Veranstaltung: | VI. Mitgliederversammlung JUNOS Schüler:innen |
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Tagesordnungspunkt: | #12.2. weitere inhaltliche Anträge |
Antragsteller*in: | Lorenz Horvath, Tobias Auböck, Marvin Feigl, Heidi Wirnsperger, Paul Hebauer (AG ZMR und Schulpflicht) |
Status: | Angenommen |
Eingereicht: | 08.04.2023, 13:08 |
A7: Bildungspflicht statt Absitzpflicht
Antragstext
Die Schulpflicht ist ein notwendiges Übel. Der Staat zwingt durch sie alle
Kinder in Österreich für eine gewisse Zeit die Schulbank zu drücken. Es ist
ein
Freiheitsentzug mit dem Ziel, den Kindern später mehr Freiheit zu ermöglichen
-
ihnen durch die gegebene Bildung die Instrumente für ein selbstbestimmtes Leben
zu geben. Wie jeder Freiheitsentzug muss auch die Schulpflicht gut und
individuell begründet sein - das ist sie derzeit aber nicht. Derzeit ist die
Schulpflicht nicht mehr als eine “Absitzpflicht” - sie lässt sich darauf
reduzieren, dass man neun Jahre lang in einem Klassenzimmer sitzen muss. Das
entbehrt für uns jeder Logik. Wir wollen also ein System schaffen, in dem das
Ende der Schulpflicht an die erlangten Fähigkeiten und Kompetenzen geknüpft
wird
- an das Erreichen einer zentralen mittleren Reife. Und nicht mehr einfach an
das Vergehen von neun Jahren.
Die Basis: Eine längere Unterstufe, angepasst an die Länge der Schulpflicht
Wir halten es für sinnvoll, die Sekundarstufe I um ein weiteres Schuljahr zu
verlängern. Das ermöglicht eine höhere Spezialisierung in der Oberstufe, da
weniger allgemeinbildender Stoff durchgenommen werden muss, auf der einen und
das Festigen von Grundkompetenzen auf der anderen Seite. Selbstverständlich
sollte dementsprechend die Sekundarstufe II entsprechend gekürzt werden.
Daher fordern wir, dass die Sekundarstufe I um ein weiteres Schuljahr
verlängert wird und die Sekundarstufe II entsprechend gekürzt wird.
Es geht um Kompetenzen, nicht um Absitzen! - Die zentrale Mittlere Reife
Derzeit beträgt die Schulpflicht insgesamt neun Jahre. Diese müssen die
Schüler_innen absolvieren, jedoch haben sie nach Abschluss dieser neun Jahre
meist noch keinen Schulabschluss. Die Schulpflicht ist eher ein verpflichtendes
Absitzen als eine an Bildungszielen orientierten Vorgabe. Das wollen wir
ändern.
Nach dem Abschluss der Sekundarstufe I sollen alle Schüler_innen zu einer
Reifeprüfung antreten. Dadurch haben die Schüler_innen einen Schulabschluss,
der
gewährleistet, dass sie all die notwendigen Kompetenzen, um ein mündiges Leben
zu führen, erworben haben. Bei wiederholtem Nicht-Bestehen der Mittleren Reife
entfällt die Schulpflicht mit dem 18. Lebensjahr. Umgekehrt sollte man aber
auch
schon früher zur mittleren Reifeprüfung antreten können, um so Talente zu
fördern.
Daher fordern wir, dass die Schulpflicht bis zum 18. Lebensjahr an das
Erwerben der Zentralen Mittleren Reife gekoppelt wird.
Raus aus der Fächerlogik, rein in die Prüfung von Kompetenzen!
Aber was soll die zentrale Mittlere Reife überhaupt abprüfen? Was sind diese
Anforderungen für ein mündiges, selbstbestimmtes Leben, die jede_r erfüllen
sollte? Für uns ist klar, dass sie vor allem Grundkompetenzen wie etwa Lesen,
Schreiben oder Rechnen umfassen sollte. Aber auch Kompetenzen der politischen
Bildung, Medienkompetenzen, Berufsorientierung oder ein Grundwissen über das
österreichische Bildungssystem halten wir für wichtig und sollten daher
ebenfalls Gegenstand der Prüfung sein.
Daher fordern wir, dass die zentrale Mittlere Reife primär
Grundkompetenzen abprüfen sollte.
Die Zentrale Mittlere Reife sollte so objektiv und fair wie möglich bewertet
werden. Darum ist es sinnvoll, sie zur Auswertung an schulfremde Lehrkräfte zu
übergeben und sie außerdem bei der Korrektur zu anonymisieren. So garantiert
man, dass wirklich nur die Beherrschung des Prüfstoffs benotet wird. Um die
Prüfung noch transparenter zu machen, fordern wir, dass die Zentrale Mittlere
Reife auf digitalen Endgeräten durchgeführt wird. So bleibt alles digital
erhalten und es kann auch nichts verloren gehen. Sollte beispielsweise eine
mittlere Reifeprüfung trotz der vorigen Maßnahmen falsch oder unfair
korrigiert
werden, lässt sich viel leichter nachverfolgen, welche Lehrkraft verantwortlich
ist und ob es mehrere solcher Fälle gibt.
Daher fordern wir, dass die Prüfungen an digitalen Endgeräten
durchgeführt
werden und anonymisiert von schulfremden Lehrpersonen korrigiert werden.
Alle Schüler_innen sollen Einsicht in ihre eigenen Ergebnisse bekommen. So
können sie sehen, welche Themen sie noch nachlernen sollten und kontrollieren,
ob die Lehrperson fair benotet hat. So soll es auch die Möglichkeit geben,
Berufung einzulegen, falls der Verdacht einer falschen oder fehlerhaften
Beurteilung vorliegt. Sollte Berufung eingelegt werden, so ist die Prüfung von
einer anderen, ebenfalls schulfremden, Lehrkraft nochmals fair zu prüfen.
Daher fordern wir, dass Schüler_innen komplette Einsicht in ihre
Ergebnisse erhalten.
Natürlich ist bei der Mittleren Reife Chancengerechtigkeit enorm wichtig. Darum
fordern wir Erleichterungen für Schüler_innen mit Lernschwächen, um hier den
gerechten Ausgleich zu schaffen. In welcher Form es diese Erleichterungen geben
soll, sollten Experten für die jeweiligen Gebiete entscheiden. Außerdem sollen
die Erleichterungen von der Stärke der Lernschwäche abhängen.
Daher fordern wir entsprechende Erleichterungen für Schüler_innen mit
Lernschwächen.
Für alle Schüler_innen sollte die Möglichkeit bestehen, die Prüfung im
Herbst zu
wiederholen, auch nur in ausgewählten Kompetenzkategorien. Falls danach immer
noch eine kleine Zahl an Kompetenzkategorien nicht bestanden wurde, so müssen
verpflichtende Förderstunden in Anspruch genommen werden. Diese sollen parallel
zum regulären Unterricht in der nächsten Stufe stattfinden. Am Ende des Jahres
wird die Prüfung dann erneut geschrieben. Bei Nicht-Bestehen einer großen Zahl
an Kompetenzkategorien muss der Förderkurs „Vollzeit“ in Anspruch genommen
werden. Die Lehrpersonen des_der betroffenen_er Schüler_in entscheiden, welcher
der beiden Varianten der_die Schüler_in sich unterziehen muss.
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