern abhängt, braucht es neue
Lernkonzepte, die von einem Frontalunterricht vormittags und dem Wiederholen des
Stoffes mit oder ohne Unterstützung der Eltern nachmittags abweichen. Darüber
hinaus sind wir der festen Überzeugung, dass eine gemeinsame Schule, die auf
die Individualität der Schüler:innen achtet und diese fordert und fördert,
unabdingbar auf dem Weg zu einer echten Chancengerechtigkeit ist.
Schule ist kein Selbstzweck, sondern soll Schüler:innen auf ein
selbstbestimmtes und mündiges Leben vorbereiten. Es braucht also eine Schule
der Mündigkeit. Eine Schule, in der die Grundkenntnisse für ein mündiges
Leben gelehrt werden. Neben diesen Grundkenntnissen, die jede:r braucht, um ein
selbstbestimmtes Leben in Freiheit leben zu können, sollen Schüler:innen
selbstständig entscheiden können, was sie lernen wollen, damit sie ihren
individuellen Weg gehen können.
Ein selbstbestimmtes Leben setzt nämlich gewisse Grundkenntnisse voraus. Dazu
gehören Kulturtechniken wie Lesen, Schreiben und Rechnen, aber auch die
digitale Mündigkeit. Also die Fähigkeit, digitale Informationen zu suchen,
auszuwerten, kritisch zu analysieren und deren Quellen zu identifizieren. Ebenso
nicht zu vernachlässigen ist echte praktische Bildung, die es im gleichen
Ausmaß benötigt, damit Schüler:innen selbstständig ihren Lebensalltag
meistern können. Diese Grundkenntnisse sollen bis zu einer Mittleren Reife, als
Startschuss für ein Leben in Freiheit, gefestigt werden. Klar ist aber auch,
dass der Prozess hin zu echter Mündigkeit ein schrittweiser und kein
plötzlicher ist.
Schüler:innen sind selbstbestimmte und mündige Individuen. Sie sind die
Bürger:innen der Zukunft. Aufgabe der Schule ist es, den Schüler:innen zu
ermöglichen, freie und mündige Bürger:innen zu werden. Um dieser Mission
gerecht zu werden, muss Mitgestaltung und Mitbestimmung von Schüler:innen in
der Schule eine wesentliche Rolle spielen. Für uns JUNOS Schüler:innen ist
somit echte Beteiligung auf allen Ebenen unabdingbar.
Echte Mitbestimmung setzt für uns eine starke und demokratisch organisierte
Vertretung voraus. Dafür braucht es faire Wahlen, mit großer Beteiligung, die
in regelmäßigen Abständen abgehalten werden. Eine Vertretung ist nur dann
eine echte Vertretung, wenn sie von möglichst allen Vertretenen gewählt wird.
Wir treten also für ein möglichst breit verteiltes Wahlrecht ein.
Ein fairer Wettbewerb der Ideen im Rahmen regelmäßiger und fairer Wahlkämpfe,
führt natürlich auch zu mehr Kontrolle. Um diesen wichtigen Wettbewerb
dauerhaft sicherzustellen, braucht es jedoch auch institutionelle Regeln für
faire Wahlkämpfe.
Klar ist: Die beste Demokratiebildung ist, Demokratie bereits in der Schule zu
leben. So kann Mitbestimmung und Mitgestaltung in frühen Jahren vereint werden
mit politischer Bildung.
In unserer Vorstellung sind Schüler:innen mündige Bürger:innen, die ein Recht
auf Wissen haben. Diesem Recht auf Wissen stehen die verstaubten Strukturen der
Schule leider allzu oft im Weg. Das negiert nicht nur das Recht der
Schüler:innen, zu wissen wer warum über oder für sie entscheidet, sondern
zerstört auch die Vertrauensbasis, auf die eine gute Schule angewiesen ist.
Wir denken Transparenz von den Schüler:innen her: Wann auch immer für oder
über sie entschieden wird, haben sie ein Recht zu erfahren, warum und auf
welcher Basis das getan wird. Das impliziert eine gläserne Schule auf allen
Ebenen. Beginnend bei der Schulverwaltung braucht es mehr Einsicht in Finanzen
und Bestellung von Personal. Mündige Schüler:innen haben das Recht zu
erfahren, wohin das Budget ihrer Schule fließt. Lehrer:innen müssen
transparent in der Leistungsbeurteilung sein. Die Transparenz zwischen den
Schulen muss gestärkt werden, um die Leistung der eigenen Schule besser
beurteilen zu können. Mündige Bürger:innen sollen sich ein eigenes Bild ihrer
Schulen machen können. Natürlich bedeutet eine gläserne Schule auch eine
transparente Vertretung aller Schüler:innen. Wer sich von den Vertretenen
versteckt, ist keine echte Vertretung.
Transparenz mag nicht alle Probleme lösen, aber kein Problem kann nachhaltig
ohne Transparenz und Ehrlichkeit gelöst werden. Vor mündigen Bürger:innen
muss man nichts verstecken!
Begründung
Im Zuge des Projekt Matrix, haben wir uns intensiv mit unserer Programmatik befasst. Um Widersprüche und Verwirrungen zu vermeiden, braucht es endlich ein echtes Grundsatzprogramm, welches unsere Visionen ausformuliert und nicht konkrete Forderungen enthält. Konkrete Forderungen finden sich in unserem Bundeswahlprogramm sowie in anderen inhaltliche Anträge. Wir haben hier so prägnant wie möglich unseren gemeinsamen Nenner formuliert. Dieses Grundsatzprogramm soll das bisherige ersetzen und ein Kompass in der zukünftigen programmatischen Arbeit sein. Gemeinsam mit Bildungsexpert:innen hat die AG Grundsatzprogramm die wichtigsten Anforderungen für ein Bildungssystem von morgen formuliert. Danke an alle, die dabei waren!
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